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Verheißung Der Nacht

Verheißung Der Nacht

Titel: Verheißung Der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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die beiden wusste n. Obwohl ich mich eigentlich auch schon gefragt habe, ob das nicht so eine Art Wiedergutmachung sein sollte, man könnte vielleicht sagen, es war ein Traum, der einen Traum ersetzen sollte.«
    Cammie wechselte einen langen, nachdenklichen Blick mit ihrer Tante. »Dann glaubst du also, dass Reid der rechtmäßige Besitzer der Papierfabrik ist?« fragte sie schließlich.
    »Daran gibt es meiner Meinung nach überhaupt keinen Zweifel.«
    Cammie trank ihren Tee und stellte die Tasse dann auf den Tisch zurück. Sie beugte sich vor, die verschränkten Hände zwischen ihren Knien. »Ich glaube, ich habe nie etwas anderes erwartet«, sagte sie.
    »Hast du schon einmal überlegt ...«, begann Tante Beck, hielt dann aber inne, als müsse sie erst ihre Gedanken sammeln. Dann fuhr sie fort: »Wenn man genauer darüber nachdenkt, Cammie, dann gibt es eine Menge Parallelen zwischen dem, was damals mit Lavinia passiert ist, und deinen Problemen. Ist dir das schon mal aufgefallen?«
    »Weil Keith und Justin beide erschossen wurden? Ich glaube kaum ...«
    »Ihr beide wart im gleichen Alter, beide hattet ihr euer eigenes Einkommen, beide wart ihr verheiratet und hattet Probleme mit euren Ehemännern. Außerdem habt ihr euch beide mit anderen Männern eingelassen, eure Männer sind beide erschossen worden, und ihr wurdet beide des Mordes verdächtigt. Berührt dich das nicht auch eigenartig?«
    »Was willst du damit sagen?«
    »Ich mag ja eine zynische und misstrauische alte Frau sein, aber ich frage mich manchmal, ob das nicht jemand absichtlich so geplant hat.«
    »O nein, ganz sicher nicht«, widersprach Cammie. Sie glaubte an Reids Vermutung, dass Keiths Spielschulden für seinen Tod verantwortlich waren.
    »Es sind schon eigenartigere Dinge geschehen. Du wirst doch vorsichtig sein, nicht wahr? Du darfst keine dummen Risiken eingehen.«
    Cammie blickte auf ihre Hände. »Diese ganze Sache ... dieses Problem mit der Papierfabrik, das Verschwinden von Janet Baylor, die fehlenden Unterlagen, Keiths Tod - es ist alles so unglaublich. Aber weißt du, was mich am meisten bedrückt, ist die Art, wie die Leute reden, die Dinge, die sie über mich sagen.«
    Das weiße Haar ihrer Tante blitzte silbern auf im Licht, als sie zustimmend nickte. »Reden, das können die Leute am besten. Aber ich habe auch selbst schon gemerkt, mit welcher Gemeinheit darüber gesprochen wird. Es ist nicht normal, das kann ich dir sagen - wie zum Beispiel diese Geschichte, die ich gestern gehört habe, dass du und Reid nackt beim Geschlechtsverkehr im Wald überrascht worden seid, von einem Jäger, der zufällig vorbeikam.«
    »Lieber Gott.« Cammie wurde schlecht, als sie hörte, auf welch absurde Weise dieser kleine An Lass hochgespielt worden war.
    »Ich habe der Frau, die solche Sachen weitererzählt hat, erklärt, sie hätte einen Verstand wie eine Sickergrube«, erzählte Tante Beck mit höhnischer Stimme. »So etwas kann nicht wahr sein, habe ich gesagt, meine Cammie würde das nicht tun. Aber mir scheint, dass vielleicht jemand absichtlich solche Geschichten verbreitet, aus Gründen, die wir vielleicht noch gar nicht durchschauen können.«
    »Du meinst, das alles hängt irgendwie zusammen?«
    »Du kannst von mir behaupten, ich sei ein geistesgestörtes altes Frauenzimmer, aber ich verrate dir nur, was ich denke.«
    »Manchmal«, meinte Cammie erschöpft, »verspüre ich den Wunsch, mich von der menschlichen Rasse zurückzuziehen.«
    »Um die Dinge den Perversen zu überlassen? Das würde denen gefallen. Ich ziehe es ehe r vor, sie in die Hölle zu schic ken.«
    Cammie beobachtete ihre Tante, die ganz ruhig ihren lauwarmen Tee aus der dünnen Porzellantasse trank, und sie musste lachen. Es war besser, als in Tränen auszubrechen.
    Auf der Fahrt nach Hause wirbelten die Gedanken in ihrem Kopf. Es gab einige Dinge, über die sie mit ihrer Großtante nicht gesprochen hatte. Nicht, weil die alte Dame sich vielleicht nicht dafür interessiert hätte, sondern weil Cammie nur zu gut wusste , wie sie darauf reagieren würde. Und das wollte sie lieber vermeiden.
    Zunächst einmal war da der Klatsch. Tante Becks Vermutung, dass absichtlich Gerüchte ausgestreut wurden, ergab einen Sinn. Unter normalen Umständen wurden solche Geschichten von einem zum anderen weitererzählt, aber die Einzelheiten hatten sich mit solcher Geschwindigkeit weiterverbreitet, dass es wirklich erstaunlich war. Und obwohl diese Geschichten natürlich sehr verzerrt

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