Verheißung Der Nacht
Gewehr, das quer über Reverend Taggarts Hals lag.
»Stehenbleiben! Rühren Sie sich nicht!«
Der Ruf kam von der Tür. Im nächsten Augenblick schon waren sie von Männern umringt. Reid wurde vom Strahl einer starken Taschenlampe erfasst und sah in die Mündungen von etwa einem halben Dutzend Gewehre.
Er erstarrte mitten in der Bewegung, nicht einmal seine Augenwimpern zuckten.
»Lassen Sie das Gewehr fallen!«
»Nein«, rief Cammie und ging auf die Männer zu.
»Ist schon in Ordnung, Ma'am. Treten Sie bitte zurück.« Ein Mann in der Uniform der Staatspolizei hatte zu ihr gesprochen, ohne ihr große Beachtung zu schenken.
» Lass nur, Cammie«, versicherte Reid ihr. »Ich kann das schon allein erledigen.«
Er wollte ihre Tat auf seine Schultern nehmen, um sie vor den Konsequenzen einer Mordanklage zu schützen. Es war sogar möglich, dass er damit durchkam, denn er hatte die Meldung durchgegeben, die die Behörden hergebracht hatte. Für ihn würde es nur ein weiterer Mann von vielen sein.
Aber es war nicht fair, und es war auch nicht richtig.
Ein untersetzter Mann drängte sich zwischen den anderen hindurch, jemand, den Cammie kannte. Sie ging auf ihn zu und legte beide Hände auf seinen Arm. »Bud«, sagte sie mit fester, sicherer Stimme. »Sag ihnen, sie sollen aufhören. Ich habe ihn erschossen. Ich habe meinen Onkel getötet.«
Bud warf ihr einen durchdringenden Blick zu. Er starrte auf den Toten am Boden und auf Reid, der noch immer über ihm stand. Dann befreite er sich von Cammies Griff, ging auf Reid zu und zog ein Taschentuch aus seiner Tasche. Er nahm Reid vorsichtig mit dem Taschentuch das Gewehr ab und wandte sich dann an die anderen.
»Entspannt euch, Jungs«, versicherte er ihnen zuversichtlich. »Hier geht es um viel mehr, als auf den ersten Blick zu erkennen ist. Lass t uns hier erst mal etwas Licht hereinbringen, dann können uns die beiden hier alles erzählen.«
Es dauerte eine Weile, bis Reid und Cammie ihre Aussagen gemacht hatten; es gab so viel zu erzählen, so viele Einzelheiten zu erklären.
Einige Dinge ließen sie aus; Cammie verschwieg gewisse Einzelheiten und Reid ebenfalls, als hätten sie sich insgeheim abgesprochen. Wenn Bud es bemerkte, und das war ziemlich wahrscheinlich, so sagte er jedenfalls nichts. Die Fragen, die er stellte, waren scharfsinnig, sie zeigten, dass er die Situation und die vorangegangenen Ereignisse durchaus im Griff hatte. Er war sogar in der Lage, einige Dinge aus eigener Anschauung hinzuzufügen, da er sowohl offizielle als auch inoffizielle Untersuchungen betrieben hatte.
Alles hatte mit dem beabsichtigten Verkauf der Papierfabrik begonnen. Reids Vater hatte die Bücher durchgesehen, in dem guten Glauben, alles wäre in Ordnung, und dann hatte er die Unstimmigkeiten in Keiths Abteilung entdeckt. Der Streß hatte zu dem Herzinfarkt beigetragen, der ihn schließlich umgebracht hatte. Unmittelbar vor seinem Tod hatte er nach seinem Sohn telefoniert, und Reid war nach Hause gekommen. Doch sein Vater war gestorben, ehe er ihm eine vollständige Erklärung der Dinge hatte geben können.
Keith war entweder von Reids Vater auf seine betrügerischen Machenschaften angesprochen worden, oder ihm war klargeworden, dass eine Überprüfung der Bücher, die bei einem Verkauf unerlässlich war, alles ans Tageslicht bringen würde. Er hatte sich von allen Seiten Geld geborgt, um den Fehlbetrag auszugleichen, aber es hatte nicht gereicht. Mit der üblichen Zuversicht des Spielers hatte er versucht, die geborgte Summe am Spieltisch zu vermehren, und war dadurch schließlich in noch größere Schwierigkeiten geraten.
Das Ergebnis der Suche nach dem Eigentumsdokument, die es wahrscheinlich machte, dass Cammie nach dem Verkauf der
Fabrik eine reiche Frau wäre, hatte Keith dazu ermuntert, zu ihr zurückzukehren. Er war sicher, dass er sie mit schönen Worten dazu bringen würde, ihn wieder aufzunehmen, dann würde sie ihm das Geld geben, und all seine Probleme wären gelöst.
Cammie machte Keith mehr Schwierigkeiten, als er erwartet hatte. Gordon, der die Motive seines Bruders mißverstanden hatte, hatte Keith dazu ermuntert, härtere Maßnahmen zu ergreifen, um die Scheidung aufzuhalten. Cammies Mann war nur zu gern bereit gewesen, seinen Rat in die Tat umzusetzen. Reids Eingreifen war nötig gewesen, um Keith dazu zu bringen, nach einem anderen Ausweg zu suchen.
Sein größter Fehler war es jedoch gewesen, Reverend Taggart um Geld zu bitten.
Als sie an
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