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Verheißung Der Nacht

Verheißung Der Nacht

Titel: Verheißung Der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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anzusehen, blickte statt dessen auf den Tisch. »Ein solches Dokument nennt man auch einen Titel auf Gegenseitigkeit. Es ist eine bindende Vereinbarung zwischen zwei Menschen für die private Übertragung von Eigentum; Louisiana ist einer der wenigen Staaten, in dem so etwas noch gesetzlich ist. Mit diesem Vertrag hat Lavinia Justin dreihundert Morgen Land übertragen im Tausch für dreitausend Morgen, die er anderswo besaß. Der Preis von einem Dollar war nur eine Formsache. Und was die erwiesenen Dienste betrifft, da fragst du mich besser nicht, denn ich habe keine Ahnung.«
    »Wenn man danach geht, wie diese dreihundert Morgen in diesem Dokument beschrieben werden, gehörte das Land zu dem, was Lavinia beim Tod ihrer Mutter geerbt hat; es war ein Teil des Landes, das an dem damals einzigen Highway nach Greenley lag. Es besteht gar kein Zweifel daran, dass das Land ihr gehörte und dass sie demnach das Recht hatte, es weiterzugeben.«
    »Das Land, das sie als Gegenwert dafür bekommen hat, war unberührtes Waldland, mit einem Flussufer und einigen kleinen Bächen, obwohl zur damaligen Zeit keine Straßen dorthin führten. Alles in allem war das kein so schlechter Tausch, glaube ich.«
    Sie warf ihm einen erbitterten Blick zu. »Es war ein ausgezeichneter Tausch, aus geschäftlicher Sicht. Ist dir eigentlich klar, dass aus diesen dreitausend Morgen schließlich das Wildreservat wurde? Hast du eine Ahnung, was dieses Land heute wert ist?«
    »Ich weiß es, und ja, ich kann mir vorstellen, was es heute wert ist«, antwortete er.
    »Also haben meine Urgroßmutter und dein Urgroßvater, die einander einmal geliebt haben, auf genau entgegengesetzten Seiten des Wildreservates gewohnt, mit nichts zwischen sich außer einer Menge Bäume.«
    Reid stützte einen Ellbogen auf den Tisch und legte sein Kinn in die Hand. »Und mit einem gut ausgetretenen Pfad zwischen den beiden Häusern, einem Pfad, den man noch immer sehen konnte, als ich ein kleiner Junge war.«
    »Du machst Spaß«, meinte sie.
    »Ich schwöre.«
    Cammie sah ihn lange an, dann blickte sie in ihre Kaffeetasse. Sie nahm einen Schluck von dem Kaffee mit dem Brandy und fühlte, wie er warm durch ihren Körper lief. Sie stellte die Tasse ab und legte dann die Hand auf das alte Dokument. »Da steht nichts drin, was wir nicht auch hätten erraten können, wenn wir es versucht hätten«, meinte sie. »Warum hast du es mir also nicht gezeigt?«
    Er zuckte mit den Schultern und wich ihrem Blick aus. »Du schienst so sicher zu sein, was du mit der Fabrik anfangen wolltest. Vielleicht dachte ich, du solltest diese Möglichkeit haben.«
    »Und was ist aus all deiner Besorgnis um die Menschen geworden, die du den Spechten vorziehen wolltest?«
    »Ich bin also kein Mann von hohen Grundsätzen. Ist das schlimm?«
    »Ich glaube, das bist du doch«, meinte sie nüchtern. »Und ich glaube, du warst der Meinung, dass Lavinia vor all diesen Jahren den kürzeren gezogen hatte. Und das wolltest du in dieser Generation ausgleichen, nämlich bei mir. Du hast nicht bedacht, dass es dein Urgroßvater war und danach sein Sohn und danach dessen Sohn, die diese Fabrik aufgebaut haben und die dafür gearbeitet haben, dass sie erfolgreich war. Ganz zu schweigen davon, dass es dein Erbe ist.«
    »Du irrst dich«, wehrte Reid gepresst ab.
    »Wirklich? Dann sag mir, dass du nicht weglaufen und die Fabrik im Stich lassen wolltest. Sag mir, dass du nicht die Absicht hattest, mir dein Erbe zu überlassen, um ... um einer vergangenen Liebe willen und wegen erwiesener Dienste. Sag mir, wieso du glauben konntest, dass ich dieses Geschenk annehmen würde, wo ich doch wusste , dass es rechtmäßig gar nicht mir gehört!«
    »Also, Cammie ...«, begann er und hob alarmiert den Kopf.
    Doch sie sprach weiter, ließ sich nicht unterbrechen. »Ich bin nicht wie Lavinia, Reid. Ich brauche mehr als nur Großzügigkeit und Erinnerungen. Ich habe nicht die Absicht, mich zurückzuziehen, wenn es Schwierigkeiten und Tratsch gibt, um mein Leben der Wohltätigkeit zu widmen. Ich schäme mich nicht der Dinge, die wir getan haben. Und ich werde mich nicht mit weniger zufriedengeben als mit Liebe.«
    Er starrte sie mit großen Augen blicklos an. Abrupt sprang er von seinem Stuhl auf und wandte sich ab. Über seine Schulter hinweg sagte er mit gepresster Stimme: »Du kennst mich nicht, Cammie.«
    »Was gibt es denn da zu kennen? Du bist ausgebildet worden, um einen Job zu erledigen, aus vielen guten Gründen, und du

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