Verheißung Der Nacht
diesem Punkt der Befragung angekommen waren, senkte sich ein kurzes Schweigen über sie. Sheriff Bud Deerfield sah Reid mit gerunzelter Stirn an. »Dieser Handel mit dem Baylor-Mädchen - du warst es doch, der sie aus der Stadt geschafft hat, nicht wahr?«
»Nicht gerade eine meiner erfolgreicheren Unternehmungen«, meinte Reid und verzog grimmig den Mund. »Ich hatte vergessen, wieviel Augen und Ohren eine so kleine Stadt haben kann. Aber ich hatte den Eindruck, dass zu viele Leute ein gefährliches Interesse an dem haben könnten, was Janet herausgefunden hatte. Ich habe sie überredet, sich mit mir in Monroe zu treffen, dann habe ich sie über die Staatsgrenze nach Little Rock gebracht. Von dort aus habe ich ihr ein Flugticket gekauft, mit so vielen Umsteigeflughäfen wie nur möglich, um ihre Spur zu verwischen. Sie genießt im Augenblick eine Strandwohnung in Florida, die einem Kumpel von mir gehört, mit dem ich zusammen in der Armee war.«
Bud brummte unwillig. »Du hättest mir sagen können, was du vorhattest, dann hättest du uns allen viel Ärger erspart.«
»Das hatte ich auch vor, bis Keith umgebracht wurde«, antwortete Reid, ohne dem Blick des anderen auszuweichen. »Sein Tod ... der eine saubere Schluss , die gestohlene Waffe ... all das deutete auf einen professionellen Mord hin. Es gab drei Möglichkeiten, an die ich dachte: organisiertes Verbrechen, Militär oder ...«
»Oder Polizei? Ich verstehe, was du geglaubt haben musst «, meinte Bud. »Aber welche Gründe sollte ich dafür gehabt haben ?«
»Keith machte ziemlichen Lärm über deine Familiengeschichte, und das hätte dir bei der nächsten Wahl Schwierigkeiten einbringen können. Außerdem belästigte er Cammie, und es wäre ja möglich, dass du ihn warnen wolltest, dann aber die Kontrolle über die Sache verloren hattest. Wenn man dann noch bedenkt, dass es nicht das erste Mal wäre, dass jemand, der Spielschulden und Unterschlagungen auf dem Gewissen hat, die Polizei im Würgegriff hält ...«
»In einem Würgegriff, der unbedingt gebrochen werden musste ? Auf eine verrückte Art und Weise ergibt das sogar einen Sinn. Auch wenn nichts dran ist, vergiss das nicht.«
Reid nickte zustimmend. Die beiden Männer schienen einander zu verstehen.
»Richtig.« Bud sammelte die Papiere zusammen, die auf dem Küchentisch verstreut lagen. »Sieht ganz so aus, als wäre dies ein klarer Fall von Totschlag in Notwehr, und ich denke, der Staatsanwalt wird das auch so sehen. Mir scheint, die Jungs da draußen im Flur sind bereit, wieder abzuziehen. Es wird auch Zeit, dass wir alle von hier verschwinden und euch beide mit dem Rattenkillen weitermachen lassen.«
Es war zwar nicht die beste Umschreibung für diesen Augenblick, obwohl sie ganz natürlich geklungen hatte. Bud schien es zu bemerken, denn er zuckte zusammen und öffnete den Mund, als wollte er sich entschuldigen. Doch noch ehe er etwas sagen konnte, schrillte das Telefon in Reids Büro.
»Das wird Charles sein«, meinte Reid. »Ich werde ihm sagen, dass die Kavallerie rechtzeitig eingetroffen ist, wenn du nichts dagegen hast.«
Der Sheriff hob zustimmend die Hand. Reid verließ die Küche, nach einer Weile hörte man leise seine Stimme, gefolgt von Pausen, während er dem Teilnehmer am anderen Ende der Leitung lauschte.
»Nun, Cammie.« Bud steckte sein Notizbuch wieder ein. »Ich muss dir sagen, dass mir das alles sehr leid tut.«
Sie versuchte zu lächeln, doch es gelang ihr nicht. »Es gibt nichts, was du sonst noch für uns hättest tun können«, wehrte sie ab.
»Dann werde ich wohl besser zu deiner Tante fahren und ihr vorsichtig beibringen, was passiert ist. Rein sehr angenehmer Job, das kann ich dir sagen.«
»Tante Sara ist stärker, als du vielleicht glaubst«, meinte Cammie. »Ich werde mit dir kommen, falls jemand bei ihr bleiben sollte.«
Bud spitzte die Lippen und sah sie unter zusammengezogenen Augenbrauen her an. »Ich finde, das ist keine sehr gute Idee. Meinst du nicht auch? Ich meine, wenn man die Umstände bedenkt?«
Es dauerte einen Augenblick, ehe Cammie in ihrer Sorge um die Schwester ihrer Mutter begriff, worauf er hinauswollte. Auch wenn Tante Sara ihre Nichte noch so sehr liebte, so wollte sie doch sicher in ihrer Trauer um ihren Mann nicht ausgerechnet von der Frau getröstet werden, die ihren Mann umgebracht hatte.
»O ja, ich denke, du hast recht.«
Bud streckte den Arm aus und tätschelte ihre Hand. »Bist du sicher, dass ich nicht lieber den Arzt
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