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Verheißung Der Nacht

Verheißung Der Nacht

Titel: Verheißung Der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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Gordon Hutton. »Sobald ich frei bin, werde ich dich herumführen und dir zeigen, was wir alles getan haben, seit du weggegangen bist.«
    Hinter der Leutseligkeit dieses Mannes verbarg sich eine gewisse Herablassung, das gefiel Reid nicht. Nüchtern antwortete er: »Du brauchst dich nicht zu beeilen, ich nehme an, ich finde mich auch ganz gut selbst zurecht. Ich bin in dieser Fabrik praktisch aufgewachsen, das weißt du doch.«
    Gordon Huttons Lächeln verschwand. »Das ist wahr. Mein Alter Herr hat mich und Keith nie in die Nähe der Fabrik gelassen, bis wir ins College gingen. Er wollte nicht, dass wir hier störten, während er arbeiten musste . Sehr kurzsichtig von ihm, würde ich sagen.«
    »Aber jetzt bist du ja hier, und dir gefällt dein Job. Und ich bin auch hier und finde den Job entsetzlich.«
    Gordon Hutton schürzte die Lippen. »Da du gerade davon sprichst, ich muss sagen, ich hätte nie erwartet, dich einmal hier zu sehen. Alle haben geglaubt, dass das gute alte Greenley viel zu klein für dich sein würde, nachdem du erst einmal als Globetrotter die ganze Welt gesehen hast.«
    Reid sah seinem Gegenüber fest in die Augen. »Komisch, wie die Dinge sich manchmal entwickeln.«
    »Wirklich«, meinte Gordon ausdruckslos. »Nun ja, ich lasse dich jetzt allein, dann kannst du dich hier häuslich einrichten.« Er wandte sich schwerfällig um und ging dann aus dem Zimmer, leise fiel die Tür hinter ihm ins Schloss .
    Cammie hatte recht gehabt, Gordon Hutton war wirklich nicht begeistert über seine Rückkehr. Reid starrte ihm hinterher und fragte sich, ob ihm das wohl auch aufgefallen wäre, wenn Cammie nicht davon gesprochen hätte. Wahrscheinlich nicht.
    Gordon war nie ein besonders liebenswürdiger Mensch gewesen. Schon als Junge war er dick gewesen, doch er hatte seine Körperfülle dazu benutzt, die kleineren Kinder herumzuschubsen, und seine Stellung als Sohn des Chefs hatte er ausgenutzt, die anderen Kinder einzuschüchtern. Sein größter Ärger war gewesen, dass er Reid damit nicht einschüchtern konnte, obwohl dieser einige Jahre jünger war als er. Dennoch hatte er es immer wieder versucht, und wie es schien, versuchte er es heute noch immer.
    Reid wartete ein paar Minuten, dass jemand kommen würde, um das Büro auszuräumen. Als niemand kam, suchte er die Papiere auf dem Schreibtisch zusammen und legte dann alles, was er nicht brauchen konnte, zu einem Stapel auf dem Fußboden zusammen. Dann holte er einen Stift und einen Notizblock aus einer der Schubladen, legte sie zurecht und ging dann in eine Ecke des Zimmers, wo ein großer schwarzer Stahltresor stand, ein Relikt aus den zwanziger Jahren. Er kniete vor dem Tresor nieder, streckte die Hand aus und strich mit den Fingern über die roten und goldenen Buchstaben auf der Tür.
    Der Tresor war für ihn das Faszinierendste an der ganzen Papierfabrik gewesen, als er noch ein Kind war. Er war nicht älter als vier Jahre gewesen, als sein Großvater es ihm zum ersten Mal erlaubt hatte, ihn zu öffnen. Eine Schachtel mit Karamellutschern hatte in dem Tresor gestanden, und sein Großvater hatte getan, als sei er außerordentlich überrascht darüber. Die Lutscher hatten nach Zigarrenrauch gerochen und nach der Papierfabrik, aber geschmeckt hatten sie herrlich. Danach war es immer Reids ganz persönliches Vorrecht gewesen, den Tresor zu öffnen, wenn sein Großvater am Morgen die Geschäftsbücher daraus hervorholte oder sie am Nachmittag wieder weg schloss .
    Ein Lächeln lag um Reids Mund, als ihm die Zahlenkombination des Schlosses mühelos wieder einfiel, in der Sekunde, in der er seine Hand auf das Schloss legte. Und als er dann fühlte, wie sich das große Rad drehte, wie die Schlösser klickten, da schien es ihm zum ersten Mal, dass er doch hierhergehörte.
    Die Bilanzen und auch die Produktionslisten waren genau dort, wo er es erwartet hatte, wo die Männer der Sayers sie schon immer aufgehoben hatten. Der einzige Unterschied war, dass es jetzt Computerausdrucke in Plastikordnern waren anstatt der großen ledernen Geschäftsbücher. Er nahm die Unterlagen der letzten sechs Monate, schloss den Tresor wieder und breitete alles auf dem Schreibtisch aus.
    Zwei Stunden später blätterte er noch immer in den Unterlagen, machte sich Notizen und fuhr sich mit beiden Händen durch das Haar. Er hatte gewusst , dass die Fabrik in den letzten fünfzehn Jahren gewachsen war, doch den genauen Umfang hatte er nicht ahnen können. Er war erstaunt.
    Die einzige

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