Verheißung Der Nacht
»Wir wollen doch Evie aus dem Spiel lassen, wenn du nichts dagegen hast.«
»Ich habe gar nichts dagegen. Geh zu ihr zurück, denn dort gehörst du hin.«
»Das ist doch nicht dein Ernst, du bist ganz einfach eifersüchtig. Du willst doch, dass wir beide wieder Zusammensein können, ich weiß das. Denn wenn du das nicht wolltest, hättest du schon längst dein Testament geändert.«
Ihr gemeinsames Testament, das sie gegenseitig zu Erben einsetzte, war ihr logisch und praktisch erschienen, als sie noch jung verheiratet gewesen waren; zusammen mit einer Lebens- und Krankenversicherung hatten sie geplant, wie ihr Besitz aufgeteilt werden sollte. Cammie hatte seit einer Ewigkeit nicht mehr daran gedacht. Mit einem sarkastischen Lächeln meinte sie jetzt: »Das ist wirklich die Höhe, Keith. Aber danke, dass du mich daran erinnert hast, ich werde mich gleich morgen darum kümmern.«
»Ach, komm schon, Cammie.« Er runzelte die Stirn. »Was soll ich denn noch tun? Soll ich auf die Knie fallen und dich anflehen?«
»Nein, danke, obwohl das zur Abwechslung vielleicht einmal ganz nett wäre.«
»Ich versuche, großzügig zu sein und deinen kleinen Flirt mit Sayers zu übersehen. Beweist dir das denn nicht, wie sehr ich dich wiederhaben möchte?«
Ihr leises Lachen überraschte Cammie selbst, auch wenn es zynisch klang. »Vielleicht. Aber es zeigt mir auch, dass du nicht die leiseste Ahnung hast, was ich überhaupt fühle. Ich möchte, dass du aus diesem Haus hier verschwindest. Sofort. Sonst werde ich den Sheriff anrufen.«
»Das würdest du nicht tun.« Als sie sich von ihm abwandte und auf das Telefon zuging, sagte er schnell: »Also gut, also gut. Warte einen Augenblick.« Er biß sich auf die Unterlippe, während sie schon die Hand zum Telefonhörer ausgestreckt hatte. Schließlich zuckte er mit den Schultern. »Also gut, gib mir das Geld für die Rechnung, und ich gebe dir den Schlüssel. Dann sind wir quitt.«
Es wäre vielleicht das Geld wert, dachte sie. Aber sie war nicht so dumm, ihm das Geld bar in die Hand zu geben. Er würde in einer Woche wiederkommen, das Geld wäre weg und die Rechnung noch immer nicht bezahlt.
»Gib mir den Schlüssel und den Kostenvoranschlag«, sagte sie. »Ich werde mich darum kümmern.«
»Himmel«, meinte er. »Dabei warst du früher immer ein so süßes, vertrauensvolles kleines ...«
»Das war, ehe ich dich geheiratet habe.«
Er verzog unwillig das Gesicht. »Wie man hört, ist Sayers ein wirklicher Ladykiller. Du solltest dich in seiner Nähe besser vorsehen.«
Sie sah ihn an, ganz plötzlich kam ihr die Erinnerung wieder. Mit langsamen Bewegungen nahm sie den Schlüssel entgegen und streckte dann die Hand nach dem Kostenvoranschlag aus. »Sag mal, wusste st du eigentlich, dass es da eine Firma gibt, die die Papierfabrik kaufen will?«
Ein vorsichtiger Ausdruck trat in seine Augen. »Woher weißt du das denn?«
»Das tut jetzt nichts zur Sache. Du wusste st es, aber du hast kein einziges Wort davon verlauten lassen - denn sonst hätte es die ganze Stadt gewusst . Ich frage mich, warum du so verschwiegen warst.«
»Das ging nur die Leute in der Fabrik etwas an. Außerdem ist ja noch nichts entschieden, es war nur ein vorläufiges Angebot. Ich hätte ja ausgesehen wie ein Dummkopf, wenn ich darüber gesprochen hätte und es hätte hinterher nicht geklappt.«
Seine Worte klangen gerade berechnend genug, um wahr zu sein, obwohl sie noch immer vermutete, dass es da etwas gab, das er ihr verschwieg. »Ich nehme an, du glaubst, es ist eine gute Idee«, meinte sie nüchtern.
»Warum nicht? Gordon und ich würden zwar nicht so viel bekommen wie Sayers, aber es wäre noch immer ein ganz hübsches Sümmchen.«
Ihr kam ein Gedanke. »Aber wenn wir beide uns wieder versöhnen, wenn wir zum Zeitpunkt des Verkaufs wieder zusammenleben, dann würde ich doch die Hälfte von dem Geld abbekommen. Ich hätte gedacht, dieser Gedanke würde dir nicht gefallen.«
Er machte einen schnellen Schritt auf sie zu und blieb erst stehen, als er sah, dass sie vor ihm zurückwich. Er streckte ihr eine Hand entgegen. »Es würde mich nicht stören. Bei Gott nicht. Es würde alles zwischen uns wiedergutmachen, denn dann wärst nicht nur du es, die Geld hat.«
»Dein Geld hättest du in höchstens einem Jahr ausgegeben.« Cammie schüttelte den Kopf. »Und dann wären wir wieder genau da, wo wir angefangen haben.«
»O Cammie«, sagte er leise, und seine Augen waren ganz groß. »Wäre das denn
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