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Verheißung Der Nacht

Verheißung Der Nacht

Titel: Verheißung Der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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nicht übermäßig auftraten, aber in den schlechten Jahren war es ein hartes Leben gewesen.
    Rinder und Schweine waren frei in den Wäldern herumgelaufen, die Leute hatten Milchkühe gezüchtet und Hühner, auf den Feldern war Gemüse gewachsen und Früchte, die Farmer hatten ihr eigenes Mehl gemahlen, ihren eigenen Zuckerrohrsirup gekocht, Baumwolle und Wolle geerntet und gesponnen, sie gewebt und ihre eigene Kleidung hergestellt. Baumwolle anzubauen war am ertragreichsten gewesen, aber der Ertrag genügte gerade dazu, Fässer mit Mehl zu kaufen, Lederschuhe, Gewehre, Messer, Medizin und ab und zu ein Stück hübschen Stoffes für ein Sonntagskleid.
    Einige wenige Farmer nur hatten Sklaven besessen. Und die, die Sklaven hielten, konnten sich meistens auch nur ein paar leisten, die auf den Feldern halfen oder der Hausfrau bei ihren endlosen Arbeiten im Haus, beim Nähen, Kochen und der Konservierung von Lebensmitteln - und natürlich auch, um auf die Babys aufzupassen, die jedes Jahr oder alle zwei Jahre geboren wurden, in regelmäßiger Folge.
    Der Krieg zwischen den Staaten, wie er bis ins Jahr 1950 in dieser Gegend noch genannt wurde, änderte nur sehr wenig. Hauptsächlich nahm er den Menschen die Illusion des Gelobten Landes<, die noch in der ersten und zweiten Generation Einwanderer aus den Slums und den elenden Bauernhöfen von England, Irland, Schottland und Wales waren. Später hatten Farmer und auch freigelassene Sklaven sich abgemüht, ihren Lebensunterhalt auf einem Boden zu verdienen, der von Anfang an nicht sehr fruchtbar gewesen war. Tiefer und tiefer waren sie jedes Jahr in eine geistige und wirtschaftliche Depression versunken, die sie nie wieder verließ. Und das war noch bis heute so.
    Die Papierfabrik hatte ihnen das Leben ein wenig leichter gemacht. Die Farmer hatten ihr Land verlassen für einen gesicherten Lohn, mit dem sie sich Kleider aus dem Laden kaufen konnten, Autos, Waschmaschinen und Weihnachtsgeschenke für ihre Kinder. Die Menschen waren in die Stadt gezogen, um näher an ihrer Arbeitsstelle zu sein. Das ganze Land, das einmal bewirtschaftet gewesen war, hatte der Wald sich zurückgeholt, so vollständig, dass es heute selbst für die alten Leute im Ort schwierig war, genau zu sagen, wo die Farmen einmal gelegen hatten.
    Das Land, das man immer ganz besonders hatte bearbeiten müssen, um Baumwolle darauf wachsen zu lassen, hatte ohne große Mühe Bäume hervorgebracht. Die lange Wachstumsperiode von neun Monaten im Jahr und Wurzelwachstum in den verbleibenden drei Monaten hatte mehr Kubikmeter Holz pro Morgen geliefert und in kürzerer Zeit als irgendwo anders auf der Welt. In den letzten zwanzig Jahren war Holz die Haupteinkommensquelle Louisianas gewesen, es hatte einundsechzig Prozent des Einkommens aus der Landwirtschaft ausgemacht. Der Staat produzierte siebzehn Prozent mehr Holz, als jedes Jahr geschlagen wurde, kein Wunder, dass die Schweden ihre Papierfabrik ausgerechnet hier ansiedeln wollten.
    Hinter Reid öffnete sich die Tür des Büros. Gordon Hutton, ein großer, kräftiger Mann mit einem fülligen Gesicht und dünnem, braungrauem Haar, trat in den Raum. Mit seinem Aktenkoffer in der Hand, dem dreiteiligen Anzug und einem Anflug von Wichtigtuerei schien er in einem Sitzungszimmer geboren worden zu sein.
    Er kam auf Reid zu und streckte ihm die Hand entgegen, mit ein wenig übertriebener Herzlichkeit meinte er: »Meine Sekretärin hat mir gesagt, dass du gekommen bist. Ich habe dich schon seit dem vergangenen Monat erwartet. Ich lasse gleich meine Sachen aus dem Zimmer schaffen.«
    Reids erster Gedanke war, ihm zu sagen, dass er sich diese Mühe nicht zu machen brauchte. Aber das würde nicht gehen. Er musste doch irgendwann einmal damit beginnen, sich in der Firma umzusehen, warum also nicht gleich? Außerdem hatte es ihm einen unangenehmen Schock versetzt, die Sachen eines anderen Mannes auf dem Schreibtisch seines Vaters zu sehen, zu wissen, dass jemand anderer in diesem Schreibtischsessel gesessen hatte. Eigenartig. Er war nie sehr besitzergreifend gewesen, doch jetzt schien das anders geworden zu sein. Seit er wieder nach Hause gekommen war, hatte er die Anzeichen schon gespürt. Vielleicht seit dem Zeitpunkt, als er Cammie im Wildreservat überwältigt hatte.
    »Das wäre nett«, meinte er und lächelte. Er lächelte noch immer, als der andere Mann seine Hand schüttelte.
    »Ich habe einige Probleme, die ich gleich heute morgen in Angriff nehmen möchte«, sagte

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