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Verheißung des Glücks

Verheißung des Glücks

Titel: Verheißung des Glücks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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gesprungen.«
    »Verdammt!«, sagte Ian. »Sie schwimmt hinaus, um ihn zu retten. Meli hat eine furchtbare Angst vor diesem See. Aber für Lincoln springt sie sogar hinein. Siehst du das, Charlie? Du wolltest einen Beweis. Das dürfte reichen.«
    Charles hatte ihm offenbar nicht zugehört, denn er antwortete. »Sie ist untergegangen.«
    Ian stellte sich auf die Zehenspitzen. Er konnte Meli nicht entdecken. »Wahrscheinlich schwimmt sie ein Stück unter der Oberfläche«, sagte er in dem verzweifelten Versuch, die aufkommende Panik im Zaum zu halten. »Anders kann es nicht sein.«
    »Nein. Wenn ich es dir doch sage, sie ist untergegangen. Es war, als zöge sie etwas unter Wasser.«
    Die letzten Worte hörte Ian nicht mehr. Er rannte bereits hinunter zum Steg — Malcolm, der schon vor ihm losgelaufen war, dicht auf den Fersen. Doch keiner von ihnen konnte noch etwas tun. Sie waren zu weit entfernt.

Achtundvierzigstes Kapitel
     
    In ganz Kregora herrschte eine bedrückende Stille. Nirgends hörte man wie sonst Gelächter und zwischen den Dienstboten flogen nicht die üblichen derben Scherze hin und her. Die Trauer hatte alle verstummen lassen.
    Lachlan saß im Zimmer seiner Tochter in einer Ecke. Das Gesicht hatte er in die Hände gelegt und seine Wangen waren nass. Jeden Moment rann eine neue Träne bis zu seinem Kinn. Noch nie im Leben hatte er sich so machtlos gefühlt. Er konnte seiner Tochter nicht helfen und auch für seine Frau konnte er nichts tun. Kimberlys verzweifelte Versuche, Melissa zu ihnen zurückzuholen, brachen ihm schier das Herz.
    Kimberly kniete an Melissas Bett und sprach mit ihrer Tochter, als könne sie alles hören. Melissas Augen waren zwar weit offen, doch ihr Blick war leer.
    Schließlich wandte Kimberly sich ab und vergrub das Gesicht in Lachlans Schoß. Endlich konnte er seiner Frau wenigstens tröstend übers Haar streichen. Ihr herzzerreißendes Schluchzen bereitete ihm unsägliche Qualen.
    »Melis Geist hat ihren Körper verlassen. Ihre Augen sind offen, aber sie sieht mich nicht.«
    »Der Doktor sagt, sie kann wieder gesund werden«, murmelte Lachlan. Der Arzt hatte auch gesagt, man dürfe sich keine allzu großen Hoffnungen machen. Aber das hatte er nur Lachlan leise zugeraunt.
    »Die Angst war einfach zu viel für sie. Ihre Seele ist davor geflüchtet und nun findet sie nicht zurück. Melis Albträume haben sie eingeholt. Der verdammte See! Wir hätten ihn schon vor Jahren trockenlegen sollen.«
    »Nein. Wir hätten nach dem schlimmen Schreck, den sie dort als Kind bekommen hat, mit ihr in diesem See das Schwimmen üben sollen, anstatt sie zu bemitleiden. Wir hätten sie nicht von dem See fern halten dürfen.«
    Lincoln hatte Melissa das Leben gerettet. Er war noch vor ihren Onkeln bei ihr gewesen, hatte sie unter der Wasseroberfläche entdeckt und ans Ufer gezogen. Erst dachte er, sie sei tot. Doch dann hustete sie das Wasser aus ihrer Lunge und schlug die Augen auf. Seither hatte Melissa ihre Augen nicht mehr geschlossen, doch sie schien nichts und niemanden wahrzunehmen. Wie ohnmächtig lag sie auf ihrem Bett.
    Der Doktor sprach von einem Schock, doch er wusste kein Mittel dagegen. Er hatte an einige Ärzte geschrieben, die in solchen Dingen erfahrener waren als er, aber allzu viel Hoffnung machte er Melissas Eltern nicht. Er riet ihnen, ihre Tochter warm zu halten. Mehr konnten sie im Augenblick nicht für sie tun. Es war nicht möglich, ihr in diesem Zustand etwas zu essen zu geben oder ihr mehr als ein paar Tropfen Tee einzuflößen. Wenn sie nicht bald wieder zu sich kam, würde sie immer schwächer werden und dann ...
    Melissas Eltern hörten das Klopfen nicht. Schließlich trat Lincoln unaufgefordert ein. Unschlüssig blieb er an der Tür stehen. Er überlegte, ob er sich bemerkbar machen sollte oder nicht. Vermutlich blickte er genauso verzweifelt drein wie die MacGregors. Er wusste, was der Arzt gesagt hatte, und fühlte sich wie betäubt. Lincoln schien es unfassbar, dass Melissa sich vielleicht nicht erholen würde. Damit konnte er sich unmöglich abfinden. Er verstand auch nicht, warum sie in diesem sonderbaren Zustand war, fürchtete nur wie alle anderen um ihr Leben.
    Die MacFearson-Brüder, die vollzählig vor Melissas Zimmer versammelt waren, hatten ihm erzählt, wie viel Angst sie vor dem See hatte. Sie fürchtete sich vor einem Drachen, einem Ungeheuer, das allenfalls in den bangen Träumen kleiner Kinder Platz hatte. Doch Melissa war es nie gelungen, diese

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