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Verheißung des Glücks

Verheißung des Glücks

Titel: Verheißung des Glücks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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ohnmächtig?«
    »Etwas mehr als drei Wochen. Während dieser Zeit schrieb ich an meinen Bruder Richard. Er erklärte sich bereit, meinen Jungen für ein oder zwei Jahre bei sich aufzunehmen.«
    »Ein oder zwei Jahre? Und was war danach? Hattest du vergessen, dass es mich gab?«
    Lincolns Stimme klang nun etwas ruhiger, war jedoch noch immer voll Ablehnung und Bitterkeit. Eigentlich hätte er erleichtert sein sollen, dass seine zeitweilige Unzurechnungsfähigkeit nur dem hohem Fieber zuzuschreiben war. Melissa hörte es jedenfalls mit Freude. Endlich würde sie die Bedenken ihrer Familie zerstreuen können.
    »Länger wollte ich dich anfangs wirklich nicht in England lassen«, antwortete Eleanor. »Doch dann erfuhren Richard und Henriette, dass sie nach Edith keine weiteren leiblichen Kinder mehr bekommen würden, und wollten dich zu ihrem Erben machen. Richard bat mich mit Engelszungen, dich bei ihm in England zu lassen. Er meinte, es sei besser für dich. Ich glaube, ihm war gar nicht bewusst, wie egoistisch seine Motive waren. Er mochte dich sehr und wollte nur dein Bestes. Außerdem glaubte er, dir eine bessere Erziehung und Ausbildung bieten zu können, als ich das vermochte. Und damit hatte er nicht Unrecht. Wir lebten ja hier im Hochland so abgeschieden, und ohne deinen Vater ... Du brauchtest einen Mann, der dir ein Vorbild sein konnte.«
    »Aber warum hast du mich überhaupt erst weggeschickt? Weil ich dir nicht gehorchte, als ich Fieber hatte?«
    »Erinnerst du dich wirklich nicht an die Schwierigkeiten, die es schon vorher gab?«, fragte Eleanor ihren Sohn. »Seit dem Tod deines Vaters warst du völlig außer Rand und Band. Schon lange vor dem Fieber hast du dir von mir nichts mehr sagen lassen.«
    »Woher willst du denn das wissen?«, erwiderte Lincoln feindselig. »Du kamst doch tagelang gar nicht aus deinem Zimmer und hast dich dort sogar eingeschlossen. Ich sah dich ja kaum noch.«
    »Ich weiß, dass ich damals jeden Einfluss auf dich verlor«, sagte Eleanor. »Was du in deinem Fieberwahn getan hast, machte mir lediglich noch schmerzlicher bewusst, wie weit du schon von mir entfernt warst. Ich hatte zu wenig Zeit für dich, und das wurde dir beinahe zum Verhängnis. Es steht mir nicht zu, dich um Verzeihung zu bitten, doch damals glaubte ich wirklich, es sei das Vernünftigste für dich, wenn du eine Zeit lang bei deinem Onkel in England leben würdest. Dabei hätte ich dich nur zu gerne bei mir behalten. Doch ich stellte meine eigenen Wünsche hintan, denn ich wollte nur dein Bestes.«
    »Das war es aber für mich nicht. Als Vater starb, hätte man glauben können, auch du seist gestorben, so wenig hast du dich um mich gekümmert.«
    Eleanors Augen füllten sich mit Tränen. »Ich musste mich entscheiden, Lincoln, und es war die schwerste Entscheidung meines Lebens. Ich musste zwischen dir und deinem Vater wählen.«
    »Du hast dich also dafür entschieden, jahrelang ungestört um ihn zu trauern, anstatt deinen Sohn großzuziehen«, sagte Lincoln ungnädig.
    »Ich habe mich dafür entschieden, mich um ihn zu kümmern.«
    Lincoln starrte seine Mutter an. »Was zum Teufel soll das denn nun wieder heißen?«
    »Ich musste ihm versprechen, dass ich nie einer Menschenseele etwas davon sagen würde, und ich hielt dieses Versprechen, solange er lebte. Selbst jetzt fällt es mir nicht leicht, es zu brechen. Aber es muss sein. Du sollst wissen, warum ich damals keine andere Wahl hatte, als dich zu deinem Onkel zu schicken.« Einen Augenblick zögerte Eleanor. Dann sagte sie: »Dein Vater blieb nach dem Unfall im Bergwerk am Leben, Lincoln. Er starb erst vor zwei Jahren.«

Zweiundfünfzigstes Kapitel
     
    Lincoln ließ sich abrupt auf einen Stuhl fallen. Er war tief erschüttert. Auch Melissa fühlte sich seltsam benommen. Nie im Leben hatte sie geahnt, welch bedrückende Geheimnisse sich ihr in Lincolns Elternhaus offenbaren würden. Beklommen überlegte sie, ob sie nun alles gehört hatten oder ob Lincoln noch weitere Eröffnungen bevorstanden. Er musste sich fühlen, als hätte man ihm den Boden unter den Füßen weggezogen. Bestimmt war es für ihn ein furchtbarer Schock zu erfahren, dass sein totgeglaubter Vater noch bis vor wenigen Jahren gelebt hatte. Man sah Lincoln an, wie verstört und verwirrt er nun war.
    »Warum?«, stieß er schließlich hervor. »Oh Gott, warum?«
    Eleanor wurde von Schluchzen geschüttelt. »Der Unfall zerstörte seinen Körper und seinen Geist. Die Felsbrocken hatten ihn

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