Verheißung des Glücks
Zeit, junger Mann. Zuerst werden Sie mir erklären, warum Sie meine Tochter heiraten wollen.«
»Ihre Tochter?«
»Genau. Und wenn Sie das bisher nicht wussten, dann wissen Sie wohl kaum genug über Melissa, um vom Heiraten zu sprechen. Noch nicht. Aber seien Sie beruhigt, junger Mann. Ich finde wirklich nichts Anstößiges an Ihrem Vorhaben. Dennoch werden Sie mir zustimmen, dass wir beide erst einmal miteinander reden sollten.«
Lincoln konnte nur verlegen nicken und Lachlan in sein Arbeitszimmer folgen. In was für eine unmögliche Situation er sich nur wieder gebracht hatte. Er hatte geglaubt, die Erwähnung seiner ernsten Absichten würde ihm die Türen öffnen und ihn auf dem schnellsten Weg ans Ziel seiner Wünsche, nämlich direkt zu Melissa bringen. Und nun verzögerten eben diese Absichten sein Wiedersehen mit ihr und machten gewisse Erklärungen erforderlich. Bedachte man außerdem, wem er seinen Plan so ganz ohne Umschweife unterbreitet hatte, so durfte er sich nun mit Recht wie ein einfältiger Bauerntölpel vorkommen.
Genau wie das Wohnzimmer und die Eingangshalle war auch Lachlans Arbeitszimmer mit dunklem Holz getäfelt. Da man die Steinwände nicht sah, hatte man nie das Gefühl, sich in einer Burg zu befinden. Das Fenster des Zimmers war vergrößert worden und auch die Fensternische war mit Holz ausgekleidet. Der Raum wirkte sehr gemütlich. Die schweren Polstermöbel in dunklen Grün-und Brauntönen passten gut in das private Reich eines Hausherrn und sahen sehr bequem aus. Doch Lincoln war ganz und gar nicht behaglich zumute.
Schließlich hatte er erst vor kurzem beschlossen, nun endlich zu heiraten, und erst vor wenigen Stunden die Frau kennen gelernt, mit der er diesen Schritt wagen wollte. Was er dem Vater seiner Zukünftigen erzählen würde, hatte er noch gar nicht bedacht. Wie hatte er nur so unbedarft in diese Situation hinein stolpern können? Aber nun gab es kein Zurück. Verdammt! Lincoln fühlte sich wie ein kleiner Junge, der wegen irgendeiner Missetat gegen seinen Willen zu einem elterlichen Verhör geschleppt wird.
Hilfe kam von Lachlan MacGregor selbst. Er fragte ganz gelassen: »Wann haben Sie meine Tochter denn kennen gelernt?«
»Gestern.«
Wieder sah man Lachlan die Überraschung einen Augenblick lang deutlich an. Dann brach er in schallendes Gelächter aus. Als er sich ein wenig beruhigt hatte, sagte er kopfschüttelnd: »Sie müssen schon verzeihen. Aber man begegnet nicht jeden Tag jungen Männern, die so schnell wissen, was sie wollen.«
»Ich vertraue in diesem Fall ganz auf meinen Instinkt«, sagte Lincoln zu seiner Verteidigung. »Aber vielleicht sollte i c h etwas weiter ausholen. Vor ein paar Wochen beschloss ich zu heiraten und wollte mich in der kommenden Ballsaison in London der ernsthaften Suche nach einer passenden Frau widmen. Der Gedanke an eine Hochzeit kam also nicht ganz aus heiterem Himmel, denn ich beschäftige mich wie gesagt schon eine ganze Weile mit diesem Thema. Und als mir gestern Melissa begegnete, wusste ich sofort, dass ich gefunden hatte, wonach ich suchte. Das heißt — wenn sie mich überhaupt will. Ich weiß, es wäre nicht klug, sie gleich vom Fleck weg zu heiraten, obwohl ich das im Augenblick wirklich am liebsten täte. Aber wir sollten uns vorher vielleicht noch ein wenig besser kennen lernen. Heute wollte ich eigentlich nur einmal mit ihr sprechen und ihr sagen, wie ernst es mir ist.«
»Das klingt nicht schlecht, junger Mann. So sicher wie Sie es sich offenbar sind, war ich mir bei meiner eigenen Frau, als wir uns kennen lernten, nicht von Anfang an. In der ersten Zeit benahmen wir uns wie Hund und Katze, aber irgendwann führte uns die Liebe dann doch zusammen. Wollen Sie mir nun vielleicht noch sagen, welche Art von Leben Sie meiner Tochter zu bieten haben?«
»Mit dem größten Vergnügen. Ich hatte das Glück, gleich zwei beträchtliche Vermögenswerte zu erben. Eins davon liegt größtenteils in England und kommt von meinem Onkel mütterlicherseits. Die andere befindet sich hier in Schottland und besteht im Wesentlichen aus einem Landgut und verschiedenen Geschäftsanteilen im Norden und im Tiefland.«
Lachlan hob die Augenbrauen. »In Schottland? Und mit welchem Namen darf ich diese Erbschaft verbinden?«
»Der Name meines Vaters war Donald Ross.«
Lachlan beugte sich auf seinem Stuhl nach vorn. »Nun hör sich das einer an! Ich kannte ihn persönlich. Es tat mir sehr Leid, als ich von seinem Unfall erfuhr. Ihre
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