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Verheißung des Glücks

Verheißung des Glücks

Titel: Verheißung des Glücks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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war in jenem Jahr offenbar kein Kostverächter gewesen — und allem Anschein nach hatte er sich auf der Höhe seiner Zeugungsfähigkeit befunden. Als Kind war Charles wegen Dougis Freundschaft zu Lincoln anfangs ein wenig eifersüchtig gewesen. Nach dem großen Streit hatte er seinen Bruder eher bemitleidet. Es war wohl doch klüger, sich auf keine allzu enge Beziehung mit Leuten einzulassen, die nicht zur Familie gehörten.
    »Ich glaube, wir brauchen uns keine Gedanken mehr zu machen«, verkündete Ian Four zuversichtlich. »Jetzt, wo er weiß, wer sie ist, wird er sie sowieso nicht mehr zur Frau haben wollen.«
    Dieser Ian war inzwischen einunddreißig Jahre alt und hatte, wie viele der Brüder, das dunkelblonde Haar und die grünen Augen seines Vaters geerbt. Malcolm, der gleich alt war, hatte zwar die gleichen Augen, aber das flammend rote Haar stammte von seiner Mutter. Johnny, ein Jahr älter als die beiden, schlug einzig und allein seiner Mutter nach. Sein Haar war kohlrabenschwarz und die Iris seiner braunen Augen bestach durch goldfarbene Einsprengsel.
    »Er hat Recht«, sagte Malcolm.
    »Hat er nicht«, widersprach Johnny.
    »Warum überrascht es mich nicht, dass ihr wieder einmal unterschiedlicher Meinung seid?«, schnaubte Charles.
    »Halt den Mund!« Ian Three machte ein finsteres Gesicht. Wie üblich schlug er sich auf Johnnys Seite. Er war sein Vollbruder. Anders als die anderen hatten die beiden dieselbe Mutter und denselben Vater. Das bedeutete allerdings nicht, dass sie einander wirklich näher standen als ihren anderen Brüdern. Es hieß lediglich, dass Ian Three Johnny gegenüber schon als Kind einen recht ausgeprägten Beschützerinstinkt entwickelt hatte, der noch immer nachwirkte. »Es gibt zwei gute Gründe, warum Line nicht aufgeben wird.«
    Nun mischte sich auch George in die Diskussion. Er war dreiunddreißig und hatte als Einziger weißblondes Haar und meerblaue Augen. Überdies war er einer der wenigen verheirateten Brüder. Erst vor kurzem hatte er die Mutter seiner drei Kinder geehelicht.
    George sagte nur: »Aus Trotz.«
    Die anderen nickten zustimmend, doch Ian Three sagte: »Tja, das würde ihm ähnlich sehen. Aber es wäre ja auch möglich, dass er in sie verliebt ist.«
    Malcolm begann zu lachen. Ian Six, der gerade an ihm vorbeiging, um sich ein Stück Pastete zu holen, versetzte ihm einen derben Stoß in die Rippen. »Sei still! Er hat Recht. Du hast den Blick nicht gesehen, mit dem Line unsere Meli anschaut. Um den Mann ist es geschehen.«
    »War es. Aber wir wissen ja alle, wie schnell ein gutes Gefühl bei ihm in ein schlechtes umschlägt«, sagte Dougall leise.
    Einen Augenblick lang schwiegen alle. Jeder hing seinen Gedanken nach. Gefühle von Sympathie, Arger und Bedauern kamen auf. Alle seine Brüder wussten, wie wichtig Dougall die Freundschaft zu Lincoln Ross gewesen war — bis zu dem Tag, an dem Line aus irgendeinem unerfindlichen Grund den großen Streit vom Zaun gebrochen hatte.
    Seither vertraute Dougall nur noch den Mitgliedern seiner eigenen Familie. Noch dazu hatte der Streit auch unter den Brüdern zu Spannungen geführt. Einigen hatte Lincoln Leid getan, manche hatten sich sogar geweigert, sich mit ihm zu prügeln, obwohl er nicht lockerließ.
    William und ein paar andere, die dabei gewesen waren, als alles anfing, hatten noch immer ein schlechtes Gewissen, weil sie so fest zugeschlagen hatten, dass man Lincoln anschließend nach Hause tragen musste. Für sie wäre die Sache damit erledigt gewesen, durch eine kurze aber heftige Auseinandersetzung aus der Welt geschafft. Doch Lincoln konnte diese Niederlage nicht auf sich sitzen lassen ...
    Ian One räusperte sich. »Hast du ihr gesagt, wer er ist?«, fragte er Ian Six.
    »Nein, ich hab's nicht übers Herz gebracht. Sie hat sich so sehr darauf gefreut, ihn in London wiederzusehen, und war dann so unglücklich, weil er ewig nicht auftauchte. Und dann — ihr hättet sehen sollen, wie sie strahlte, als er endlich vor ihr stand. Sie mag ihn. Sogar sehr.«
    »Wenn sie ihn nur mag, dann wird sie bald darüber hinweg sein«, sagte Johnny.
    »Da bin ich mir nicht so sicher«, entgegnete Ian Six. »Ich will jedenfalls nicht derjenige sein, der ihr die schlechte Nachricht überbringt. Wenn sie es schon erfahren muss, überlasse ich diese ehrenvolle Aufgabe gerne einem von euch. Ich habe meinen Beitrag bereits geleistet, indem ich sie länger als geplant von London fern hielt, damit ihr Zeit hattet, mit ihm zu reden.

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