Verheißung des Glücks
versucht, Bruderherz. Es hatte keinen Zweck.«
»Damals war er noch ein Kind. Vielleicht ist er jetzt vernünftiger.«
»Vernünftiger? Er?«, schnaubte einer.
»Ich möchte nicht, dass er verletzt wird. Ich habe immer noch ein schlechtes Gewissen wegen dem Schanghaien.«
»Haben wir doch alle. Aber was sollen wir denn machen, wenn er auf uns losgeht? Sogar du dürftest bemerkt haben, dass er kein Hänfling mehr ist. Ich möchte auch nicht, dass er verletzt wird. Und ich selber würde ebenfalls gern ohne Blessuren davonkommen.«
»Könnte er uns aus einem ganz anderen Grund hierher bestellt haben?«
Ein vielstimmiges Nein war die Antwort, aber Ian Three gab zu bedenken: »Vielleicht ist er ja ein sehr guter Fechter und weiß, dass wir davon wenig Ahnung haben.«
»Es wäre trotzdem dumm von ihm, gegen so viele Gegner auf einmal anzutreten«, sagte Charles.
»Line ist nicht dumm«, verteidigte Dougall seinen früheren Freund.
»Ja, und ein Verrückter würde nicht alles so genau planen«, sagte Ian Three.
»Man kann verrückt sein oder auch verzweifelt«, überlegte Malcolm laut. »Was ist, wenn Line Meli wirklich um jeden Preis haben will, ganz gleich, wie hoch er auch sein mag?«
Charles schnaubte. »Er kennt sie noch nicht lang genug, um so versessen auf sie zu sein.«
»Was hat die Dauer einer Bekanntschaft denn damit zu tun?«, fragte Callum. »Malcolm hat nicht von Liebe gesprochen sondern von >haben wollen«. Und wenn ich eine Frau haben will, weiß ich das immer sofort.«
Ein paar seiner Brüder lachten. Dann sagte Malcolm: »Tja, aber es scheint schon ein wenig weiter zu gehen, als das, was du da im Sinn hast. Line will Meli heiraten. Wenn er nur auf ein paar wilde Nächte aus wäre, bräuchten wir uns nicht länger die Köpfe zerbrechen. Wir würden ihn einfach davon jagen und die Sache wäre erledigt.«
»Ich wünschte, er wollte wirklich nur Melis Unschuld rauben«, sagte Ian Two. »Dafür würde ich ihm dann mit dem größten Vergnügen die Nase brechen.«
»Und jetzt würde dich das nicht reizen?«
»Nein, bis jetzt hat er ja nichts getan, wofür er das verdient. Er hat sich noch keinen groben Fehler geleistet, so bedauerlich das für uns auch sein mag.«
»Vielleicht haben wir ja einen Fehler gemacht. Bisher haben wir nämlich versucht, einen Kampf mit ihm zu vermeiden«, sagte George. »Womöglich glaubt er, wir meinen es gar nicht ernst.«
»Ich kenne Line«, schaltete Dougall sich wieder ein. »Er will nur mit Melis Vater sprechen. Uns geht ihre Zukunft aus seiner Sicht gar nichts an.«
»Aber wird er auch auf Lachlan hören?«, fragte Ian Five. »Ich würde sagen, Line lässt sich nicht davon abhalten, Meli den Hof zu machen, selbst wenn ihr Vater es ihm verbietet.«
»Dieses ganze Rätselraten bringt uns nicht weiter«, sagte Adam. »Wir müssen einfach warten, bis ...«
Ein Stoß in die Rippen brachte ihn zum Verstummen. Gerade war der Mann angekommen, auf dessen Wunsch sie sich hier versammelt hatten. Lincoln hatte einen Finger in seinen Mantel gehakt und ihn sich lässig über die Schulter geworfen. Mit der anderen Hand in der Hosentasche wirkte er viel zu nonchalant für einen Mann, der kurz davor war, sich in eine wilde Keilerei zu stürzen.
Vor den Bankreihen blieb er stehen. Johnny war der Erste, der fragte: »Was sollen wir hier, Line? Du hast doch wohl nicht vor, wieder einmal gegen uns alle anzutreten?«
»Da wäre ich mir nicht so sicher.«
»Du kämpfst um sie, stimmt's?«
»Genau«, sagte Lincoln.
»Wirklich gegen uns alle?«, fragte Ian Five.
»Ja — aber unter einer Bedingung«, antwortete Lincoln. »Wir kämpfen hier in diesem Ring und es werden immer nur zwei Personen gleichzeitig darin stehen. Ihr könnt selbst die Reihenfolge bestimmen, in der ihr gegen mich antretet. Eine dritte Person darf nur in den Ring steigen, um den jeweiligen Verlierer der Runde hinauszutragen. Ihr gebt mir euer Wort darauf. Ihr kämpft schön einer nach dem anderen. Jetzt gibt es keine Entschuldigung mehr dafür, dass ihr euch gleich zu mehreren auf euren Gegner stürzt. Wir sind alle erwachsen. Kein Großer muss sich mehr vor einen Kleinen werfen. Es wäre hinterhältig und feige, es dennoch zu tun, das wisst ihr so gut wie ich.«
»Nur dass ich dich richtig verstanden habe«, sagte William. »Du willst dich nacheinander mit jedem von uns schlagen. Und du verlangst zwischendurch keine Pause, um dich zu erholen.«
»Ich brauche keine.«
Gelächter antwortete ihm. Ian One
Weitere Kostenlose Bücher