Verheißung des Glücks
mütterlichen Seite deiner Familie.«
Melissa grinste. »Wie es der Zufall will, gibt es nicht allzu weit von Kregora entfernt ein schönes Stück Land. Soweit ich weiß, lebt dort seit langem niemand mehr. Mein Vater wollte es sogar einmal kaufen, aber er fand nie heraus, wer der Besitzer ist.«
»Es würde mich nicht wundern, wenn es mir gehört.«
»Du weißt es nicht?«
Er zuckte die Achseln. »Mein Vater legte sein Geld am liebsten in Land an. Er kaufte an unterschiedlichen Orten die verschiedensten größeren und kleineren Stücke zusammen. Aber bei all den Vermögenswerten und Ländereien, die mein Onkel mir hinterließ, sah ich nie eine Notwendigkeit, mich näher mit meinem Besitz in Schottland zu befassen. Es hätte bedeutet, dass ich Kontakt mit meiner Mutter aufnehmen muss. Sie verwaltet das Erbe meines Vaters, und wie ich dir bereits sagte, ist unser Verhältnis nicht sehr innig. Aber mir kommt es so vor, als hätte mein Vater mich, als ich etwa vier Jahre alt war, mit in die Gegend von Kregora genommen, um sich dort ein Stück Land anzusehen. Natürlich heißt das nicht, dass es tatsächlich das Fleckchen ist, von dem du sprichst. Es liegen schließlich etliche Meilen zwischen dem Haus meines Vaters und Kregora.«
»Aber vielleicht ist es ja doch genau der Platz, den ich meine. Das wäre einfach perfekt!«, sagte Melissa mit leuchtenden Augen.
Lincoln lächelte. »Wir werden es bald herausfinden.«
Plötzlich hielt es sie nicht länger. »Können wir nicht heute Nacht heiraten, Lincoln?«
Sechsunddreißigstes Kapitel
Melissa war von ihrer Frage beinahe genauso überrascht wie Lincoln. Sicher würde er nun wissen wollen, warum sie es so eilig hatte. Sie errötete.
Krampfhaft überlegte sie, wie sie dem Gesagten eine harmlose Note verleihen konnte oder ob sie einfach gleich aus dem Zimmer laufen sollte. Zu ihrer Erleichterung kam Lincolns Antwort ohne jeden Unterton.
»Daran dachte ich auch bereits«, gab er zu. »Doch dann traf ich den Vikar nicht zu Hause an und mir fiel ein, dass heute der Tag ist, an dem er seine allwöchentlichen Hausbesuche macht. Viele Kranke und Gebrechliche brauchen seinen Zuspruch, und wenn er meint, es täte ihnen gut, bleibt er oft die halbe Nacht.«
»Verdammt ...«, sagte Melissa.
Lincoln hüstelte und ihre Wangen färbten sich noch dunkler. »Ich wollte sagen ... Ach, du würdest mich doch nicht verstehen.«
Lincoln erhob sich, trat hinter ihren Stuhl und zog ihn etwas vom Tisch weg, damit auch sie aufstehen konnte. »Ich glaube, da täuschst du dich«, sagte er. Dann nahm er Melissa in die Arme, hob sie hoch und trug sie aus dem Zimmer. »Ich verstehe dich sehr gut und ich bin ganz deiner Meinung.«
»Tatsächlich?«, stieß sie ein wenig atemlos, gleichzeitig aber voller Hoffnung hervor.
»Meli, du bist bereit, meine Frau zu werden. Bist du auch bereit, die Hochzeitsnacht ein wenig vorzuverlegen?«
»Das ... das wollte ich dir auch schon vorschlagen. Aber ich fand nicht den Mut dazu.«
»War das ein Ja?«
Melissa nickte und vergrub das Gesicht an seinem Hals. Er drückte sie noch fester an sich und beschleunigte seine Schritte. Er brachte sie in sein Zimmer, doch Melissa nahm den großen Raum kaum wahr. Sie hatte nur Augen für Lincoln. Sanft setzte er sie auf der Bettkante ab und zog seinen Gehrock aus. Melissa wollte die Schuhe abstreifen, doch Lincoln schüttelte den Kopf.
»Lass mich dir helfen«, sagte er. »Wenn du wüsstest, wie oft ich dich in Gedanken entkleidet habe ... Du ahnst nicht, wie sehr ich es genießen werde, dich von allen Hüllen zu befreien.«
Melissa legte sich zurück, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und grinste Lincoln schelmisch an. Dann sagte sie: »Du wirst nicht glauben, wie oft ich mir vorgestellt habe, wie du dich von deinen Hüllen befreist. Ich werde dir einfach dabei zusehen, wenn es dich nicht stört.«
Es störte ihn ganz und gar nicht. Lincoln schien sich sogar mit besonderer Langsamkeit und Sorgfalt zu entkleiden. Melissa bereitete es zunehmend Mühe, ruhig zu atmen, während er ein Kleidungsstück nach dem anderen über einen Stuhl warf. Was sie gesagt hatte, war nicht als Scherz gemeint gewesen. Sie hatte tatsächlich unzählige Male von diesem Augenblick geträumt. Doch die Realität erwies sich als weitaus aufregender, als ihre kühnsten Träume es gewesen waren.
Unter der förmlichen Garderobe eines englischen Lords verbarg sich ein überaus muskulöser Körper. Kleider konnten wirklich täuschen.
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