Verheißung des Glücks
kompromittiert.«
»Nein, du verstehst mich nicht. Dich zu heiraten, ist mein größter Wunsch. Aber ich will, dass es in Schottland geschieht, in Kregora, so wie ich es immer geplant habe. Mit meiner Familie und meinen Freunden, die ein fröhliches Fest feiern und die Freude mit uns teilen. Dazu brauche ich den Segen meiner Eltern. Ich will, dass sie verstehen, dass du der richtige Mann für mich bist.«
»Wir haben doch bereits erfolglos versucht, sie davon zu überzeugen«, erinnerte er sie.
»Ich weiß. Vielleicht haben wir zu schnell aufgegeben. Wir müssen es eben noch einmal versuchen. Und noch einmal, wenn es notwendig ist. Die beiden können sehr stur sein. Aber sie sind nicht ungerecht.«
»Deine Eltern werfen mir meine Vergangenheit vor. Meinst du wirklich, sie werden ihre Meinung über mich ändern?«
»Selbstverständlich! Die MacFearsons haben doch nur Dads Beschützerinstinkt angestachelt. Wenn er dich erst einmal ein wenig besser kennt, wird sich das legen. Aber ich finde den Gedanken unerträglich, dass meine Eltern sich um mich ängstigen. Und genau das tun sie sicher im Augenblick. Ich will sie an meinem Freudentag um mich haben. Wir sind einander so wichtig, waren einander immer so nahe. Ohne sie kann ich mir diesen großen Augenblick nicht vorstellen. Vielleicht verstehst du mich nicht, Lincoln. Du hattest nie ein so enges Verhältnis zu deinen Eltern.«
Er verzog ein wenig das Gesicht. Mit diesem leidigen Thema wollte er sich im Augenblick nicht auch noch auseinander setzen. Sein Verhältnis zu seinen Eltern war ebenfalls einmal sehr eng gewesen — vor dem Tod seines Vaters. Ein Teil seiner noch immer glimmenden namenlosen Wut rührte sicher von dieser Tatsache her. Er und seine Eltern hatten einander so viel bedeutet, genau wie Melissa und ihre Eltern jetzt.
»Das heißt, du willst zurückfahren und deine Mutter und deinen Vater um ihren Segen bitten, bevor wir heiraten?«
»Ja.« Melissa studierte sein Gesicht und sagte dann: »Du bist enttäuscht.«
»Natürlich.«
»Aber du verstehst mich?«
»Ja.« Wieder drückte er sie fest an sich. Dann sprach er seine Gedanken aus. »Aber ich fürchte, dass ich dich verlieren werde, wenn wir das tun.«
»Nein!«, rief sie voller Inbrunst. »Nein, du hast mich noch immer nicht verstanden, Lincoln. Ich werde dich heiraten. Ganz gleich, was kommt. Wenn du darauf bestehst, heirate ich dich jetzt sofort. Diese Entscheidung überlasse ich allein dir. Ich bitte dich nur, noch ein wenig zu warten, damit ich meine Eltern davon überzeugen kann, dass unsere Hochzeit ein Anlass zur Freude ist. Und zwar für uns und für sie. Sie müssen erkennen, dass du der Einzige für mich bist. Ich selbst weiß das bereits seit langem. Falls die beiden sich weiterhin stur stellen, brennen wir eben noch einmal durch. Sei unbesorgt.«
Lincoln legte die Hände um Melissas Wangen und küsste sie zärtlich. »Das ist alles, was ich hören wollte. Lass uns frühstücken. Und danach brechen wir auf.« »Wirklich?«
»Meli, ich habe dir doch gesagt, ich will dich glücklich machen. Wenn das heißt, wir müssen zurück zu deinen Eltern, dann f ahren wir eben nach London. Was immer ich tun muss, damit dein Vater mich mag — ich werde nichts unversucht lassen.«
»Ach, ich glaube, er mag dich jetzt schon ganz gern.«
Lincoln verdrehte die Augen. »Sicher. Er hält mich nur f ür verrückt.«
Achtunddreißigstes Kapitel
Noch am Nachmittag erreichten sie London. Der Butler der Familie St. James zählte auf, wer sich alles im Haus befand, bevor er einen Laufburschen zu Melissas Mutter schickte. Sie sollte sofort erfahren, dass ihre Tochter wieder da war.
Melissa ging in den Salon. Dass ihr Vater sich außer Haus befand, enttäuschte sie. Ihr wäre es am liebsten gewesen, die ganze Angelegenheit noch an diesem Tag bereinigen zu können. Diese an sich schon recht unrealistische Hoffnung wurde nun durch die Abwesenheit ihres Vaters vollends zunichte gemacht.
Lincoln, dem Melissas Enttäuschung nicht entging, fragte: »Dachtest du wirklich, es hielte ihn hier, wenn seine Tochter weg ist? Sicher sucht er die ganze Umgebung nach dir ab.«
Sie warf ihm einen verdrießlichen Blick zu. Offenbar kannte er ihren Vater besser als sie selbst. »Aber meine Onkel sind doch, wie du dich ausdrücktest, richtige Bluthunde. Ich habe geglaubt, er würde ihnen die Suche nach mir überlassen und lieber meine Mutter trösten.«
Lincoln legte nun selbst tröstend den Arm um Melissas
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