Verheißungsvolle Küsse
sie in Sicherheit war. Dafür sorgen, dass sie es für immer bliebe.
Sebastian zupfte sie am Ärmel, senkte den Kopf und flüsterte: »Wo sind Fabiens Gemächer?«
»Da entlang.« Sie deutete nach hinten. »Am Ende der Galerie. Er wohnt dort hinaus.«
Vor ihnen blieb Phillipe an einer Tür stehen. Er sah zurück und wartete, bis sie ihn eingeholt hatten. »Ist es hier?«
Helena nickte.
Sebastian packte ihren Arm. »Du gehst hinein. Wir bleiben hier, bis du sicher bist, dass sie keine Angst vor uns kriegt.« Er drückte sie kurz. »Sorge dafür, dass sie sich Mühe gibt, leise zu sein.«
Helena nickte. Sie sah ihn an, verschränkte kurz seine Hand mit ihrer. Drehte sich zur Tür und hob den Riegel.
13
Helena zwang sich, auf der Schwelle stehen zu bleiben, bis sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Dann umrundete sie das Himmelbett, weil sie wusste, dass Ariele mit dem Gesicht von der Tür abgewandt schlief. Leise öffnete sie die Vorhänge, sah den Hügel unter den Decken, den Schimmer von Arieles honigbraunem Haar, das sich über die Kissen breitete, sah den blassen Ausschnitt einer weißen Wange.
Lächelnd, mit Tränen in den Augen, trat Helena näher.
»Ariele? Ariele - wach auf, mon petit chou !«
Braune Wimpern flatterten, hoben sich, Augen grüner als Helenas, spähten heraus, dann lächelte die Kleine übers ganze Gesicht. Ihre Lider fielen wieder zu.
Helena streckte die Hand aus, schüttelte sie sanft.
Arieles Augen öffneten sich erneut. Sie starrte Helena voller Verwunderung an - und warf sich mit einem Freudenschrei in Helenas Arm. »Du bist es tatsächlich! Mon Dieu ! Ich dachte, du wärst ein Traum.«
»Psst!« Helena drückte sie heftig an sich, schloss für einen herrlichen Moment die Augen und stieß ein Dankgebet aus. Dann schob sie Ariele von sich, hielt sie auf Armeslänge fest. »Wir müssen weg. Vite . Phillipe und ein andrer, der Engländer, den ich heiraten soll - warten vor der Tür. Aber beeilen wir uns! Zieh dich rasch an - dunkle Sachen.«
Ariele war nie schwer von Begriff gewesen. Schon sprang sie aus dem Bett, bevor Helena zu Ende geredet hatte. Sie lief zu ihrem Schrank, zog ein braunes Kleid heraus und zeigte es Helena.
»Ja - das ist perfekt.«
»Wohin gehen wir?« Hastig streifte Ariele das Kleid über.
»Nach England. Fabien - er ist verrückt!«
»Verrückt?« Ariele legte den Kopf zur Seite. »Widerlich arrogant, ja, aber …« Sie zuckte die Achseln. »Er weiß also nicht Bescheid?«
»Nein.« Helena half ihr mit den Bändern. »Du musst sehr leise sein, fürs Gepäck hast du nur eine kleine Tasche - für deine Bürsten und wichtige Sachen.«
»Ich habe nicht viel aus Cameralle mitgenommen. Weil ich hoffte, dass ich Weihnachten wieder zu Hause bin.«
Helena band die letzte Scleife, dann umarmte sie sie. » Ma petite , wir werden unser Zuhause längere Zeit nicht sehen …«
»Ja, aber stell dir vor, was für ein Abenteuer!«
Helena war beruhigt und ließ Ariele ihr langes Haar bürsten, während sie aus dem Schrank eine kleine Tasche fischte; im Nu stopfte sie all die Sächelchen vom Toilettentisch hinein; dann eilte sie zu dem Gebetsstuhl, um Gebetbuch und Kreuz einzusammeln.
Beim Klopfen an der Tür fuhren beide Köpfe hoch; Phillipe spähte herein. Er sah Ariele und kam auf sie zu, Sebastian folgte ihm. Helena labte sich an seiner Kraft, beruhigte ihre gespannten Nerven. Alles würde gut werden.
Sebastian erwiderte Helenas Blick und fasste Phillipe und das junge Mädchen, das er als Ariele identifizierte, ins Auge. Phillipe flüsterte auf sie ein, erklärte seine Rolle in der ganzen Geschichte. Das Mädchen hörte höflich zu.
Ariele war größer als Helena, aber nicht überdurchschnittlich. Ihr Haar lag wie ein Vorhang aus altem Brokat über ihrem Rücken. Er konnte ihr Profil sehen, es war so vollkommen wie Helenas. Bemerkte, wie sie gestikulierte, rasch und behutsam, Phillipe beschwichtigte und seine Entschuldigungen abwehrte.
Dann spürte sie seine Gegenwart und drehte sich um. Lächelte liebreizend.
Spontan reichte er ihr die Hand.
Sie reagierte unbefangen und legte ihre Finger in seine. Er beugte sich über sie und Ariele machte einen hübschen Knicks.
Sebastian zog sie hoch. »Es ist mir eine Ehre, Euch kennen zu lernen, meine Liebe; aber ich glaube, wir sollten weitere Höflichkeiten auf später vertagen. Wir müssen sofort los.« Er sah in die Augen, die von einem anderen Grün waren als Helenas. »Wenn alles nach Plan läuft,
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