Verheißungsvolle Küsse
werden wir Jahre haben, uns miteinander anzufreunden.«
Ariele legte den Kopf zur Seite und sah ihn fast herausfordernd an. Dasselbe Feuer, das so hell in Helenas Augen brannte, loderte etwas dunkler bei Ariele.
Sebastian lachte leise, beugte sich näher und küsste Ariele auf die Stirn. »Kreuzt nicht die Klingen mit mir, ma petite . Ihr seid nicht - noch nicht - in der Liga Eurer Schwester!«
Ariele gab ein Geräusch von sich, das man eigentlich nur als Glucksen bezeichnen konnte. Sie warf Helena einen Blick zu, der vor unschuldiger Neugier funkelte. Kein Wunder, dass Phillipe Feuer gefangen hatte.
Sebastian ließ ihre Hand los und trat zurück. »Kommt! Wir können es nicht riskieren zu warten.«
Wie angewurzelt war Helena stehen geblieben und hatte den Austausch zwischen ihm und ihrer Schwester beobachtet; jetzt nahm sie Ariele die Bürste aus der Hand, ließ sie in die Tasche fallen und zog die Schnur zusammen. Schaute Sebastian an. »Sind wir bereit?«
Er nahm ihre Hand, küsste ihre Finger. »Gut. Wir gehen im Gänsemarsch.«
Sie verließen den Raum, vier lautlose Schatten, die durch das schlummernde Haus schlichen. Wie zuvor, übernahm Phillipe die Führung; Ariele, bereits mit hochgezogener Kapuze, folgte dicht hinter ihm, so als hätte man ihn nach ihr geschickt und sie würde unwirsch dem Befehl gehorchen. Zügig aber leise gingen sie den Gang entlang. Ein paar Meter dahinter war die Reihe an Helena, ebenfalls schon im Umhang, die sich, so gut es ging, in den Schatten hielt.
Helenas Herz hämmerte. Unterwegs erfasste sie ein Gefühl von Übermut. Sie waren fast frei - sie alle. Und Ariele mochte Sebastian. Die beiden Menschen, die sie am meisten liebte, würden sich vertragen. Erleichterung mischte sich mit vager Angst; immer noch vorhandene Besorgnis kämpfte gegen wachsende Freude an.
Sie erreichten die Galerie und schickten sich an, sie zu durchqueren.
Ein einzelner fester Tritt war die einzige Warnung, die sie erhielten, bevor Fabien vom anderen Ende die Galerie betrat. Er machte drei lange Schritte, dann blieb er stehen und starrte sie an. Das Mondlicht ließ seine blonden Haare schimmern. Fabien trug Stiefel und Sporen, und war, wie immer, von Kopf bis Fuß in Schwarz gekleidet - in einer Hand hielt er seine Reithandschuhe. Sein Degen hing an seinem Gürtel.
Einen Moment hielten alle wie vom Donner gerührt im Mondlicht an.
Dann hörte Helena einen leisen Fluch und Sebastian sprang an ihr vorbei. Das leise Zischen, als sein Degen die Scheide verließ, blieb im Raum hängen - bedrohlich in der gespannten Stille.
Es wurde sofort von einem ähnlichen Zischen beantwortet und Fabiens Degen blitzte auf.
Helena begriff erst später, was jetzt folgte und nur ein paar Minuten dauerte; trotzdem war in ihrer Wahrnehmung jede Aktion schwerfällig, beladen mit Bedeutungen, rätselhaften Untertönen und Vorzeichen.
Wie das höhnische Lächeln Fabiens, als er Sebastian erkannte, das bösartige Funkeln in seinen Augen sichtbar wurde!
Die Tatsache, dass Fabien ein Meister der Fechtkunst war, schoss ihr durch den Kopf. Einen Moment lang wurde ihr übel, dann fasste sie sich. Erinnerte sich, wie selbstsicher Sebastian reagiert hatte, angesichts der Möglichkeit, dass ihn jüngere Männer herausfordern könnten - erinnerte sich, dass sie es tatsächlich nicht getan hatten.
Diese Erinnerung erlaubte ihr, sich wieder zu fangen, die Panik in Schach zu halten - zu denken. Phillipe war zurückgetreten, drückte sich gegen die Fenster. Ariele hatte er mit sich gezogen.
In der Mitte der Galerie, in Mondlicht getaucht, umkreisten sich Sebastian und Fabien. Jeder wartete, dass der andere einen Ausfall machte.
Mit einem Mal begann Fabien die erste Attacke - das Klirren von Stahl auf Stahl ließ Helena zusammenzucken; aber sie hielt die Augen offen, auf die Szene fixiert und sah, wie Sebastian den Angriff mühelos parierte.
Fabien war um einige Zentimeter kleiner und leichter - schnell auf den Füßen. Sebastian übertraf ihn mit Sicherheit an Stärke und er hatte eine größere Reichweite.
Wieder stürzte Fabien los, wieder wehrte Sebastian locker seine Klinge ab.
Helena hörte Stampfen, sah auf ihre Füße. Erkannte …
Mühsam holte sie Luft, tastete sich zur Wand, dann huschte sie an ihnen vorbei und rannte zum Ende der Galerie. Dort zog sie die Türen zu, drehte den Schlüssel, wandte sich um und schaute zu wie Phillipe und Ariele dasselbe am anderen Ende der Galerie vornahmen. Wenn die Diener das
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