Verheißungsvolle Küsse
erlaube mir, Euch meinen Bruder vorzustellen, Lord Martin Cynster.«
» Enchanté , Mademoiselle!« Martin nahm die Hand, die sie ihm reichte und führte sie an seine Lippen. »Kein Wunder, dass mein Bruder in letzter Zeit so viel zu tun hatte.«
Sein Lächeln war offen, amüsiert und draufgängerisch. Helena fand ihn sympathisch. »Es ist mir eine Freude, Euch kennen zu lernen, Mylord.«
Martin war erheblich jünger als Sebastian; aber sein Verhalten zeigte, dass ihn keine Ehrfurcht vor dem erfüllte, dem bis jetzt mehr oder weniger all ihre neuen Bekannten mit einem gewissen Maß an Ergebenheit begegnet waren.
»Ich wollte dich fragen«, sagte Sebastian und lenkte damit Martins Blick von ihr ab, »ob du dich von deiner Nacht bei Fanny’s erholt hast.«
Martin lief rot an. »Wie zum Te … hast du davon erfahren?«
Sebastian lächelte nur.
»Wenn du es wissen willst«, fuhr Martin fort, »ich habe die Nacht mit Gewinn beendet. Die verflixte Hexe zinkt aber die Karten - mein Wort drauf!«
»Das tut sie immer schon.«
Sein Bruder blinzelte. »Also, du hättest mich warnen können.«
»Und dir den Spaß nehmen? So ein Spielverderber bin ich nicht und erfreulicherweise auch nicht mehr dein Hüter.«
Martin grinste. »Es hat mir gefallen, das muss ich zugeben. Dauerte eine Weile, bis ich ihre Tricks durchschaut habe.«
»Ach ja!« Sebastian warf einen Blick auf Helena. »Aber ich fürchte, wir langweilen Mademoiselle d’Lisle.«
»Na ja, das hier ist auch nicht gerade eine aufregende Gesellschaft.« Martin wandte sich Helena zu. »Wirklich zu schade, dass Ihr erst so spät im Jahr hierher gekommen seid - zu spät für Vauxhall oder Ranelagh! Natürlich steht da noch Lady Lowys Kostümball bevor - immer eine denkwürdige Nacht.«
»Ah, ja, ich glaube, wir haben eine Karte. Die Kostüme werden allerhand Rätsel aufgeben.«
»Und in welche Rolle werdet Ihr schlüpfen?«, fragte Martin.
Helena lachte. »Oh nein, ich wurde ermahnt, ja nichts zu verraten.«
Martin trat einen Schritt zurück und beäugte sie, als wolle er sich ihre körperlichen Merkmale einprägen.
»Du kannst dir die Mühe sparen«, informierte ihn Sebastian.
»Wie soll ich sie denn sonst finden?«
»Ganz einfach. Finde mich.«
Zweimal blinzelte der Jüngere. Sein Mund formte ein »oh«.
»Ah, da bist du ja, ma petite !« Marjorie gesellte sich zu ihnen, lächelnd, aber, wie immer wenn Sebastian dabei war, auf der Hut. Martin lächelte sie etwas unbeschwerter an und reichte ihm die Hand; schließlich wandte sie sich wieder an Helena. »Wir müssen gehen.«
Widerstrebend verabschiedete Helena sich. Sebastian beugte sich über ihre Hand. »Dann bis morgen, mignonne !«
Sein Murmeln war so leise, dass es die anderen nicht hören konnten, und auch der Ausdruck in seinen Augen war nur für sie allein.
Helena erhob sich aus ihrem Knicks, neigte den Kopf und ging benommen ihres Wegs. Sie schloss sich Marjorie an und glitt in die Menge.
Martin trat neben Sebastian. »Ich bin froh, dass ich dich gefunden habe.« Jede Leichtfertigkeit war verschwunden. »Ich weiß nicht, wie viel von Almiras Gewäsch du noch ertragen kannst, aber George und ich haben die Nase voll. Ihr Verhalten ist unerträglich. So wie sie sich aufführt, bist du schon unter der Erde und Arthur auch, wenn wir schon dabei sind. Der Himmel weiß, warum er sie überhaupt geheiratet hat.«
»Wir wissen, warum.« Sebastian sah nach unten, zupfte die Spitze einer Manschette zurecht.
Martin schnaubte verächtlich. »Aber das Warum ist nicht eingetroffen, nicht wahr? Sie war gar nicht schwanger …«
»Betrachte doch mal das Gute daran. Deshalb wissen wir jetzt, dass Charles tatsächlich Arthurs Sohn ist.«
»Arthur mag ihn gezeugt haben, aber Almira hat ihn unter ihrer Fuchtel. Gütiger Himmel - der Junge hat seit seiner Geburt nichts anderes als Almiras Geschwafel gehört. Du weißt, wie sie uns hasst.«
»Sie hasst uns nicht.«
»Sie hasst alles, was wir sind. Sie ist der bigotteste Mensch von der Welt. Wenn du und Arthur sterben, und Charles als Minderjähriger erbt …« Martin blies die Luft raus und wandte den Blick ab. »Also schön - weder George noch ich schlafen nachts gut.«
Sebastian hob den Kopf und musterte seinen Bruder eindringlich. »Weder du noch George braucht euch Sorgen zu machen.« Er schnitt eine Grimasse. »Und Arthur auch nicht, das versichere ich dir.«
Martin runzelte die Stirn. »Was …?« Dann klärte sich seine Miene, seine Augen funkelten
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