Verheißungsvolle Küsse
in seinen Augen auf. Seine Miene wurde härter. »Nein, mignonne - das ist kein Spiel.«
Sie hasste und verabscheute die Machenschaften mächtiger Männer; und trotzdem war sie jetzt hier, war einem dieser Drahtzieher entronnen und hatte sich in ein Spiel mit einem anderen verstrickt. Wie war das passiert - so schnell, so vollkommen gegen ihren Willen?
Obwohl er entspannt blieb, unbeteiligt tat, verdüsterte sich sein Blick. Seine Augen ruhten sinnend auf ihr; aber sie hatte vor langer Zeit gelernt, ihre Geheimnisse zu wahren.
Sein Blick wurde schärfer, er griff nach ihrer Hand. »Mignonne …«
»Da bist du ja, Sebastian!«
Er hob den Kopf, Helena ebenfalls. Sie spürte, wie seine Finger ihre Hand umschlossen - er ließ sie nicht los, als eine Lady, eine massige englische Lady, deren Gesicht braune Löckchen umrahmten, auf sie zurauschte. Sie war so mit Juwelen beladen, dass die seltsame Farbe ihrer Robe kaum ins Gewicht fiel. Helena glaubte, Sebastian seufzen zu hören.
Die Lady blieb vor der Bank stehen. Langsam, deutlich widerstrebend, schlug Sebastian seine Beine auseinander und erhob sich. Helena stand mit ihm auf.
»Guten Abend, Almira.« Er wartete. Etwas zu spät machte Almira einen Knicks. St. Ives beugte den Kopf und warf Helena einen Blick zu. »Meine liebe Comtesse, erlaubt mir, Euch Lady Almira Cynster vorzustellen. Meine Schwägerin!«
Helena begegnete seinem Blick, sah deutlich seine Irritation, dann trat sie auf die Lady zu.
»Almira - die Comtesse d’Lisle!«
Wieder wartete Sebastian und Helena auch. Mit kaum verhohlenem Widerwillen und wenig Anmut machte Almira noch einen Knicks. Helena lächelte zuckersüß, obwohl sie verärgert war, und knickste mit wahrer Vollendung.
Als sie sich aufrichtete, sah sie, wie Sebastians Augen anerkennend funkelten.
»Wie ich höre, hat St. Ives Euch überall vorgestellt.« Die Lady musterte sie mit kaltem, platten Blick - unverhohlen, unverschämt.
»Monsieur le Duc war so gütig.«
Der Mund Almiras wurde schmal. »In der Tat! Ich glaube, ich hatte noch nicht das Vergnügen, Monsieur le Comte d’Lisle kennen zu lernen.«
Jetzt lächelte Helena heiter. »Ich bin nicht verheiratet.«
»Oh, ich dachte …« Lady Almira verstummte, echt verwirrt.
»Nach französischem Gesetz hat die Comtesse, in Ermangelung männlicher Erben, den Titel von ihrem Vater geerbt.«
»Ah!« Almira sah noch verwirrter drein. »Ihr seid also nicht verheiratet?«
Helena schüttelte den Kopf.
Almiras Miene verdüsterte sich, sie wandte sich an Sebastian. »Lady Orcott hat nach dir gefragt.«
Sebastian zog eine Augenbraue hoch. »In der Tat?«
Seine Antwort zeigte unmissverständliches Desinteresse.
»Sie hat nach dir gesucht.«
»Du meine Güte! Wenn du ihr begegnest, weis sie doch in diese Richtung.«
Helena biss sich auf die Zunge. Sebastians sarkastische Bemerkung hatte keine sichtbare Wirkung auf seine Schwägerin.
Diese probierte es mit einem neuen Anlauf. »Sebastian, ich wollte dir erzählen - Charles hat angefangen, Treppen zu steigen. Er wird jeden Tag kräftiger. Bitte besuche uns bald und sieh ihn dir an!«
»Wie faszinierend!« Sebastian packte Helenas Hand, und straffte die Schultern. »Ich glaube, meine Liebe, Lady March winkt uns.« Er warf Almira einen Blick zu. »Du musst uns entschuldigen, wirklich!«
Diesen Befehl konnte nicht einmal Almira ignorieren. Mit missmutiger Miene knickste sie kurz und trat zurück. »Ich erwarte dich in den nächsten Tagen.«
Mit dieser Impertinenz machte sie auf dem Absatz kehrt und wogte davon.
Helena schaute ihr zusammen mit Sebastian nach. »Hat Lady March - die ich noch nicht kennen gelernt habe - uns tatsächlich ein Zeichen gegeben?«
»Nein. Kommt, gehen wir hier entlang.«
Sie flanierten weiter. Helena sah in sein Gesicht, seine höflich gelangweilte Maske. »Lady Almiras Sohn - ist er derjenige, der letztendlich Euren Titel erben wird?«
Seine Miene zeigte keinerlei Gefühlsregung. Er blickte hinunter zu ihr, dann nach vorne. Und sagte nichts.
Helena dachte sich ihr Teil, fragte nicht mehr weiter.
Sie mischten sich unter die Menge; dort entdeckte sie ein großer, schlanker, düster eleganter Gentleman, der sich ihnen in den Weg stellte. Oder vielmehr hatte er Sebastian entdeckt. Erst als er aus der Menge trat, sah er sie.
Die Augen des Gentleman begannen zu funkeln. Er lächelte und machte einen Kratzfuß, der fast so elegant war wie der Sebastians.
Sebastian seufzte. »Meine liebe Comtesse, ich
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