Verheißungsvolle Küsse
fragte er, als sie davonspazierten.
»Er ist zu jung.«
Das brachte ihr einen harten Blick ein. »Ich war mir nicht bewusst, dass es eine Altersgrenze gibt.«
»Die gibt es auch nicht. Er ist einfach zu jung.«
»Viscount Digby ist sechsundzwanzig - älter als Ihr!«
Helena winkte ab. Sie sah sich um. »Wer ist sonst noch hier?«
Nach kurzen Überlegungen seufzte Sebastian. » Mignonne , Ihr macht eine schwere Aufgabe nicht gerade leichter.«
Genau wie er. Helena kam der Gedanke, nachdem sie so viel Zeit mit ihm verbrachte, dass sein oft zu auffälliges Verständnis und seine gesammelte Erfahrung in allen Dingen gesellschaftlichen Umgangs nicht gerade dazu beitrugen, andere Männer - jüngere, weniger erfahrene - in günstigem Licht erscheinen zu lassen.
Wenn jemand Gold gewohnt war, grenzte es an Unwahrscheinlichkeit, dass er auf die Blendung von Blech hereinfiel.
Er stellte sie einem weiteren Viscount vor, einem selbstverliebten jungen Mann, der von seiner Schönheit so eingenommen war, dass er ihre gar nicht bemerkte. Nachdem er sich ihre Schilderung dieser Begegnung resigniert, wie ein guter Vater, angehört hatte, führte er sie zu einer anderen Gruppe.
»Erlaubt mir, Euch Lord Were vorzustellen.« Sebastian wartete, bis sie sich voreinander verbeugt hatten; dann fragte er Were: »Irgendwelche Nachrichten aus Lincolnshire?«
Helena schätzte Were etwa in Sebastians Alter. Er war gut angezogen, wenn auch schlichter, hatte ein nettes Gesicht und ein lebhaftes Lächeln.
Were verzog seine Miene. »Bis jetzt noch nichts - aber wie mir die Blutsauger berichten, kann es jeden Tag so weit sein.«
Sebastian wandte sich Helena zu. »Lord Were ist der Erbe seines Onkels, des Marquess of Catterly.«
»Der alte Teufel steht kurz davor, den Löffel abzugeben«, informierte Were sie.
»Ich verstehe.« Helena plauderte die nächsten zehn Minuten mit Seiner Lordschaft über allgemeine Themen. Sie war sich bewusst, dass Sebastian an ihrer Seite immer ungeduldiger wurde. Schließlich zog er sie weg.
Widerstrebend folgte sie ihm. »Er scheint mir ein freundlicher Mann.«
»Das ist er.«
Sie warf Sebastian einen Blick zu, wusste nicht, wie sie seinen harten Ton einschätzen sollte. Sein Gesicht verriet wie immer nichts.
Sebastian schaute geradeaus. »Ich bringe Euch jetzt besser zu Mme Thierry zurück, bevor sie auf den Gedanken kommt, ich hätte Euch entführt.«
Helena nickte; sie war bereit zurückzukehren, nachdem sie bereits eine Stunde flaniert hatten.
Wiewohl sie sein Motiv kannte, ihr einen gefügigen Ehemann zu verschaffen, war sie nach einiger Überlegung zu dem Schluss gekommen, dass es keinen Sinn hatte, seine Hilfe abzulehnen. Sobald sie den richtigen Kandidaten gefunden hatte, der Fabiens und ihre Bedingungen erfüllte und die Ehe vollzogen war, würde die Entscheidung über eine anschließende Beziehung zwischen Sebastian und ihr immer noch bei ihr liegen.
Sie könnte immer noch nein sagen.
Das wäre das Klügste.
Im Lauf der letzten Woche hatte sie genug Zeit mit ihm verbracht, hatte gesehen, wie andere auf ihn reagierten; deshalb vertraute sie darauf, dass er, trotz allem, letztendlich ihre Weigerung akzeptieren würde. Denn entgegen seinem Ruf war er nicht der Typ Mann, der eine Frau zwingen oder unter Druck setzen würde, mit ihm ins Bett zu gehen.
Sie warf ihm einen kurzen Blick zu und senkte dann den Kopf, um ihr Lächeln zu verbergen. Die Vorstellung war wirklich absurd. Er war viel zu stolz und besaß so viel arrogante Selbstsicherheit, dass er nicht immer gewinnen musste.
Dieser Gedanke erinnerte sie an Fabien. Sebastian und er waren sich sehr ähnlich, doch gab es in der Tat Unterschiede.
Ein Schwarm Ladys in eleganten Tageskleidern rief ihnen zu. Sie blieben auf einen kleinen Plausch stehen. Es amüsierte Helena, dass im Lauf der letzten Woche die weibliche Hälfte der Londoner Gesellschaft allmählich begann, sie zu akzeptieren. Von einigen wurde sie immer noch als zu schöne Außenseiterin betrachtet - vor allem von den Mamas mit heiratsfähigen Töchtern, die sie unter die Haube zu bringen trachteten - und doch versuchten einige mit Eifer, sie in ihren Kreisen willkommen zu heißen. Im Gegensatz zu Marjories oft geäußerter Meinung förderten St. Ives Fittiche sie mehr als sie zu behindern.
Sie plauderte mit den Ladys Elliot und Frome, dann wandte sie sich Lady Hitchcock zu. Die Gruppe formierte sich mehrmals neu. Schließlich drehte sich Helena um und sah, wie die Countess
Weitere Kostenlose Bücher