Verheißungsvolle Küsse
bedachte.
»Mir kommt der Gedanke, mignonne , dass Ihr bis jetzt noch nicht die Güte hattet, mir eine komplette Liste der Bedingungen Eures Vormundes zu geben hinsichtlich des hohen Herren, den er als Euren Ehemann akzeptieren würde. Ihr habt mir gesagt, dass der Kandidat einen Titel tragen soll, der dem Euren ebenbürtig ist. Was noch?«
Sie zog die Brauen hoch, nicht wegen der Frage - die sie gerne beantworten würde - sondern wegen seines Tonfalls: ungewöhnlich knapp und bestimmt, ganz anders als sein übliches gesellschaftliches Geplauder. Ganz ähnlich der Stimme, die er seiner Schwester gegenüber einsetzte.
Seine Lippen zuckten, eher eine Grimasse als ein Lächeln. »Es würde helfen, den geeignetsten Bewerber für Euch zu bestimmen.«
Jetzt klang er wieder sanfter. Im Geiste zuckte sie die Schultern und wandte sich den Fenstern zu. »Den Titel hab ich schon erwähnt. Die anderen beiden Bedingungen meines Vormunds betreffen die Größe des Besitzes meines Bewerbers und sein Einkommen.«
Sie sah aus dem Augenwinkel, wie Sebastian nickte. »Außerordentlich vernünftige Punkte!«
Es war nicht sonderlich überraschend, dass er das so sah; in mancher Hinsicht hätten er und Fabien Brüder sein können - man denke nur an seine despotische Haltung gegenüber seiner Schwester, selbst wenn sein Motiv dabei eher Sorge als kalte Vernunft war. »Dann sind da natürlich noch meine eigenen Präferenzen.« Sie hielt inne. Es war nicht nötig, ihm zu erläutern, in welcher Richtung genau diese lagen.
Ein wölfisches Grinsen umspielte seine Lippen. »Natürlich!« Er neigte den Kopf. »Wir sollten Eure Präferenzen unbedingt berücksichtigen.«
»Und deshalb«, sagte sie und wandte sich vom Fenster ab, »wünsche ich Lord Were zu suchen.«
Sie schickte sich an, in den Saal zurückzukehren.
Sebastian stellte sich ihr in den Weg.
Das Schweigen dehnte sich, unerwartete Spannung breitete sich aus. Helena schob ihr Kinn vor und stellte sich seinem Blick. Die Lider waren halb über die Augen, so blau, dass sie zu brennen schienen, gesenkt. Ihre Nerven zuckten, Ursinne kreischten, dass sie da etwas Wildes, Unberechenbares herausforderte - etwas, das völlig außerhalb ihrer Kontrolle lag.
Dangereux.
Marjories Warnung huschte durch ihren Kopf.
»Were.«
Diesen ausdruckslosen Tonfall hatte sie noch nie von ihm gehört. Er hielt sie mit seinem Blick fest, sie konnte sich nicht lösen.
Anschließend streckte er die Hand aus, legte einen langen Finger unter ihr Kinn und hob ihr Gesicht zu seinem. Er studierte ihre Züge, sein Blick heftete sich auf ihre Lippen, hob sich dann wieder zu ihren Augen. »Ist Euch noch nicht der Gedanke gekommen, mignonne «, murmelte er, »dass Ihr weit mehr erreichen könntet, als den Marquess-Titel?«
Helena spürte, wie ihre Augen schockiert aufloderten - eine Reaktion auf etwas, das sie mehr spürte als wusste. Seine Fingerspitze unter ihrem Kinn war kühl, sein Blick heiß.
Ihr Herz hämmerte, raste - dann weckte eine Bewegung hinter ihnen ihre Aufmerksamkeit.
Majorie stand am Rand der Menge, sie schüttelte Louis’ Hand ab, der sie zurückhalten wollte. Ihrer gerunzelten Stirn und dem raschen Wort, das sie ihm zuwarf, nach zu schließen, hatte er sie festgehalten. Marjorie rückte ihren Schal zurecht und steuerte auf sie zu.
Sebastian hatte den Kopf gedreht und es gesehen, er ließ sie los.
» Ma petite , für uns wird es höchste Zeit!« Marjorie warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu, dann wandte sie sich mit entschlossener Miene Helena zu. »Komm!«
Mit einem sehr knappen Nicken Richtung Sebastian rauschte Marjorie davon.
Verwirrt machte Helena einen Knicks, folgte Marjorie mit einem letzten Blick auf Sebastian und einem geflüsterten Adieu.
Als sie an ihm vorbeikam, traf den armen Louis ihr ganzer Grimm.
3
Er war der einzige unverheiratete Duke, den sie kennen gelernt hatte. Helena versuchte, einen Sinn in seiner letzten Bemerkung zu finden - was sie die halbe Nacht wach hielt. Aber er konnte nicht sich selbst meinen. Vor Jahren schon hatte er verkündet, er würde niemals heiraten. Sie sah keinen Grund, warum er seine Meinung hätte ändern sollen. Er mochte sie vielleicht begehren - sie akzeptierte das, obwohl sie solch raubtierhafte Begierde nicht ganz nachvollziehen konnte - aber entsprechend seiner Vorstellung, seiner Denkweise - der Denkweise der Gesellschaft - konnte er alles haben, was er wollte, auch ohne sie zu heiraten.
Natürlich hatte sie nicht die
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