Verheißungsvolle Sehnsucht
geschwollenen Finger. Seine Augen füllten sich mit Tränen.
»Nur ein paar gebrochene Finger«, sagte er bebend. »Nichts, was der Arzt nicht wieder richten könnte.«
»Meine Malhand«, sagte sie, während Tränen aus ihren zugeschwollenen Augen quollen.
»Schsch, alles gut, Süße. Ehe du dich versiehst, malst du schon wieder.«
Sein Blick fiel auf die beiden Gemälde, die an der Wand lehnten. Dunkel. Voller Aufruhr. Das hatte er ihr angetan. Er hatte ihr ihre Fröhlichkeit genommen. Das, was ihre Arbeiten ausmachte. Diese Bilder enthielten nicht die Josie, die er kannte und liebte. Das war eine verletzte Josie, die ihre Gefühle in der Art und Weise ausdrückte, die sie kannte.
Die Sanitäter stürmten durch die Tür direkt ins Wohnzimmer und verschafften sich sofort einen Überblick über Josies Zustand. Ash trat zur Seite, um nicht im Weg zu stehen, blieb aber in der Nähe und beobachtete ängstlich, wie die Männer sie untersuchten.
»Verminderte Atemgeräusche auf der linken Seite«, sagte der Sanitäter ernst, als er das Stethoskop wieder wegnahm. »Hol Sauerstoff«, befahl er seinem Partner schroff.
»Wie schlimm ist es?«, fragte Ash.
Der Sanitäter schüttelte den Kopf. »Das kann man nicht sagen, bevor sie geröntgt worden ist. Ich nehme an, sie hat mehrere gebrochene Rippen. Wahrscheinlich ist ein Lungenflügel dadurch perforiert worden.«
»Gehen Sie vorsichtig mit ihrer Hand um«, sagte Ash. »Die ist gebrochen.«
»Sie ist schlimm zugerichtet worden«, meinte der Sanitäter, ohne etwas zu beschönigen. »Wir müssen sie mitnehmen. Ich werde ihr eine Cervicalstütze anlegen und sie während der Fahrt ans Beatmungsgerät anschließen.«
Ash wurde blass. Das klang nach einem kritischen Zustand.
»Wird sie überleben?«, flüsterte Ash und sprach damit das aus, was er befürchtete.
»Kann ich nicht sagen, aber sie wird ganz sicher nicht während meiner Schicht sterben.«
Man brachte eine Trage, und die Sanitäter versorgten Josie umsichtig und schnell, legten ihr die Halsstütze an und versorgten sie mit Sauerstoff. Anschließend wurde sie in den Krankenwagen verladen. Ash blieb kaum Zeit, hinten in den Wagen zu springen, als dieser schon mit Sirenengeheul und Blaulicht losraste.
Er schob die Hand in seine Tasche und spürte das Foto, das er Josie abgenommen hatte. Gabe würde ihm eine Menge Fragen beantworten müssen, und dann würde Ash Jagd auf den Dreckskerl machen, der Hand an Josie gelegt hatte.
32
»Was zum Teufel ist hier los?«, wollte Jace wissen, als er ins Wartezimmer der Notaufnahme stürmte.
Ash drehte sich um und bedeutete Gabe und Jace, ihm in einen kleinen Besprechungsraum zu folgen, in dem Ärzte sich normalerweise mit den Angehörigen unterhielten.
»Wir haben ein ernstes Problem«, erklärte Ash grimmig. »Was zur Hölle ist Josie passiert?«, fragte Jace. »Gabe hat mich angerufen, weil er sich Sorgen um Mia und Bethany macht, und gesagt, ich soll die beiden einschließen und dafür sorgen, dass sie in Sicherheit sind. Ich hab Kaden Ginsberg angerufen, der passt jetzt auf sie auf, und deshalb habe ich zwei sehr wütende Frauen zu Hause sitzen. Außerdem haben sie Angst und wollen wissen, was verdammt noch mal eigentlich los ist, worauf ich ihnen aber keine Antwort geben konnte, weil ich es selbst nicht weiß!«
Ash hob eine Hand und zog dann das Foto hervor, das er Josie abgenommen hatte. Er reichte es Gabe.
Gabes Miene zeigte eine Mischung aus Schock und Wut. Und seltsamerweise auch Schuldbewusstsein. Sein Gesicht war grau, und dann taumelte er zurück, um sich auf einen der Stühle zu setzen. Er zerknüllte das Foto und vergrub das Gesicht in den Händen.
Jace riss Gabe das Foto aus der Hand und erblasste, als er seine Schwester nackt an einen Tisch gefesselt liegen sah, während ein Mann versuchte, sich ihr aufzudrängen.
»Was zum Teufel ist das?«
Jace brüllte die Frage geradezu heraus, die im Raum widerhallte.
»Josie hatte das Foto in der Hand, als ich bei ihr ankam«, erklärte Ash ruhig. »Und dann sagte sie mir, dass der Mann, der sie verprügelt hat, ihr eine Nachricht für mich, dich und Gabe hinterlassen hat.«
»Wie bitte?«, fragte Jace fassungslos.
»Er hat ihr gesagt, dass nichts, was uns lieb und teuer ist, vor ihm sicher ist. Dass wir ihn ruiniert hätten und dass er jetzt uns vernichten wird. Ich würde sagen, er hat sich als Erstes Josie vorgenommen, weil er an sie am leichtesten herankam. Sie war allein und schutzlos. Es dürfte für
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