Verheißungsvolle Sehnsucht
die Maske auf ihrem Gesicht pumpte, und das regelmäßige Piepsen des Herzüberwachungsgeräts waren zu hören. Sie sah so zerbrechlich aus, war voller Prellungen und Schwellungen. Das Blut hatte man abgewaschen, aber die dunklen Verfärbungen der Prellungen hoben sich deutlich von ihrer blassen Haut ab.
Er berührte die Stelle, an der das Halsband gelegen hatte, das sein Geschenk an sie gewesen war. Ihr Hals sah nackt aus. Er wollte es wieder an ihrem Hals sehen, wollte, dass sie seinen Ring am Finger trug und ihm versprach, ihn zu heiraten. Er wollte sie so fest an sich binden, dass sie nie wieder weglaufen konnte. Aber es würden die liebevollsten, seidensten Fesseln auf der ganzen Welt sein.
Er würde sie verwöhnen, ihr huldigen und dankbar sein für jeden einzelnen Tag, den sie mit ihm zusammen war.
Zwei Stunden lang stand er neben ihrem Bett und bewegte sich nur, wenn eine der Krankenschwestern kam, um nach ihr zu sehen. Und schließlich holte man sie ab, um sie auf die Intensivstation zu bringen.
Zähneknirschend musste er hinnehmen, dass es eine Weile dauern würde, bis er wieder zu ihr durfte. Aber das war in Ordnung, denn er musste sich auch um die Sache mit Charles Willis kümmern. Je schneller der von der Bildfläche verschwand, desto eher konnten sich alle entspannen und brauchten sich keine Sorgen mehr zu machen, dass Mia oder Bethany etwas passieren könnte. Als er Gabe, Jace, Mia und Bethany über Josies Zustand informiert und ihnen das Versprechen abgenommen hatte, bis zu seiner Rückkehr bei Josie zu bleiben, verließ er das Krankenhaus. Entschlossen, Rache an dem Dreckskerl zu nehmen, der sie dort hineingebracht hatte.
33
Schmerz. Er bohrte sich wie ein Nagel durch ihre Schädeldecke. Sogar das Atmen schmerzte. Das Öffnen der Augen schmerzte.
Sie hörte Stimmen, zumindest eine Stimme. Sie war nicht ganz sicher, weil das Dröhnen in ihren Ohren, das nicht verschwinden wollte, so laut war.
Und dann spürte sie eine warme, sanfte Hand auf ihrer Stirn. Einen Kuss. Ruhige Worte, süß auf ihre Haut gehaucht. Sie gab einen leisen Seufzer von sich und bedauerte es sofort, als ein brennender Schmerz durch ihre Brust schoss.
»T-tut weh«, sagte sie so leise, dass sie nicht sicher war, ob sie überhaupt zu hören gewesen war.
»Das weiß ich, Süße. Die Schwester kommt gleich und gibt dir etwas gegen die Schmerzen.«
»Ash?«, wisperte sie.
»Ja, mein Liebling, ich bin hier. Mach deine schönen Augen auf, dann kannst du mich sehen.«
Sie versuchte es. Sie versuchte es wirklich. Aber ihre Augen machten nicht mit, und jeder Versuch, sie dazu bewegen zu wollen,
tat so weh
.
»Kann nicht«, gelang es ihr schließlich zwischen ihren geschwollenen Lippen hervorzustoßen.
Wieder legte er seine Lippen an ihre Stirn. Sie spürte seine Hand in ihrem Haar. Das fühlte sich gut an. Es war die einzige Stelle am ganzen Körper, die nicht schmerzte.
»Schon gut«, tröstete er sie. »Bemüh dich nicht. Du sollst nur wissen, dass ich hier bei dir bin und es dir schon bald wieder gut gehen wird.«
Aber sie wollte ihn sehen. Wollte sich vergewissern, dass ihre Fantasie ihr keinen Streich spielte. Also wappnete sie sich innerlich gegen den Schmerz und versuchte es noch einmal. Ein kleiner Lichtstrahl fiel sengend in ihre Augen. Schnell schloss sie die Lider. Sie lag da, keuchend vor Anstrengung und den Qualen dieser kleinen Bewegung. Dann versuchte sie es noch einmal, und dieses Mal war sie auf das Licht gefasst.
Zuerst war die Welt vor ihren Augen verschwommen, aber dann trat er in ihr Blickfeld.
»Na, meine Schöne«, sagte er leise.
Sie versuchte zu lächeln, aber auch das bereitete ihr Schmerzen, und so blinzelte sie nur, um ihn besser sehen zu können.
»Na«, erwiderte sie genauso leise.
Entsetzt nahm sie die Tränen in seinen Augen wahr. Ash sah schrecklich aus. Er war unrasiert, seine Haare waren zerzaust, und seine Kleidung sah aus, als hätte er in ihr geschlafen.
Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und stöhnte leise. »W-was ist mit mir passiert?«
Ash zog die Stirn in Falten, und sein Blick war dunkel. »Weißt du das nicht mehr?«
Sie versuchte sich zu erinnern, aber alles war in einen dichten Nebel gehüllt. »Wie lange?«
Er berührte ihr Haar. Sein Gesicht spiegelte seine Sorge wider. »Wie lange was, Liebes?«
»Bin ich hier.«
»Zwei Tage«, antwortete er.
Sie war überrascht und riss unwillkürlich die Augen auf, was wegen der Prellungen sehr unangenehm war. »Zwei
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