Verheißungsvolle Sehnsucht
sollte. Du riskierst verdammt viel, wenn du das selbst machst.«
Ash presste die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen. »Ich will ihm meinen Standpunkt klarmachen, und das geht am besten, wenn ich die Botschaft selbst überbringe. Ich will, dass dieser Dreckskerl sich vor Angst in die Hosen macht. Ich will, dass er merkt, dass er mir auf Gedeih und Verderb ausgeliefert ist. Und nachdem ich ihn windelweich geprügelt habe, soll er auch noch erfahren, dass ich ihn mit einem Fingerschnipsen ruinieren kann, wenn er noch einmal irgendeine Grenze überschreitet.«
Jace lächelte leicht. »Ich verstehe, was du meinst. Und ich muss gestehen, dass ich genauso handeln würde, wenn so ein Arschloch Bethany in die Quere käme. Ich würde ihn selbst zu Brei schlagen und mich nicht darauf verlassen, dass andere die Drecksarbeit für mich erledigen.«
»Dann verstehst du mich also.«
Jace nickte. »Ja, ich verstehe dich. Es gefällt mir nicht, aber ich verstehe dich. Ich mache mir Sorgen, Ash. Ich will nicht, dass etwas schiefgeht. Nicht jetzt, wo du …«
Er verstummte, und Ash sah ihn durchdringend an. »Wo ich was?«
Jace sah ihn mit einem schiefen Lächeln an. »Wo du dein Kryptonit gefunden hast.«
Ash war überrascht. War Josie tatsächlich sein Kryptonit? Doch, er wusste, was Jace meinte. Er hatte Gabe und Jace endlos Vorhaltungen gemacht, als sie sich Hals über Kopf in eine Frau verliebt hatten und sofort ihr unantastbares Motto aufgegeben hatten. Aber jetzt, da er sich in der gleichen Situation befand, hatte er nichts mehr dagegen einzuwenden. In seinem Inneren breitete sich eine tiefe Ruhe aus.
»Du bist viel ruhiger geworden in der letzten Zeit. Irgendwie gesetzter«, meinte Jace. »Das gefällt mir. Nach der Sache mit Bethany …« Er verstummte seufzend, als brächte er das Thema nur ungern wieder zur Sprache, da sie sich doch geschworen hatten, das nie wieder zu tun. »Nach der Sache mit Bethany habe ich viel nachgedacht. Über dich und mich. Ich habe gehasst, was damals passiert ist, obwohl ich es nicht bedauere. Ich hoffe, der Blödsinn, den ich hier verzapfe, ergibt einen Sinn für dich. Es hat etwas mit uns gemacht, und das gefiel mir nicht, und außerdem gefiel mir nicht, wie mies ich mich nach dieser Nacht dir und Bethany gegenüber verhalten habe. Aber die Entscheidung, sie nicht mit dir zu teilen, bedauere ich nicht.«
»Ich bedauere es auch nicht«, erwiderte Ash lächelnd. »Ich komme damit klar, Jace. Du musst aufhören, ständig darüber nachzudenken. Die Sache ist geklärt. Du hast aufgehört, dich wie ein Schwachkopf zu verhalten. Bethany macht dich glücklich. Und ich habe Josie gefunden, die mich glücklich macht.«
»Ich freue mich für dich, Ash.«
»Ja, das weiß ich.«
»Nichts Neues von deiner Familie? Wie läuft’s mit Brittany?«
Ash holte tief Luft. »Diese Woche war nichts Besonderes, und das macht mich nervös, denn es sieht ihnen gar nicht ähnlich, einfach aufzugeben und sich zurückzulehnen. Brittany ist glücklich in ihrem neuen Job. Bisher hat sie nicht viel mehr gemacht als zu arbeiten und anschließend nach Hause zu gehen. Aber das wird schon noch. Ich möchte, dass sie Mia und Josie kennenlernt und ab und an etwas mit Mias Freundinnen unternimmt. Die würden ihr gut tun. Josie ist in Brittanys Alter, also würden sich die beiden vielleicht gut verstehen.«
»Diese ›Mit den Freundinnen verkuppeln ‹ –Nummer lässt dich ziemlich gesetzt klingen«, neckte Jace ihn.
»Du kannst mich mal.«
Jace wurde wieder ernst und fragte: »Also nichts Neues von der Hexe? Hält sie sich einfach zurück? Und was ist mit dem alten Herrn? Ich kann mir nicht vorstellen, dass er ihre Abtrünnigkeit wortlos zur Kenntnis genommen hat. Schließlich legt er doch so viel Wert auf den Familienverbund, so geheuchelt das auch sein mag.«
Ash seufzte. »Ja, nichts Neues diese Woche. Aber ich rechne nicht damit, dass das anhält.«
»Okay, ich erwarte von dir, dass du mich informierst, sobald die Kacke am Dampfen ist. Ich werde dich auf keinen Fall allein in die Schlangengrube lassen.«
Ash lachte leise. »Bei dir klingt das Ganze eher nach einem Undercovereinsatz.«
»Tja, ein Abend mit deiner Familie ist Qualifikation genug dafür.«
Ash sah auf die Uhr. »Willst du vor der Konferenzschaltung noch einen Happen essen? Ich werde jetzt noch schnell bei Josie anrufen und fragen, wie es ihr geht … um sicherzugehen, dass bei ihr alles in Ordnung ist, und um ihr zu sagen, dass es heute
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