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Verhext in Texas: Roman (German Edition)

Verhext in Texas: Roman (German Edition)

Titel: Verhext in Texas: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shanna Swendson
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mussten Kobolde sein. »Er ist zurückgekehrt?«, fragte die Baumynmphe.
    »Ja«, bestätigte Owen. »Er wird gebraucht in diesen Zeiten und hat einiges zu erledigen.« Bisher hatte er in einem leisen Plauderton gesprochen, doch bei dem, was er dann sagte, war seine Stimme fest, fast eisern, so dass sie mich an Merlin höchstpersönlich erinnerte. »Werdet ihr uns behilflich sein?«
    »Welche Darreichung habt ihr für uns?«, fragte die Wassernymphe. Die Art, wie sie Owen anschaute, gefiel mir nicht, und ich fragte mich, woran sie bei dieser Frage wohl dachte. Schließlich war es unsere Leidenschaft, die sie angezogen hatte.
    »Wir bieten euch Musik dar«, antwortete Owen.
    Es erhob sich ein Gemurmel unter den versammelten Kreaturen, dann sagte die Baumnymphe: »Das ist akzeptabel. Wir lauschen.«
    Owen nickte mir zu, und ich nahm die Flöte zur Hand. Ich war ziemlich sicher, dass ich »The Star Spangled Banner« noch auswendig spielen konnte, aber die Flötentöne darin bestanden fast alle aus hohen Trillern, weshalb ich nicht glaubte, dass diese Melodie allein die gewünschte Wirkung erzielen würde. Teddy hatte mir mal das »Prinzessin-Leia-Thema« aus Star Wars beigebracht, aber das erschien mir auch irgendwie unpassend. Wie ich Owen schon gesagt hatte, war das Motivationslied aus der Schule das Einzige, was ich noch spielen konnte. Und da ich es vier Jahre lang immer während der Aufwärmzeit vor jedem Footballspiel, vor jeder Halbzeit und nach jedem erzielten Tor gespielt hatte und noch dazu hier und da, wenn die Mannschaft angefeuert werden musste, war es für immer in mein Gedächtnis eingebrannt.
    Ich holte tief Luft und spielte einen Ton an, um zu prüfen, ob ich überhaupt noch spielen konnte, dann stellte ich die Flöte noch mal richtig ein. Bevor ich schließlich anfing, machte ich den Fehler, den Blick über mein Publikum gleiten zu lassen, was mich noch nervöser machte als das Vorspielen früher in der Schule. So furchteinflößend mein Orchesterleiter auch gewesen war, verglichen mit Hunderten magischen Wesen war er gar nichts, und das Ergebnis war damals nicht annähernd so wichtig gewesen wie das Schicksal dieses Winkels der magischen Welt.
    Als ich einmal angefangen hatte zu spielen, klang es nicht ganz so schlimm, wie ich befürchtet hatte. Da der »The Washington and Lee Swing« nicht ganz das war, was man sich aussuchen würde, um magische Wesen für sich einzunehmen, verlangsamte ich das Tempo ein wenig, damit das Ganze wehmütig und eindringlich klang. Außerdem war das die einzige Möglichkeit, meine Finger davon abzuhalten, sich zu verheddern, während sie sich an die fast vergessenen Griffe erinnerten.
    Als der letzte Ton verklungen war, breitete sich eine Stille aus, die nur durch das Plätschern des Wassers durchbrochen wurde. Dann ertönte eine Reihe von Schnalzlauten und Pfiffen. »Sehr hübsch«, sagte die Wassernymphe. »Wir nehmen das Geschenk an. Wie können wir euch helfen?«
    »Es wäre wichtig, dass ihr in die Stadt kommt, wenn ich euch rufe«, sagte Owen. »Ich werde unsere Feinde zu euch bringen. Ich möchte nicht, dass sie getötet oder ernsthaft verletzt werden. Ich will nur, dass die Zauberlehrlinge aus der Schusslinie genommen werden, damit ich mich ungestört ihrem Lehrmeister widmen kann.«
    »Wir werden dich und deine Freundin beschützen«, sagte sie und verbeugte sich. Dann fügte sie mit einem Seitenblick auf mich hinzu: »Obwohl deine Freundin ja gar keinen Schutz vor Magie braucht. Und wenn wir getan haben, worum du uns bittest, würden wir gern noch mehr Musik hören, es sei denn ihr habt noch ein anderes Geschenk für uns.« Sie bedachte Owen erneut mit einem bedeutungsschwangeren Augenaufschlag.
    »Ja, natürlich, gern«, antwortete ich rasch. Jetzt, wo ich wusste, dass ich es brauchte, konnte ich ja auch noch etwas anderes einstudieren.
    »Dann steht die Abmachung. Ihr dürft jetzt gehen, wir gewähren euch freien Abzug.«
    Während ich meine Flöte wegpackte, durchbrach Owen mit seinen Füßen den Kreis. Mir wäre es lieber gewesen, wenn er damit gewartet hätte, bis wir fertig zum Aufbruch waren, doch die Wesen schienen es als Vertrauensbeweis zu werten. Ich hatte das Gefühl, winzige Hände würden meine Haare und meine Kleider berühren, während ich darauf wartete, dass Owen seine Sachen zusammenpackte, aber als er meine Hand nahm und mich von dort wegführte, verschwanden all die winzig kleinen Lichtpunkte und ließen uns passieren. Die Kobolde folgten

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