Verhext in Texas: Roman (German Edition)
wenn ich es unbedingt wollte. Aber keine Sorge. Ich gehe nirgendwohin.«
Ich flitzte in die nächste Seitenstraße rechts, fuhr ein paar Blocks zurück in die Richtung, aus der wir gekommen waren, und bog dann hinter dem Wagen, der uns verfolgt hatte, in Gegenrichtung wieder auf die Straße ab, auf der wir vorher gefahren waren. Dort kam uns Jason, der örtliche Polizeibeamte, entgegen, und ich winkte ihm freundlich zu.
Ein oder zwei Sekunden später hörte ich kurz die Sirene aufheulen. Als ich mich umschaute, sah ich, wie Jason das letzte Auto aus der Kolonne unserer Verfolger anhielt. »Sie haben direkt vor den Augen eines Polizisten eine 180-Grad-Wende hingelegt«, bemerkte Owen grinsend. »Nicht gerade schlau.«
Während Jason den letzten Wagen zum Anhalten zwang, wendeten die anderen beiden auf legale Art, um sich wieder hinter uns zu klemmen, bevor ich erneut abbiegen konnte. Diese Stadt hatte nicht annähernd genügend Seitenstraßen, und sie lagen vor allem viel zu weit auseinander.
»Eine weitere Idee käme uns jetzt wirklich sehr gelegen«, sagte ich gestresst durch zusammengebissene Zähne. Dabei versuchte ich, den Rest der Zauberlehrlinge abzuhängen und gleichzeitig das Tempolimit einzuhalten, weil wir durch ein Wohngebiet fuhren, in dem jederzeit Kinder und Hunde ohne Vorwarnung auf die Straße geschossen kommen konnten. In den Seitenstraßen von Cobb war normalerweise so wenig Verkehr, dass man ein ganzes Stickball-Spiel ohne Unterbrechung spielen konnte, solange man nicht gerade in der Zeit spielte, die woanders zu Recht Stoßzeit genannt wurde.
Owen zückte sein Handy. »Sam? Wir könnten ein wenig Hilfe gebrauchen. Hast du nicht Lust, ein paar Möchtegernzauberern einen Schrecken einzujagen? Okay, prima, und mach schnell!« Er steckte das Handy wieder weg. »Sam ist jeden Moment hier.«
Plötzlich ging mir etwas auf. »Wo trägt Sam eigentlich ein Handy bei sich?«
»Tut er nicht. Das hier ist anders als so ein Handy, wie du es hast. Es ist zugleich ein Gerät für die magische Direkt-Kommunikation.«
»Raffiniert.«
Eigentlich wollte ich noch etwas anderes fragen, aber in dem Moment stieß plötzlich etwas Dunkles vom Himmel herab und raste über uns hinweg. Kurz darauf hörte ich hinter uns Reifen quietschen. Ich blickte in den Rückspiegel und sah, wie das nachfolgende Fahrzeug eine weitere rechtswidrige 180-Grad-Wende hinlegte – schade, dass Jason nicht da war – und, gefolgt von Sam, davonraste. »Au weia, man sollte meinen, die hätten noch nie einen Gargoyle gesehen«, witzelte ich. »Jetzt ist nur noch einer übrig, und den müssen wir auch abhängen, bevor wir uns auf den Heimweg machen. Wir wollen doch nicht, dass sie unser Geheimversteck finden.«
Der letzte Verfolger fuhr etwas vorsichtiger. Mein Medaillon summte die ganze Zeit weiter und zeigte mir so an, dass sie immer noch versuchten, Zaubertricks anzuwenden. »Meinst du, sie können den Pick-up beschädigen?«, fragte ich. »Stand in den Unterlagen zu diesem Fernkurs, die du dir angesehen hast, wie man die Luft aus einem Reifen lässt oder so was?«
»Keine Sorge. Ich schirme den Wagen ab.« Owen klang gestresst, und als ich ihn anschaute, sah ich, dass er noch blasser geworden war. Außerdem standen Schweißperlen auf seiner Stirn und Unterlippe. Und ich nahm nicht an, dass die mit meinem Fahrstil zusammenhingen.
»Hast du genügend Energie für all das?«
»Haben wir denn eine andere Wahl?«
»Du könntest mich noch mal anzapfen.«
»Nicht während du Auto fährst.«
»Oh. Richtig. Warte mal eine Sekunde. Ich hab eine Idee.«
Ich fuhr zurück auf die Hauptstraße, aber in die Richtung, die von zu Hause wegführte. Wir kamen an dem Auto vorbei, das Jason angehalten hatte und dessen Insassen nun alle mit gespreizten Armen und Beinen an seinem Streifenwagen lehnten. Als wir auf dem Weg aus der Stadt am Motel vorbeikamen, hielt ich den Atem an und hoffte, dass nicht weitere Junior-Zauberer auf uns aufmerksam wurden und unsere Verfolgung aufnahmen. Aber dort schien sich niemand aufzuhalten.
Jetzt war es an der Zeit, für einen glücklichen Zufall zu beten. Wenn ich es eilig hatte, begegnete ich garantiert einem Beerdigungszug oder einem langsam vor sich hintuckernden Heuwagen und musste entweder deswegen anhalten oder, während mir Heu ins Gesicht wehte, mit fünfzehn Meilen pro Stunde hinter dem Fahrzeug herzockeln, bis ich irgendwann gefahrlos überholen konnte. Jetzt sehnte ich zur Abwechslung mal eins von
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