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Verhext in Texas: Roman (German Edition)

Verhext in Texas: Roman (German Edition)

Titel: Verhext in Texas: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shanna Swendson
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Phelan Idris allein in einem Motelzimmer zu sein war eine Erfahrung, auf die ich liebend gern verzichten konnte. Also war es eine Win-Win-Situation, wenn ich weglief. Andererseits hatte er mich nicht erkannt, und so eine gute Chance herauszufinden, was er vorhatte, würde sich uns kein zweites Mal bieten. Man konnte ja nicht wissen, was ich alles mitbekam, wenn ich mit ihm in seinem Zimmer war, ohne dass er irgendeinen Verdacht schöpfte. Außerdem konnte er ja keine Magie gegen mich verwenden, und ich bildete mir sogar ein, dass ich aus einem Kräftemessen als die Stärkere hervorgehen würde, denn von meinen Brüdern kannte ich einige echt fiese Tricks. Ich atmete tief durch und überquerte die Schwelle, obwohl eine leise Stimme in meinem Inneren mich warnte, dass das vielleicht nicht das Schlauste war, was ich in meinem bisherigen Leben getan hatte.
    Sein Zimmer war nicht ganz so chaotisch wie einige der anderen. Es war nur vollgemüllt und roch merkwürdig, aber nicht nur nach Pizza und schmutzigen Socken. Ich vermutete, dass er in seiner Badewanne Zaubertränke gebraut hatte.
    Mit dem schlimmsten Provinzakzent, den ich hinbekam, und mit tiefer, verrauchter Stimme sagte ich: »Sind ja auch eher Sauställe als Zimmer, was man hier neuerdings so zu sehen kriegt.« Dann nahm ich die Putzsachen und huschte ins Bad. Im Vorbeigehen sah ich die magische Kerze auf der Kommode stehen, fand es aber zu riskant, sie vor seinen Augen anzuzünden. Er war zwar in vielerlei Hinsicht ein Idiot, aber mit Magie kannte er sich aus, und er würde den Trick wahrscheinlich durchschauen.
    Das Bad war nicht so verdreckt wie in einer Studentenbude, aber er hatte hier definitiv was anderes betrieben als Körperpflege. Die Handtücher und Waschlappen waren merkwürdig verfärbt und verbreiteten einen stechenden Gestank. Ich stopfte sie alle in eine Mülltüte aus Plastik, um sie Owen zur Analyse zu überreichen. Die chemischen Bestandteile solcher Zaubertränke konnten durchaus auch bei mir wirken, obwohl die Magie es nicht tat. Deshalb behielt ich die ganze Zeit meine Gummihandschuhe an, während ich das Becken und die Badewanne schrubbte.
    Ich konnte nicht widerstehen, mir die Toilettenartikel auf der Ablage genauer anzuschauen. Wie es aussah, benutzte Idris ein Haarwuchsmittel und außerdem das Körperspray aus dieser supernervigen Werbung, in der Frauen den Kopf verloren, sobald Männer auftauchten, die dieses Spray aufgetragen hatten. Sein spezieller Duft hieß »Player«. Ich brach beinahe in unkontrolliertes Gelächter aus, als ich das las.
    Wenn er Zaubertränke gebraut hatte, musste er etwas Besonderes vorhaben, und ich musste herausfinden, was das war, solange ich in seinem Zimmer war. Als ich den Beutel mit den benutzten Handtüchern an ihm vorbei zu meinem Rollwagen trug, versuchte ich ihn aus dem Augenwinkel zu beobachten. Dann nahm ich einen Stapel frischer Handtücher und ging zurück ins Bad.
    Er hatte Papiere und einige Gegenstände, die wie Halsketten aussahen, auf Tisch und Bett ausgebreitet. Je näher ich dem Tisch mit diesen Ketten kam, desto stärker vibrierte mein Medaillon. Spontan stolperte ich über den Teppich und verteilte meine frischen Handtücher überall im Zimmer. Einige landeten auch auf dem Bett und eins auf dem Tisch.
    »Hoppala!«, rief ich und vergaß nicht, meine Stimme wieder zu verstellen. »Da hat der verdammte Teppich mir doch glatt ein Bein gestellt.« Beim Aufsammeln der Wäsche ließ ich eine der Ketten in der Falte eines kleinen Handtuchs verschwinden. »Ich besorge Ihnen neue Handtücher, die noch nicht auf dem Boden rumgelegen haben.« Ich trug die Wäsche wieder aus dem Zimmer und ließ dabei die Halskette, die sich als billiges Texas-Souvenir entpuppte, wie man sie an jeder Tankstelle an der Kasse liegen sah, in meine Tasche gleiten.
    Idris gestikulierte wütend und biss die Zähne zusammen, als ich einen neuen Stapel Handtücher ins Bad trug und mir beim Aufhängen viel Zeit ließ. Ich pfiff fröhlich vor mich hin und lief hin und her, während ich mit einem Staubwedel nachlässig durch das ganze Zimmer ging. Der Staubwedel war praktisch; damit konnte ich Sachen umstoßen, um sie näher in Augenschein zu nehmen, während ich sie wieder richtig hinstellte – immer kurz bevor Idris mich daran hindern konnte, sie anzufassen. Danach war der Staubsauger an der Reihe. Mit seinem Kabel gelang mir das Kunststück, alle Papiere vom Bett zu fegen. Ein paar davon fanden den Weg in die Taschen

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