Verhext in Texas: Roman (German Edition)
Lippenstift in ihrer Tasche herum. »Ich glaube, Rosenblüte ist der beste Farbton für dich. Der wirkt sehr natürlich. Und jetzt schau mal. Findest du nicht auch, dass du so besser aussiehst?« Sie wies schwungvoll auf den Spiegel über ihrem Toilettentisch.
Ich zuckte innerlich zusammen, als ich mich darin erblickte, rang mir aber ein Lächeln ab. »Sieht toll aus. Aber jetzt helfe ich Oma besser beim Kartoffelschälen.«
Als wir wieder in die Küche kamen, saß Owen bei Oma am Tisch, und sie schenkte ihm gerade eine Tasse Tee ein. Er machte große Augen, als er mich so angemalt sah, und dann noch größere, als er den ersten Schluck Tee trank. Gedankenvoll die Stirn runzelnd zwang er sich, die Tasse ganz auszutrinken. Also musste er wohl glauben, dass Omas Tee ihm guttun würde.
Oma fuhr direkt nach dem Abendessen. Owen und ich verabschiedeten uns als Nächste, nachdem Mom meine Klamotten, meine Frisur und mein Make-up für gut befunden hatte. Wenigstens würde ich gut aussehen, ganz gleich was in der Schlacht geschah. Als wir in die Stadt kamen, stellte Owen den Wagen auf dem öffentlichen Parkplatz hinter dem Gerichtsplatz ab. Dann liefen wir gemeinsam zum Park, wo unser letztes Gefecht stattfinden sollte. Derselbe Bach, an dem wir am Abend zuvor die hiesigen magischen Wesen getroffen hatten, floss durch den hinteren Teil dieses Parks; eine steile Böschung führte zum Wasser hinunter. Vom Park aus verlief an diesem Bach entlang ein Weg durch die ganze Stadt. Mitten auf der freien Parkfläche stand ein kleiner Pavillon. Bäume säumten den Park ringsum und schützten ihn vor der Öffentlichkeit. Kurz gesagt: ein perfekter Platz für ein romantisches Picknick. Oder eine magische Schlacht.
Owen öffnete seinen Rucksack und breitete dessen Inhalt auf einem der Picknicktische aus. Dann zog er los und sicherte den Park ringsum mit Abwehrzaubern, um unbeteiligte Schaulustige fernzuhalten und alle Zauberer, die in die Falle zu locken uns gelingen würde, darin festzuhalten. Danach sagte er: »Wir sollten wohl besser unsere Freunde herbeirufen, damit sie auch genug Zeit haben, alle rechtzeitig hierherzugelangen.« Er nahm meine Hand und wir spazierten Hand in Hand auf den Bach zu. Obwohl ich mir gar nicht sicher war, ob er unsere Freunde auf die gleiche Weise herbeirufen wollte wie am Vorabend, zitterte ich bereits vor Vorfreude. Er spürte es bestimmt, und selbst wenn nicht, musste er bemerken, wie feucht meine Hand in seiner wurde.
Aber wenn es ihm auffiel, dann zeigte er es nicht. Wir gingen schweigend zum Wasser hinunter. Ich wappnete mich für den Fall, dass er etwas unglaublich Enttäuschendes tun würde, wie die Finger an die Lippen zu legen und einen lauten Pfeifton zu erzeugen oder einen Anziehungszauber zu murmeln. Stattdessen lief er rosa an und machte einen Schritt auf mich zu. »Du, äh, weißt doch noch, wie das gestern Abend ging?«
Ich markierte einen dramatischen Seufzer. »Wenn ich zum Wohl unserer Sache leiden muss, dann muss ich dieses Kreuz wohl tragen.«
Was er überraschenderweise mit einem Grinsen quittierte. »Das war das am wenigsten Unangenehme, was ich bislang in Ausübung meiner Pflicht zu tun hatte, muss ich gestehen.« Ich wollte ihn fragen, warum er es, wenn es doch gar nicht so unangenehm gewesen war, nicht auch schon vorher und außer Dienst getan hatte, aber er küsste mich bereits, und ich vergaß, dass ich etwas sagen wollte.
Bei unserem ersten Kuss hatten wir unter dem Einfluss eines Zaubers gestanden. Der zweite hatte sich beim Weihnachtsfest unserer Firma ereignet. Seitdem hatte es noch einige mehr gegeben, aber in der letzten Zeit nicht mehr, bis auf den am Vorabend. Ich war mir nicht sicher, ob es an der langen Dürreperiode lag oder an der Magie in der Luft, aber dieser war einer der Besseren. Als wir uns schließlich voneinander lösten, flüsterte ich: »Das ist doch eigentlich noch für mehr gut als nur dafür, Naturgeister anzulocken.«
Seine Antwort konnte ich nicht hören, da eine plätschernde Stimme zu unseren Füßen sagte: »O Mann, warum nehmt ihr nicht gleich ein Megaphon? Wir haben doch gesagt, dass wir hier sein werden.« Als ich mich umwandte, erblickte ich die Wassernymphe vom Vorabend, die sich am Ufer des Baches festhielt.
»Danke, dass du gekommen bist«, sagte Owen. »Ich werde unsere Feinde hierherführen. Wenn sie da sind, solltet ihr ihnen einen gehörigen Schrecken einjagen. Aber es soll niemand ernsthaft zu Schaden kommen. Ich möchte nur,
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