Verhext in Texas: Roman (German Edition)
darunter. Er sah ein bisschen frischer aus als die anderen, benahm sich jedoch wie sie.
Auf der Erde wimmelte es nur so von Kobolden, die kamen, um einen Blick auf Ethelinda zu werfen, und blieben, um Idris zu quälen. Sie lösten seine Schnürsenkel und stopften Kieselsteine in seine Schuhe, dann zogen sie seine Socken nach unten und leierten die Bündchen aus, so dass sie lose um seine Knöchel hingen. Er führte einen wilden Tanz auf in dem Versuch, sie abzuschütteln. Von den Bäumen hinter uns kamen Eicheln und Zweige geflogen und trafen Idris beängstigend zielsicher. Owen ließ meine Hand los und schob mich von sich weg, dann lockerte er beide Hände, um wieder in den Kampf einzusteigen, während Idris abgelenkt war.
In diesem Moment erreichten uns auch unsere übrigen Mitstreiter. Teddy konnte nicht viel tun, und Oma schwenkte nur ihren Stock und ihre Flasche mit dem Spirit. Doch Merlin wusste, was zu tun war: Eine Sekunde später legte Idris eine ziemlich gute Imitation eines tanzenden Derwischs hin; er drehte sich um sich selbst und sprang in die Luft, um einerseits den Zaubern auszuweichen, die von Owen und Merlin gleichzeitig kamen, und andererseits den kleineren Bedrohungen zu entkommen, die von den Kobolden zu seinen Füßen ausgingen. Seine Kette mochte ja seine Kraft verstärkt haben, aber sie verlieh ihm nicht die Fähigkeit, verschiedenen Gefahren auf einmal zu begegnen.
Ich war völlig in den Anblick dieses Kampfes vertieft, als mich plötzlich jemand von hinten packte. »Hey, was soll denn das?«, protestierte ich, als mein Kidnapper eine Hand auf meinen Mund legte. Ich wollte ihn beißen, erwischte aber nur meine eigenen Lippen. Dann versuchte ich, ihm auf die Füße zu treten, doch da ich Turnschuhe trug, brachte das nicht viel.
»Gebt auf, oder ihr passiert was!«, rief mein Kidnapper. Ich konnte nicht sehen, wer es war, nahm aber an, dass es sich um einen von Idris’ Schülern handeln musste. Wahrscheinlich einer von den besseren, denn er schien kapiert zu haben, dass Magie keine Wirkung auf mich hatte. Stattdessen wendete er brutale Gewalt an. Etwas Kaltes, Scharfes an meinem Hals sagte mir, dass er normale Waffen benutzte. Ich gab allen Widerstand auf, damit ich mir nicht selbst die Kehle durchschnitt.
Der Kampf endete abrupt. Der verzweifelte Ausdruck auf Owens Gesicht, als er meine missliche Lage sah, trieb mir Tränen in die Augen. Ich konnte nicht glauben, dass ich ihn erneut in diese Situation gebracht hatte.
Ethelinda war die Erste, die eine hörbare Reaktion zeigte. »Ach, du liebe Güte! Da kann ich gar nicht hinsehen!«, rief sie und verschwand. Vielen Dank auch , dachte ich. Die war ja echt eine super Hilfe.
Idris lachte; es klang fast hysterisch. »Wow, jetzt sitzt du in der Klemme, was«, verhöhnte er Owen. »Wenn du mich kriegen willst, bedeutet das, dass du zusehen musst, wie deine Freundin einen schrecklichen Tod stirbt von der Hand von … Wer bist du noch gleich?«, fragte er den Schüler, der mich festhielt.
»McCreary, Sir«, antwortete mein Kidnapper.
»McCreary. Guter Mann. Du hast bestanden.« Dann wandte Idris seine Aufmerksamkeit wieder Owen zu: »Wenn du irgendwie versuchst, mich festzuhalten, wird sie es ausbaden.« Er fuhr mit einem Finger über seinen Hals, um zu signalisieren, dass mir dann die Kehle durchgeschnitten würde. »Aber wenn du deine Freundin retten willst, musst du mich gehen lassen. Dann hast du schon wieder verloren.«
Möglicherweise hätte ich mich aus einer weniger eindeutigen Falle irgendwie befreien können, doch in diesem Moment war ich absolut machtlos. Und es sah auch nicht so aus, als hätte irgendwer anders eine bessere Idee. Selbst die Kobolde verhielten sich still und schauten Owen ratsuchend an.
Merlin war derjenige, der vortrat und sich feierlich an Idris wandte: »Ihre Unfähigkeit zum Mitgefühl mit anderen ist gefährlicher als jede Formel, die Sie jemals zu entwickeln versucht haben. Wenn das Ihre Weltsicht ist, wird jede Magie, die Sie betreiben, von Dunkelheit befleckt sein.«
Idris lachte ihn aus. »Netter Versuch, Opi. Weil das mit der Magie für dich in diesem Jahrtausend nicht so gut zu laufen scheint, solltest du’s vielleicht mit dem Schreiben von Grußkarten versuchen. So, und weil niemand das Blut dieser jungen Dame vergießen zu wollen scheint, werde ich jetzt von hier verschwinden, und ihr werdet mich ziehen lassen.« Als er an mir vorbeikam, blieb er kurz stehen und sagte: »Nimm’s nicht persönlich.
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