Verhext in Texas: Roman (German Edition)
erröten als Owen. »Entschuldige. Und nein, das war kein Vorwand. Ich brauche das wirklich. Mr Ward kommt es gleich abholen, und du weißt ja, wie er ist. Wenn es nicht auf der Ladentheke bereitsteht, wenn er eintrifft, wird die ganze Stadt erfahren, wie lausig unser Service ist. Ich traue ihm sogar zu, dass er auf dem Weg hierher über rote Ampeln fährt, damit wir es nicht rechtzeitig bereitstellen können. Deshalb hab ich mich nicht getraut zu warten.«
»Schon gut, mach dir keine Gedanken. Ich hoffe nur, Owen überlebt deine Tochter.«
Zu meiner Überraschung hatte sich Lucy selig an Owens Schulter geschmiegt. Nicht dass ich ihr daraus einen Vorwurf machen konnte. Sie hatte eben schon im Alter von neun Monaten einen guten Männergeschmack. Owen wirkte nicht ganz so entspannt wie sie, aber er war auch nicht so ängstlich, wie ich befürchtet hatte.
»Entschuldigung«, sagte Beth zu Owen und stellte das Vogelhäuschen auf der Ladentheke ab. »Kleiner geschäftlicher Notfall. Und jetzt befreie ich Sie wieder von meiner Tochter.« Sie streckte die Arme nach Lucy aus, aber die krallte sich verzweifelt wimmernd an Owens Hemd fest. »Na so was, du wirst mich doch nicht jetzt schon abschreiben, oder?«, fragte sie das Baby. »Komm zurück zu Mama! Du kannst später noch mit … ähm?« Sie warf mir einen bedeutungsvollen Blick zu.
»Beth, das ist Owen Palmer, ein Freund aus New York. Owen, das ist meine Schwägerin Beth. Und dein neuer Fan ist Lucy.«
»Freut mich, Owen!« Beth strahlte ihn an. »Lucy, du kannst später noch mit Mr Owen spielen, okay? Aber jetzt wollen er und Tante Katie sich erst einmal unterhalten.«
Nur mit vereinten Kräften schafften wir es, das jammernde Kind von Owens Hemd zu lösen. Beth ging schnell mit ihr weg, ehe sich das Wimmern in einen Schreikrampf verwandeln konnte. »Na, du wickelst die Frauen ja ganz schön um den Finger«, neckte ich Owen. Zu meiner großen Erleichterung lief er rot an. Das bedeutete, dass er sich nicht allzu sehr verändert hatte, seit ich aus New York weg war.
Aber in anderer Hinsicht hatte er sich tatsächlich verändert. Ich erkannte deutlich, was Marcia gemeint hatte, als sie sagte, er sähe mager und müde aus. Dadurch wirkte er älter und ernster, als ich ihn in Erinnerung hatte. »Ich nehme an, du bist hierher geflogen?«, fragte ich. »Ich meine, nicht selbst, nur …«
»American Airlines«, beendete er meinen Satz. Dabei blitzte in seinen Augen ein weiterer Funke auf, der mich beinahe hätte ohnmächtig werden lassen. Offensichtlich hatte seine Wirkung auf mich kein bisschen nachgelassen.
»Gut, gut«, nickte ich. »Und hattest du einen guten Flug? Bist du nach Dallas/Fort Worth geflogen und hast dir da ein Auto gemietet?«
»Nein, für den Teil der Reise hab ich meinen Fliegenden Teppich rausgeholt.«
»Ehrlich?«
Zum ersten Mal, seit er den Laden betreten hatte, lächelte er jetzt wirklich. »Nein. Das kostet jede Menge Kraft, und die magischen Kraftfelder hier sind so schwach, dass ich mich lieber schonen wollte. Ich hab einen Mietwagen genommen. Das war eine interessante Fahrt. Ich glaube, ich habe einen großen Teil des Staates gesehen.«
»Ja, das stimmt, die Strecke ist schön, ein guter Querschnitt durch Texas.« Während ich die belanglose Plauderei fortsetzte, hätte ich vor lauter Frust laut schreien können. Er hatte mir in den letzten vier Monaten schrecklich gefehlt, aber hier standen wir und quasselten über seine Reise, anstatt über uns zu reden und den Anlass, der ihn hergeführt hatte.
Und dann war es zu spät, auf die wichtigen Dinge zu sprechen zu kommen, denn meine Familie begann uns zu umkreisen. Wäre ich mir nicht absolut sicher gewesen, dass Beth so etwas niemals machen würde, hätte ich fast den Verdacht geschöpft, sie hätte sie alle angerufen, um von dem Besucher zu erzählen. Aber ich ahnte, dass es schlicht und einfach Pech war. Als Erste tauchte Sherri auf. Sie kam mindestens eine halbe Stunde zu spät aus der Mittagspause zurück und stöckelte in ihren hochhackigen Sandalen über den unebenen Holzboden im Laden. Ihre hautenge Caprihose machte den Eindruck, als wäre sie eigentlich eine ganz normale Jeans gewesen und dann beim Waschen drastisch eingelaufen. Nach einem Blick auf Owen zog sie den Bauch ein und warf sich in die Brust.
»Oh, hallo!«, gurrte sie. Ich konnte ihr keinen Vorwurf daraus machen, dass sie auf ihn abfuhr, denn er war einfach hinreißend. Allerdings nicht genau das, was man einen
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