Verhext in Texas: Roman (German Edition)
ihm zu antworten, aber er bedeutete mir mit einem Flügel zu schweigen. »Es ist mein Job, Antworten auf diese Fragen zu finden. Du bist da raus. Halte natürlich die Augen offen, aber das ist jetzt nicht mehr deine Sache. Und nun fahr nach Hause, damit du deinen Schönheitsschlaf bekommst. Ich kümmere mich um alles.«
Auf das Vordach raufzukommen war ein bisschen schwieriger als runter, aber ich schaffte es trotzdem sicher zurück in mein Schlafzimmer und trug nur ein oder zwei Schrammen davon. Ich war aus der Übung, was diese Art von Herumschleichen anging. Anfangs konnte ich nicht einschlafen, aber ich sagte mir, dass Sam die Lage unter Kontrolle hatte. Ich musste lediglich dafür sorgen, dass Mom nichts sah, was sie nicht sehen sollte, bis Sam fertig war und die Schurken dingfest gemacht hatte.
Während der nächsten ein, zwei Tage widerstand ich der Versuchung, jedes Mal, wenn ich in die Stadt musste, am Platz vorbeizufahren. Ich bot meiner Mutter noch häufiger an, für sie einkaufen zu gehen, als damals, als ich in einen der Jungen verknallt war, die die Tüten packten. Das war die einzige Methode, sie komplett von der Zone der größten magischen Aktivität fernzuhalten.
Am Freitagmorgen hatte ich das Vergnügen, mich um einen der weniger glanzvollen Aspekte unseres Geschäfts kümmern zu müssen (und das Geschäft war ohnehin schon nicht besonders glanzvoll). Dean war nirgends aufzufinden, und Dad machte Auslieferungen, so dass ich Teddy und Frank beim Entladen eines LKWs helfen musste. Als wir fertig waren, war ich schweißgebadet. Ich fand in meinem Büro ein T-Shirt mit Werbung für Viehfutter, das ein Vertreter dagelassen hatte, und zog es an, um nicht den ganzen restlichen Tag streng zu riechen. Da ich mich nicht traute, in einem Spiegel zu überprüfen, wie meine Haare und mein Gesicht aussahen, versteckte ich mich im Büro und erledigte Papierkram.
Kurz nach Mittag tauchte Beth auf. Ich nahm ihr Lucy ab, solange sie an der Kasse saß. Gerade wollte ich mich auf den Heimweg machen, als Beth mir aus dem Verkaufsraum zurief: »Katie, Besuch für dich!«
Auf die Nachricht, dass ich Besuch hatte, reagierte ich wie üblich – erhöhter Blutdruck, Herzklopfen, leichtes Schaudern –, aber der Effekt ließ schneller nach als sonst. Da Sam sich in der Stadt befand, waren die Aussichten, dass irgendjemand anders auftauchte, gering. Wahrscheinlich war es nur ein Vertreter oder – bitte nicht! – Steve Grant.
Ich setzte Lucy auf meine Hüfte und trat in Erwartung eines Vertreters mit einem aufgesetzt freundlichen Lächeln in den Verkaufsraum. Und dann fiel ich vor Schreck fast tot um.
Owen Palmer stand leibhaftig mitten in Chandlers Agrarbedarfshandel.
»Oh. Du«, war alles, was ich herausbrachte.
6
Wir starrten uns einen langen Moment einfach nur gegenseitig an. Ich hatte gedacht, ich wäre ganz gut darin geworden, Owen einzuschätzen, aber in diesem Augenblick hatte ich nicht die leiseste Idee, was ihm durch den Kopf ging. Normalerweise konnte ich mich an der Intensität der Röte orientieren, die auf seinem Gesicht aufstieg. Da er jedoch der Sonne und dem texanischen Klima ausgesetzt gewesen war, wusste ich nicht, welcher Anteil seiner Gesichtsfarbe von Emotionen herrührte und welcher möglicherweise von Sonnenbrand und Hitze.
Beth, die mitfühlende Seele, trat einen strategischen Rückzug auf die andere Seite des Ladens an und begann Regale aufzuräumen, die sich bereits in ausgezeichnetem Zustand befanden. Das war sehr nett von ihr, allerdings schien es weder Owen noch mir zu nützen, denn keiner von uns brachte ein Wort über die Lippen.
Endlich zeigte er den Hauch eines Lächelns, und in seinen Augen glimmte ein Funken Humor auf. Er gestikulierte in Richtung Lucy. »Mir ist schon klar, dass du noch nicht so lange weg bist.«
Ich brauchte eine Sekunde, um mich daran zu erinnern, dass ich noch immer das Baby im Arm hielt. In der Zwischenzeit stieß ich einen tiefen Seufzer der Erleichterung aus. Auf jeden Fall hörte es sich nicht so an, als würde er mich hassen. »Das ist meine Nichte«, erklärte ich. »Sie gehört zu Beth. Das ist die, die gerade so nett war, uns allein zu lassen. Beth ist die Frau meines jüngsten Bruders.«
In all meinen Tagträumen, in denen ich mir unser erhofftes Wiedersehen ausgemalt hatte, war mir niemals in den Sinn gekommen, dass ich ihm als Erstes meine Familienverhältnisse erläutern würde. Es hatte auch nicht so ausgesehen wie das hier. Warum musste
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