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Verhext in Texas: Roman (German Edition)

Verhext in Texas: Roman (German Edition)

Titel: Verhext in Texas: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shanna Swendson
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er ausgerechnet auftauchen, wenn ich am schlimmsten aussah, mit meinen schmuddeligen Jeans, einem drei Nummern zu großen T-Shirt, einem sich gerade auflösenden Pferdeschwanz und ungeschminkt? Das war ganz und gar nicht fair.
    Das Telefon klingelte, aber nur einmal, was bedeutete, dass Beth abgehoben hatte und uns mithin nicht besonders aufmerksam belauschen konnte. Das musste ich ausnutzen. »Ich hatte gar nicht mit dir gerechnet«, sagte ich. »Ich meine, weil Sam doch schon hier ist.«
    »Da Idris involviert ist, reicht es nicht, wenn ein Mann vor Ort ist. Ich will dieser Sache auf den Grund gehen.« Er sprach mit leiser Stimme, und das war sicher eine gute Idee, denn Beth hatte beim Versuch, uns zu belauschen, obwohl sie am Telefon war, förmlich Elefantenohren bekommen. Ich meinte einen bitteren Unterton in seiner Stimme zu hören, aber vielleicht lag das auch nur an meinem schlechten Gewissen. Er machte kein finsteres oder böses Gesicht.
    »Ja, ähm, schön dich zu sehen«, sagte ich.
    Er setzte an, etwas zu erwidern, sah Beth in unsere Richtung kommen und bremste sich. Nach einer Pause meinte er dann: »Ganz schön heiß hier, oder? Ich meine, für April?«
    Ich zuckte beiläufig mit den Schultern. »Es ist eben der April in Texas.« Eigentlich befanden wir uns mitten in einer schlimmen Hitzewelle, und es war für die Jahreszeit außergewöhnlich heiß, aber das hier war ein Spiel, das wir Texaner mit Yankees, die sich über die Hitze beschwerten, einfach spielen mussten, sogar wenn wir selbst fast genauso litten.
    »Katie, kannst du mir mal kurz helfen?«, fragte Beth, als sie bei uns ankam. Der bedauernde Ausdruck auf ihrem Gesicht wirkte ehrlich.
    »Entschuldige mich einen Moment«, sagte ich zu Owen und wollte Beth folgen, doch sie blieb stehen und runzelte die Stirn.
    »Du musst die Hände frei haben.« Sie nahm mir das Baby ab und reichte es an Owen weiter. »Können Sie sie einen Augenblick nehmen? Danke.«
    Ich hätte in Owens Namen protestieren sollen, doch Beth zerrte mich zu schnell davon. Es war nicht anzunehmen, dass er viel Erfahrung mit Babys oder Kleinkindern hatte. Er war ein Einzelkind, und keiner seiner Freunde, die ich kannte, hatte Kinder. Ihn mit einem Baby stehen zu lassen war wie eine grausame und ungerechtfertigte Bestrafung, aber für Beth war der Umgang mit Kindern so selbstverständlich, dass sie gar nicht bemerkte, dass es nicht jedem so ging.
    »Was ist denn los?«, fragte ich Beth, noch ehe sie selbst Fragen über den unglaublich gutaussehenden Typen stellen konnte, der mich besuchte.
    »Gleich kommt ein Kunde etwas abholen, und das liegt auf dem obersten Regalbrett.«
    Ich wusste gleich, worum es Beth ging. Ihre einzige mir bekannte Schwäche bestand darin, dass sie unter schrecklicher Höhenangst litt. Sogar auf Trittleitern stieg sie ungern. »In Ordnung, ich hole es. Was ist es denn?«
    »Ich halte die Leiter fest«, fügte sie schnell hinzu, »ich brauche das Vogelhäuschen aus Zedernholz da oben.«
    »Du meinst das, das vom letzten Herbst übrig geblieben ist? Das wir nicht verkaufen konnten? Wozu braucht jemand um diese Jahreszeit ein Vogelhäuschen?«
    »Ich frage nicht, ich verkaufe. Wahrscheinlich gibt es Leute, die das ganze Jahr über die Vögel füttern, um sie beobachten zu können.«
    Als ich halb die Leiter hoch war, fragte sie: »Also, wer ist er?«
    Ich wusste nicht, was ich ihr sagen sollte. Owens Anwesenheit erklären zu wollen konnte nur schiefgehen. Wenn ich behauptete, er wäre geschäftlich hier, würden alle wissen wollen, was für Geschäfte ihn ausgerechnet in unsere Gegend führten und was er denn beruflich mache. Wenn ich aber erklärte, er wäre mein fester Freund, würde sich die ganze Familie auf ihn stürzen, und das wäre für uns beide eine höchst unangenehme Situation. Schließlich war ich diejenige, die mit ihm Schluss gemacht hatte, und es sah nicht gerade danach aus, als wäre er gekommen, um mich zu bitten, mit ihm nach New York zurückzugehen. Und die Wahrheit zu sagen kam natürlich gar nicht erst in Frage.
    »Ich kenne ihn aus New York. Aber ich hatte noch keine Chance, ihn zu fragen, was er hier macht, da mich jemand von ihm weggezerrt hat, damit ich eine Leiter raufsteige!«
    Als ich mit dem Vogelhäuschen in der Hand wieder unten ankam, hatte sie wenigstens den Anstand, ordentlich rot zu werden. Mit ihrer hellen Haut und ihren roten Haaren konnte sie bei den seltenen Gelegenheiten, wenn ihr etwas peinlich war, beinahe noch stärker

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