Verhext in Texas: Roman (German Edition)
»Oh!«, stieß sie hervor und fächelte sich mit der Hand Luft zu, »bitte nennen Sie mich Lois! Sie sind also den ganzen Weg aus New York gekommen, um unsere Katie zu besuchen? Dann sind Sie ja bestimmt ein ganz besonderer Freund?« Ihr Tonfall erlaubte keinen Zweifel daran, was sie mit »ganz besonders« meinte.
Nun war es an Owen, rot anzulaufen, und auch ich spürte, wie meine Wangen sich erhitzten. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, und erstarrte in Panik. Owen trat einen Schritt näher an mich heran und sagte: »Ja, Katie ist sehr besonders.« Ich dachte, ich müsste auf der Stelle tot umfallen.
»Ohhhhh!«, stieß Mom hervor, und ihre Augenbrauen schossen nach oben. »Wo übernachten Sie, während Sie in der Stadt sind? Sie müssen natürlich bei uns wohnen! Seit die Jungs ausgezogen sind, haben wir ein paar ungenutzte Schlafzimmer. Katie ist die Einzige von der Rasselbande, die nicht verheiratet ist – noch nicht!« Sie klapperte mit den Augenlidern und warf bei dem Wort »noch« einen bedeutungsvollen Blick in Owens Richtung. Sie ließ keinen Zweifel an ihrer Erwartung aufkommen, dass er jeden Augenblick vortreten und um meine Hand anhalten würde.
»Das ist ein sehr freundliches Angebot.« Owen blickte zögernd zwischen ihr und mir hin und her.
»Ich bestehe darauf! Sie wollen doch wohl nicht in dem schäbigen alten Motel übernachten.«
»Mom!«, zischte ich. »Das Motel wird von meiner Freundin betrieben.« Es war zwar nicht gerade eine Vier-Sterne-Residenz, aber es war sauber, ordentlich und sicher, außer als die Bürofenster verschwunden waren, und selbst da war nichts gestohlen worden. Und noch besser: Meine Eltern wohnten nicht dort, genauso wenig wie ich selbst. Ich würde also nicht permanent seine Anwesenheit unter demselben Dach spüren und ihn nicht morgens als Erstes sehen müssen. Ich würde auch nicht an all die verhassten Gründe erinnert werden, weshalb wir nicht zusammen sein konnten. Abgesehen davon fand ich nicht, dass es eine gute Idee für ihn war, allzu nah bei mir zu sein. Jedenfalls, sofern er mich jetzt nicht hasste. Soweit ich das beurteilen konnte, hatte er nämlich keine Schwierigkeiten, meiner Nähe zu widerstehen.
»Ich bin sicher, es ist in Ordnung, aber wir haben jede Menge Platz, und es ist viel gemütlicher.«
»Im Hotel gibt es gratis Breitband-Internet«, erklärte ich. Nita bezeichnete es als ihre Lebensader. »Und Kabelfernsehen. Sogar Pay-TV.«
»Katie, ich nehme an, Owen ist nicht so weit gereist, um im Internet rumzuspielen und fernzusehen«, erwiderte Mom und ergriff Owens Arm. »Selbstverständlich wohnen Sie bei uns. Ich wäre gekränkt, wenn Sie es nicht tun.«
Es sah aus, als ob sie ihn aus dem Laden zerren wollte. In diesem Augenblick trat Rettung in Gestalt von Dad auf den Plan, der Frank jr. im Schlepptau hatte. »Ich höre, Teddy hat die Formel gefunden«, sagte er.
»Frank!«, rief Mom und schleifte Owen zu ihm. »Das ist Owen. Er ist Katies Freund . Aus New York .« Sie betonte ungefähr jedes zweite Wort, anscheinend um ihrer Aussage besondere Bedeutung zu verleihen.
»Das ist ja nett«, sagte Dad. »Freut mich, Owen.« Dann wandte er sich wieder an Mom. »Und was machst du hier draußen? Solltest du dich nicht ausruhen?«
»Ich bin nicht krank, Frank. Das hat der Doktor bestätigt. Ich musste ein paar Erledigungen machen.«
Damit es nicht noch verrückter wurde, mischte ich mich ein. »Wenn Owen bei uns übernachtet, dann bringe ich ihn besser dort hin, damit er nicht den ganzen Tag hier zu warten braucht.« Mom war zu sehr mit dem Triumph über die gewonnene Auseinandersetzung beschäftigt, um zu bemerken, dass Owen ihr entkam. »Du kannst mir bis zum Haus hinterherfahren«, erklärte ich ihm. »Es steht am Ortsrand.«
Bei dem Stichwort trat Mom wieder in Aktion. »Warum fährst du nicht einfach mit Owen, Katie? Deinen Pick-up kann doch jemand anders nach Hause fahren. Du willst doch wohl nicht, dass er sich verfährt, oder ?« Jetzt ging das mit diesen seltsamen Betonungen schon wieder los! Diesmal hatte ich den Eindruck, dass sie mir bedeuten wollte, diesen Mann nicht mehr aus den Augen zu lassen. Nie mehr.
Owen brauchte keine weitere Ermutigung, um den Laden zu verlassen. Als wir uns in seinen Mietwagen setzten, meinte er: »Du bist also des Friedens und der Ruhe wegen nach New York gezogen.«
Ich musste lachen, und die seltsame Anspannung zwischen uns verschwand. »Du hast mir gefehlt«, sagte ich. Ich hätte ihn gerne
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