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Verhext: Roman (German Edition)

Verhext: Roman (German Edition)

Titel: Verhext: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debora Geary
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einzufinden war gar nicht so leicht gewesen  – und erst recht nicht mit ihren neuen Mentalhexenkräften. Mehr als einmal hatte sie sich dabei ertappt, wie sie einen Blick in den Kopf eines Verkäufers warf, in der Hoffnung, dort Informationen zu finden, die sie zum Vorteil ihrer Klienten nutzen konnte.
    Nun war sie dabei, ihre eigenen Regeln und moralischen Grundsätze aufzustellen. In der letzten Zeit hatte
sie die meisten Verhandlungen per Telefon geführt, wo ihr Telepathie nicht viel weiterhelfen konnte. Doch ein wenig von den Emotionen der Menschen zu spüren, wenn sie eine Immobilie besichtigten, hatte sich als außerordentlich hilfreich erwiesen.
    Sie konnte die unbewussten Wunschlisten ihrer Kunden lesen und so viel leichter das passende Heim für sie finden. Die letzten beiden Wochen waren die besten ihrer beruflichen Laufbahn gewesen, und es lagen noch zwei Deals auf ihrem Schreibtisch, die sehr wahrscheinlich zum Abschluss kommen würden.
    Da blieb nicht viel Zeit für ihre Ausbildung als Hexe. Trotzdem hatte Moira recht  – zumindest die Grundtechniken sollte sie regelmäßig üben. Während sie sich über die neuesten Trends in der Innenraumbegrünung informierte, konnte sie genauso gut ein paar Anschub-Übungen machen.
    Anschieben bedeutete, dass man sich eine Gruppe von zwei oder drei Personen suchte und vorsichtig die Qualität ihrer Interaktion verbesserte, ungefähr so, wie sie es mit dem kleinen Jungen auf dem Bauernmarkt getan hatte, der keinen Brokkoli mochte.
    Das Paar gleich vor ihr schien bestens geeignet. Die junge hochschwangere Frau zerrte ihren Mann von Stand zu Stand, meist gegen seinen Willen.
    Behutsam drang Lauren in ihren Geist ein und sah ein kleines Fleckchen Hinterhof, bedeckt mit Erde und Unkraut. Außerdem sah sie einen Traum  – ein Picknick im Schatten an einem heißen Sommertag, ein Baby, das im saftigen Gras in einer mit tropischen Pflanzen ausgestalteten
Gartenanlage spielte. Ein bisschen idealistisch vielleicht, aber sehr süß.
    Lauren wandte sich dem Mann zu. In seinem Geist sah sie tiefe Löcher, die man brauchte, um Bäume zu pflanzen, einen völlig verwüsteten Hinterhof und riesige Dollarzeichen für alles, was seine Frau plante. Trotzdem fand sich auch in einem Eckchen der Gedanke, er könnte eines Tages einem Baby einen Ball zurollen oder ein kleines Dreirad herumschieben.
    Lauren lächelte über sein mentales Bild von einem fünf Monate alten Baby auf einem Dreirad. Es war auch nicht viel realistischer als das seiner Frau, aber genauso süß.
    Sie überlegte einen Moment. Wahrscheinlich konnte sie beide in die jeweils andere Richtung anschieben, aber in klassischer Maklermanier bevorzugte sie den Kompromiss. Sanft schob sie ein Bild in beide Köpfe, eins mit ein bisschen Gras, einem Sandkasten und einem hübschen schattigen Baum, an dem eines Tages vielleicht eine Schaukel hängen könnte.
    Der Ehemann blickte sich um und zeigte dann auf einen Stand mit Hochbeeten. Lauren war überrascht  – das war nicht das Ergebnis, das sie angestrebt hatte. Doch ein weiterer Blick in seinen Kopf zeigte ihr, dass sie damit vielleicht falschlag. Hochbeete und Sandkastenrahmen hatten viel gemeinsam.
    »Was haben Sie mit ihnen gemacht?«
    Lauren zuckte erschrocken zusammen. Die Frau neben ihr war ganz in Schwarz gekleidet und musterte sie mit einer seltsamen Mischung aus Neugier und Argwohn. Sie umklammerte den Anhänger, der an einer Kette um ihren
Hals hing. »Was haben Sie mit Ihnen gemacht?«, fragte sie noch einmal.
    Verflixt. Was sie tun sollte, falls sie erwischt wurde, war in ihrer Ausbildung zur Hexe bisher noch nicht vorgekommen. »Ich weiß nicht, was Sie meinen.«
    Den Anhänger fester drückend, kniff die Frau die Augen leicht zusammen, dann spürte Lauren einen ziemlich schlampigen Versuch eines Mentalscans. Sie zog ihre Barrieren enger zusammen.
    »Wow, Sie sind gut«, sagte die Frau und streckte ihr die Hand hin. »Ich bin auch eine Hexe. Eine Küchenhexe mit leichten empathischen Fähigkeiten.«
    »Hallo, ich bin Lauren.« Und außerdem sprachlos, dachte Lauren.
    »Ich wusste gar nicht, dass es noch andere Empathen in Chicago gibt. Haben Sie noch weitere Kräfte?«
    Stumm schüttelte Lauren den Kopf. Sie hatte nicht vor, hier in einem Gang der Chicagoer Blumen- und Gartenschau über Channeling oder irgendwelche andere Magie zu reden.
    »Schade. Wir brauchen noch jemanden, der die Luft rufen kann, dann wäre unser Kreis vollständig.« Die Frau griff in

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