Verhext: Roman (German Edition)
geändert haben.«
»Ja. Die Channel zu deinem Geist haben sich gestern ziemlich weit geöffnet, und noch hast du nicht gelernt, deine Barrieren schnell genug hochzuziehen. Wenn du in der nächsten Zeit ausgehst, musst du sie aktivieren, bevor du das Haus verlässt. Sonst passiert immer wieder so was wie im Bagel-Shop, und du kannst nichts von dem, was um dich herum gedacht oder gefühlt wird, blockieren.«
»Das sagst du mir erst jetzt?«, sagte Lauren trocken und nahm eine Tasse Tee von Nat entgegen.
Jamie machte ein verlegenes Gesicht. »Sorry. Gestern ging alles ein bisschen drunter und drüber. Ich habe nicht daran gedacht, dir eine Bedienungsanleitung für frisch gebackene Mentalhexen zu geben.«
»Ach, da gibt’s noch mehr zu wissen?«
»Ja. Wir gehen es heute zusammen durch.«
Lauren nippte an ihrem Tee. Ihr gefiel ganz und gar nicht, was sich in ihrem Kopf tat, seit Jamie in ihrem Leben aufgetaucht war. Es gab deutlich unterhaltsamere Arten, sich einen Kater zu verdienen.
Sie trank den Tee aus, der zusammen mit Jamies kleinen Reparaturarbeiten dafür sorgte, dass ihr Kopf sich wieder einigermaßen normal anfühlte. Wie gut, dass die beiden genau im richtigen Moment aufgetaucht sind. Apropos: die beiden …
Lauren dachte an die Bruchstücke, die sie von Jamies Präkog-Episode mitbekommen hatte. Heute stand mehr auf ihrer Agenda, als nur an Seifenblasen für ihren Kopf zu arbeiten. Zuallererst musste Nat es erfahren, und Jamie musste es ihr sagen.
Doch als Lauren den Blick hob, wurde ihr klar, dass sie nicht auf dem letzten Stand war. Die Energie zwischen Jamie und Nat war geradezu greifbar. Es war, als würden in ihrem Wohnzimmer Nordlichter miteinander spielen. Verwirrt sah sie für einen Moment dem Tanz der Farben zu.
Jamie bemerkte, dass sie abgelenkt war. »Lauren, was siehst du?«
»Einen verdammten Regenbogen, der zwischen euch beiden tanzt.« Sie heftete ihren Blick auf Jamie. »Du. Erklärung. Jetzt.«
Jamie wand sich. »Gestern hast du die Wirkung meiner Vision zu spüren bekommen, aber wahrscheinlich nicht viel von ihrem Inhalt mitbekommen.«
Lauren konnte nicht widerstehen. Vorsichtig stellte sie sich ein Bild vor – Jamie, Nat und Yoga bei Sonnenaufgang auf der Wiese. Das Bild wackelte ein wenig, als sie es Jamie zuschob, doch seine Reaktion war unbezahlbar. Wie niedlich, wenn ein erwachsener Mann rot wurde.
Sie begann sich ein weiteres Bild auszumalen und zu
ihm zu schicken – kleine Kinder und ein Schneemann – und spürte erneut die Tiefe seiner Gefühle für die Nat in seiner Zukunft. Seiner möglichen Zukunft. Visionen waren keine Garantie, das hatte er selbst so oder so ähnlich gesagt.
Stattdessen formte sie einen Gedanken und schickte ihn ihm. Sei sehr vorsichtig mit ihr.
Jamie schien ziemlich verwirrt. »Du hast gestern viel mehr gelernt, als ich dachte. Gute Übermittlung. Nach dem Frühstück arbeiten wir an deiner Kontrolle.«
»Du hast es gehört. Offenbar hat es geklappt.«
»Ich habe es gehört.« Jamie ging in Richtung Küche und blickte grinsend zurück. Er nickte zu Nat. »Und sie auch.«
»Ich bin nicht zerbrechlich, Lauren. Das weißt du.«
»Du kannst mich hören?«
Nat grinste. »Laut und deutlich. Netter Trick.« Sie wurde wieder ernst. »Was hältst du davon?«
»Davon, dass ich eine Hexe bin, oder davon, dass meine beste Freundin süße kleine Babys mit einem Hexer machen wird?«
»Das ist nur das, was sein kann, Lauren. Vielleicht wird etwas davon Realität, vielleicht aber auch nichts.«
Lauren überlegte. Seit zehn Jahren war sie nun Nats engste Freundin. Jamies Vision bot eine Familie – der Frau, die nie wirklich eine gehabt hatte. Sie nahm Nats Hand und drückte sie sanft. »Was willst du denn, Nat?«
Nats Augen füllten sich mit Tränen. Sie sah auf ihre verschränkten Hände und flüsterte: »Ich möchte, dass es wahr wird.« Dann holte sie tief Luft und hob den Blick.
»Aber das wollte ich schon immer, mein ganzes Leben lang. Vielleicht habe ich nun eine Chance, es tatsächlich zu bekommen. Keine Garantie, aber eine Chance. Es ist ein Geschenk, Lauren.«
Lauren schüttelte den Kopf. Eigentlich sollte sie nicht überrascht sein. Nats Durchhaltevermögen und ihre Fähigkeit zu hoffen waren immer unerschütterlich gewesen. »Heißt das, dass du jetzt mit einem Hexer ausgehst?«
Nat schenkte ihr ein schiefes Lächeln. »So ungefähr.«
»Das ist schon ein seltsamer Februar.«
Jamie kam zurück ins Zimmer, drei Teller mit
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