Verhext: Roman (German Edition)
aussah wie er. Raus mit der Sprache.
Jamie: O Gott. Kennt die Peinlichkeit denn keine Grenzen? Ich habe meine Zukunft gesehen, Nell. Oder wenigstens eine mögliche Zukunft, zusammen mit Laurens blonder Freundin und Aervyns kleinem Klon.
Nell: Oh, wow. Alles in Ordnung?
Jamie: Ehrlich gesagt – ich weiß es selbst nicht.
Nell: Komm nach Hause, damit ich dich höchstpersönlich auf den Arm nehmen kann.
Jamie: Hab dich auch lieb, Nell.
Nell: Aervyn vermisst dich.
Jamie: Anscheinend genug, um über dreitausend Meilen hinweg seine Nase in meine Angelegenheiten zu stecken. Das ist unheimlich, Nell. Ich wusste gar nicht, dass eine solche Reichweite möglich ist.
Nell: Glaub mir, ich bin auch nicht begeistert. Ich nehme an, das liegt unter anderem daran, dass ihr beide euch so nahesteht. An alles andere mag ich gar nicht erst denken.
Jamie: Du weißt, er ist abgesehen von Tante Jennie der Einzige mit so starken Mentalkräften. Er hätte sicher Spaß dran, mit Lauren zu üben. Und vielleicht könnte sie ihm Manieren beibringen.
Nell: Tja, viel Glück damit. Ist sie wirklich so stark?
Jamie: Ich glaube ja.
Nell: Dann bring sie hierher.
Jamie: Ich versuch’s. Sag Aervyn, ich liebe ihn, und dass er sich aus meinem Kopf raushalten soll. Und dich liebe ich auch.
9
Als Lauren am Montagmorgen die Agentur betrat, wusste sie, dass es ein sehr guter Tag werden würde. Die Greenleys würden den Vertrag für die Wohnung in dem Brownstone-Haus unterschreiben, und in ihrem Kopf war es dank der tollen Backsteinwände wunderbar ruhig.
Um ein weiteres Bagel-Shop-Desaster zu vermeiden, hatte Jamie sie gestern mit den Grundtechniken der Mentalmagie malträtiert, bis sowohl sie als auch Nat um Gnade gefleht hatten. Er war ein regelrechter Zuchtmeister gewesen, aber heute Morgen hatte sie beim Verlassen ihres Apartments eine Schutzmauer aus Backsteinen visualisiert und mit Befriedigung gespürt, wie sie sich gleich darauf mit einem dumpfen Schlag auf ihren Platz senkte. Sie machte Fortschritte, auch wenn Jamie ihre eigenen Fähigkeiten mit einem kleinen zusätzlichen Zauber verstärkt hatte. Nur als Vorsichtsmaßnahme.
Mit einem fröhlichen Winken in Richtung ihrer Kollegen schlüpfte Lauren in den Konferenzraum und begrüßte die Greenleys. »Hallo. Ich habe heute Morgen alles mit dem Verkäufer geregelt. Jetzt fehlen nur noch Ihre Unterschriften auf dem Vertrag, und dann sind wir fertig. In ein paar Wochen sind Sie dann in Ihrem neuen Heim.«
Mit einem strahlenden Lächeln lehnte sich Kate zu Mitch hinüber. »Wir sind ja so aufgeregt. Es ist die perfekte Wohnung für uns; wir können Ihnen gar nicht genug danken.«
Das war es, was Lauren an ihrer Arbeit am meisten liebte – wenn alles zusammenpasste. Sie griff nach Kates Hand. »Laden Sie mich zur Babyparty ein. Ich sehe immer gern meine Klienten in ihrem Heim.«
Doch sie konnte es nicht fühlen. Ganz offensichtlich platzte Kate fast vor Glück; der ganze Raum hätte davon vibrieren müssen. Aber mit einem von Backsteinen umzäunten Kopf war Kate Greenley wie eine Fremde.
Bemüht, nicht die Fassung zu verlieren, ging Lauren mit ihnen die Formulare durch. Am liebsten hätte sie geweint. Der Job eines Immobilienmaklers war mit vielen Anstrengungen und Enttäuschungen verbunden. Die Belohnung war das, was sie die drei Ks nannte: Klick, Kontrakt, Kauf.
Der Moment, wenn es bei einem ihrer Kunden Klick machte, war das absolut Beste – dagegen kam nichts an. Doch auch die Unterschrift unter den Kontrakt, die den Verkauf besiegelte, war von Bedeutung, genauso wie die anschließende Schlüsselübergabe. Das waren die Momente, für die sie arbeitete. Und die waren jetzt gekommen, und sie verpasste alles. Sie wusste, dass die Greenleys glücklich waren, aber verflixt noch mal, sie wollte ihr Glück auch spüren.
Es fiel ihr schwer, nicht böse auf Jamie zu sein. Bevor er aufgetaucht war, war alles in bester Ordnung gewesen. Sie hatte nicht darum gebeten, eine Hexe zu sein. Ihr
Leben war völlig in Ordnung gewesen, bevor dieser seltsame magische Unfall ihre beunruhigenden Hexenkräfte geweckt hatte.
Und damit, dachte Lauren, war jetzt genug gejammert. Es war passiert, fertig. Nun musste sie damit klarkommen. Und aufhören, sich selbst zu bemitleiden. Sie hatte die Backsteinmauer unter Kontrolle.
Sie rief sich Jamies Anweisungen in Erinnerung und blies innerhalb der Mauer eine bonbonrosa Seifenblase auf. Dann versetzte sie den Steinen einen ordentlichen Tritt und sah
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