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Verhext: Roman (German Edition)

Verhext: Roman (German Edition)

Titel: Verhext: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debora Geary
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zu, wie sich ein Loch öffnete.
    Als wäre ein Damm gebrochen, strömten sofort Gedanken und Gefühle auf sie ein. Ein grün gestrichenes Zimmer, wunderbare kunstvolle Wandgemälde und ein schlafendes Baby in einem Gitterbettchen. Zufriedenheit, als ein wichtiger Punkt von der To-do-Liste gestrichen werden konnte, und eine Spur von Stolz und zugleich auch von Sorge um die Zukunft. Fließende Wärme und ein rhythmischer Trommelschlag, Ba-Bumm, Ba-Bumm. So friedlich.
    Sorge!
    »Lauren.« Mitch hatte eine Hand auf ihre Schulter gelegt.
    »Ja bitte?« Lauren fühlte sich eigenartig desorientiert. Im Hintergrund hörte sie ein seltsames Trommeln, und Sorge schwappte von Mitch und Kate herüber.
    Zu tief. Zu viel. Steine, stopft das Loch. Ihre Panik unterdrückend zog sich Lauren zurück und stellte sich die Backsteinwand vor, fest, stark und unversehrt. Okay, mit einem gestopften Loch.
    »Tut mir sehr leid. Mein Wochenende war ein bisschen verrückt.«
    Kate grinste. »Ich hoffe, er war süß.«
    Wenn es doch nur so einfach wäre. Lauren blätterte ein letztes Mal durch den Vertrag und vereinbarte mit den Greenleys, dass ihnen der Schlüssel am Tag der Übergabe geliefert würde. Als sie endlich allein war, sank sie in einem Stuhl zusammen.
    Noch am Donnerstag, als sie für die Greenleys die richtige Wohnung gefunden hatte, war sie eine Immobilienmaklerin mit untrüglichem Instinkt gewesen. Heute war Montag, und sie war eine Hexe mit hypersensiblem Kopf und einem Haufen Backsteinen und Seifenblasen, die sie nicht kontrollieren konnte.
    Was war da gerade geschehen? Offensichtlich war es nicht nur schlecht für ihre Zehen, Löcher in eine Backsteinwand zu treten. Es war zu viel auf einmal. Die To-do-Liste kam sicher von Mitch. Das grüne Zimmer mit den wunderbaren Wandgemälden war wohl Kates Vision von einem Kinderzimmer  – und das Baby in dem Gitterbettchen war eine Miniaturausgabe von Mitch gewesen.
    Und dann dieses Trommeln … Langsam setzte Lauren sich auf, als sie begriff, was es gewesen war. Warmes, dunkles Wasser und das Geräusch eines schlagenden Herzens. Sie war mit dem Geist des Babys verbunden gewesen.
    Ihr kamen die Tränen, als sie sich in Erinnerung rief, was sie dabei empfunden hatte. Großer Friede und Sicherheit. Sie wäre gern geblieben. Glückliches Baby.
    Lauren nahm ihre Papiere und stand auf. Sie war nicht nur eine Junghexe, sie hatte auch einen Job, und den konnte sie nicht mit einem verbarrikadierten Kopf tun. Sie holte tief Luft und konzentrierte sich auf die Steine, um sie ein bisschen dünner zu machen, hier und da einige Risse im Mörtel hinzuzufügen und vielleicht ein bisschen Moos wachsen zu lassen. Schon besser.
    Sie öffnete die Augen und lächelte, zufrieden mit ihrer neuen, nun poröseren Wand. Als sie in den Büroraum trat, traf sie das ganz normale Montagmorgen-Geplauder wie ein Schlag. Maxine war zufrieden; sie hatte wohl gerade einen Deal abgeschlossen. Jenna Mae war gelangweilt und versuchte auf Webseiten für Brautmoden zu surfen, ohne dass es jemand bemerkte.
    Ups. Lauren realisierte, dass sie in der Wirklichkeit gar nicht sehen konnte, wie Jenna Mae an ihrem Computer saß. Vielleicht ließen die neuen Backsteine doch ein wenig zu viel durch, aber immerhin schienen sie noch zu funktionieren. Für heute musste das reichen.
     
    Sophie betrat den Lagerraum  – es war eigentlich ihr drittes Schlafzimmer, doch die eingebauten Regale und der Tisch mit dem Versandmaterial nahmen so viel Platz ein, dass hier kein Bett mehr hineinpasste. Es war sehr viel Arbeit gewesen, das kleine Ranch-Haus, das schon ein paar Jahrzehnte auf dem Buckel hatte, wieder instandzusetzen, aber es war ideal für sie und ihr kleines Modern Witch- Unternehmen.
    Der Hauptschlafraum und das Bad waren ihr Reich. Die ruhigen Grüntöne besänftigten und erfrischten ihren
Geist und ihre Erdmagie. Das zweite Schlafzimmer fungierte als Kräuterraum; dort bereitete sie die Zutaten für die Lotionen und Salben vor, die sie auf ihrer Webseite verkaufte. Und dort befand sich auch alles andere: die Kristalle und Bücher und all das Grundzubehör für Hexen, das sie immer auf Lager hatte.
    Sie ging zu dem Regal mit den Kristallen und rückte im Gehen einige Gegenstände gerade. In letzter Zeit hatte sie viel mit der Einrichtung und Organisation des Chatrooms zu tun gehabt. Sie musste sich wieder um das Lager kümmern und zwar bald.
    Nachdenklich betrachtete sie ihre Vorräte und wählte dann einige Kristalle aus.

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