Verhext: Roman (German Edition)
solide. Trotzdem musst du mit den Übungen, die ich dir gezeigt habe, weitermachen. Im nächsten Schritt geht es darum, deine Kontrolle zu verfeinern, damit du nur das hindurchlassen kannst, was du willst, und nicht mehr. Daran wirst du zu Hause für dich allein arbeiten müssen.«
Ohne Lehrerin zu sein, obwohl sie doch gerade erst angefangen hatte, war ein beängstigender Gedanke. »Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich ohne dich den Rest meines Lebens Angst vor Menschenansammlungen gehabt hätte. Ich kann dir gar nicht genug danken.«
Jennie sah sehr erfreut aus. »Jamie hätte dir schon geholfen, aber ich glaube doch, dass es auf diese Weise ein wenig schneller ging. Jemanden aus der Ferne auszubilden habe ich zwar noch nie versucht, aber wir finden
sicher eine Lösung. Mitzuerleben, wie deine Fähigkeiten sich entfalten, ist ein großes Vergnügen. Du musst unbedingt wiederkommen. Ich will sehen, wie du Aervyn ein zweites Mal besiegst; das kommt selten genug vor, und ich fand es toll, in der ersten Reihe zu sitzen, als du mit dem kleinen roten Auto durch seine Barrieren gesaust bist.«
»Mir fällt es schwer zu glauben, dass er so viel Macht hat, obwohl er immer noch die Schuhe falsch herum anzieht. Er wird mir fehlen. Ich bin nicht viel mit kleinen Kindern zusammen, aber Aervyn ist entzückend.«
»Wenn Jamies Vision wahr wird, wirst du Patentante für seinen Doppelgänger sein.«
Lauren aß ihre Eier. Ein Hexenkind reichte ihr fürs Erste.
»Onkel Jamie, wirst du Nat heiraten?« Ginia lächelte schüchtern und zeigte dabei ihre nagelneue Zahnspange.
Gott, dachte Jamie, als ihn gleichzeitig drei erwartungsvolle Gesichter ansahen. Auf eine solche Frage gab es keine passende Antwort, vor allem wenn die betreffende Frau direkt neben einem saß und Pommes aß.
Er fasste über den Tisch und klaute eine von Ginias Fritten. »Ich dachte, ich sollte warten, bis du groß bist, damit ich dich heiraten kann.«
Ginia kicherte. »Wir mögen Nat. Du könntest sie stattdessen heiraten. Wir hätten nichts dagegen.« Shay und Mia nickten.
»Zu heiraten ist eine große Sache. Es braucht seine Zeit, bis man so eine Entscheidung trifft.«
Shay, gewöhnlich die Anführerin der drei, schüttelte den Kopf. »Hm, hm. Bei Mom und Dad nicht – es hat nur zwei Minuten gedauert, da waren sie ineinander verliebt. Das sagt Dad immer. Du hast Nat vor sehr viel mehr Minuten kennengelernt.«
Nat klaute Jamie ein Pommes-frites-Stäbchen vom Teller. »Das klingt wie eine gute Geschichte. Wie haben eure Eltern sich kennengelernt?«
Allein die Tatsache, dass sie ihn vor drei achtjährigen Mädchen mit missionarischem Eifer rettete, war ein Grund, sie zu lieben. Da er die Geschichte schon auswendig kannte, beobachtete er Nat, um ihre Reaktion zu sehen.
»Also«, begann Mia, »Mama schreibt den Code für Enchanter’s Realm . Das ist ein voll cooles Videospiel, in dem man so tun kann, als wäre man eine Hexe. Man kann es auch online spielen. Im Internet gibt es noch zusätzliche Level, für die, die echte magische Kräfte haben.«
Ginia machte weiter mit der Geschichte. »Immer wenn eine neue Hexe oder ein neuer Hexer auf das Extra-Level kommt, schickt das Programm eine E-Mail an Mama, damit sie oder Onkel Jamie prüfen können, ob sie auch rechtlässig da sind.«
»Ich glaube, du meinst rechtmäßig, mein Schatz«, sagte Jamie.
Ginia nickte. »Ja, rechtmäßig. Das bedeutete, dass sie gute Hexen und so sind und dass sie nicht schummeln.«
Shay ergriff als Nächste das Wort. »Mama war auf einem der Level, die nur für Hexen da sind, und hat dem Neuen beim Spielen zugeguckt. Er war wirklich gut und
hatte ein paar voll coole Zauber drauf und so. Mama war echt beeindruckt, deshalb hat sie sich den Quellcode seines Zaubers angesehen.«
»Jemand mit Macht kann ein Programm und Magie so miteinander verknüpfen, dass daraus ein Zauber für die Onlinewelt wird«, erklärte Jamie.
Mia nickte. »Mama und Onkel Jamie bauen viele Zauber für diese Level – darin sind sie wirklich gut. Ich kann auch gut programmieren, aber Zauber kriege ich nicht hin, weil ich nämlich keine Hexe bin.«
»Gott sei Dank. Wenn ihr eure Codes auch noch mit Magie aufladen könntet, würden wir mit euch dreien ja gar nicht mehr fertig«, sagte Jamie. Er lehnte sich zu Nat und flüsterte so laut, dass alle es hören konnten: »Die drei sind alle viel bessere Programmierer, als Nell oder ich es mit acht Jahren waren, aber verrat es ihnen nicht. Dann
Weitere Kostenlose Bücher