Verhext: Roman (German Edition)
sie acht Jahre alt und würde zum ersten Mal bei einer Freundin schlafen. Sie teilten sich Nats Zimmer gemeinsam mit Sophie. Jeder freie Quadratzentimeter in Jamies Haus war von Gästen belegt, die wegen des morgigen Kreises gekommen waren.
Nat hatte gewonnen, als sie per Münzwurf entschieden hatten, wer im Bett schlafen durfte, doch im Moment saßen sie alle in ihren Schlafsäcken auf dem Boden und aßen Pizza. Da Sophies Flug sich verspätet hatte, hatten sie das Abendessen verpasst, und Lauren hatte, wenngleich widerstrebend, entschieden, dass man nicht gleich zur Eiscreme übergehen durfte.
Sophie breitete Laurens Kristalle aus und zog dann einen Samtbeutel aus ihrer Reisetasche. »Ich habe noch ein paar mehr Steine mitgebracht, die dir beim Channeln helfen können. Als ich das erste Päckchen gepackt habe, wussten wir ja noch nicht, welche Fähigkeiten du hast.«
Nat seufzte, als sie die schönen Farben sah. »Sophie, die sind so hübsch. Dieser Pinkfarbene hier wirkt fast, als wäre er lebendig.«
Sophie strahlte. »Dann ist er für dich bestimmt. Es ist
ein pinkfarbener Turmalin. Er öffnet das Herz und bringt die Chakras ins Gleichgewicht. Es wundert mich gar nicht, dass er dich anspricht.«
»Aber die sollten doch alle für Lauren sein«, sagte Nat.
»Das stimmt, aber Kristalle haben manchmal einen eigenen Willen. Dieser hier spricht zu dir. Ich habe nicht oft die Gelegenheit, persönlich den richtigen Stein mit der richtigen Person zusammenzubringen, weil ich ja meistens online verkaufe.« Sophie griff noch einmal in ihre Tasche. »Hier, ich habe eine hübsche Kette dafür. Die macht ein Künstler aus meiner Gegend für mich.«
Nat streifte die Kette über den Kopf und drückte den Anhänger an ihr Herz. »Er ist warm.«
Sophie legte den Kopf schief. »Ist Jamie sich sicher, dass du keine Macht hast?«
Nat wurde rot. »Er sagt, mittlerweile würde er das wissen.«
Sophie lachte. »Ja, guter Sex mit einem Hexer bringt auch verborgene Fähigkeiten zum Vorschein. Aber ganz offensichtlich registrierst und empfängst du Energieströme, auch wenn du sie nicht erschaffen kannst.«
Nat wurde feuerrot. »Das sagt Jamie auch.«
Ich frage mich, was Jamie sonst noch so sagt , dachte Lauren, und schimpfte dann im Stillen mit sich, weil sie so kindisch war. Ehrlich Mädchen, freu dich für deine beste Freundin. Und sei froh, dass sie nicht mehrere tausend Meilen wegzieht, um bei ihm zu sein.
Sophie sah Lauren an. »Wirkt der Lapislazuli immer noch gut bei dir?«
»Ja, tut er. Jennie meint, es wäre ein wunderbarer Kristall,
auch wenn ich ihn nicht während der Übungen tragen darf. Aber gestern im Kreis hatte ich ihn um.«
»Dann kann dieser Anhänger sich wohl glücklich schätzen, dass er zusammen mit Aervyn fliegen durfte. Das war doch sicher spektakulär?«
Lauren fragte sich, ob es nicht langsam an der Zeit war, eine Broschüre mit FAQs zusammenzustellen und sie an alle Neuankömmlinge zu verteilen.
»Tut mir leid«, sagte Sophie. »Die Frage hast du sicher schon oft beantwortet.«
Lauren seufzte. »Es liegt nicht an dir. Ich bin einfach schlecht drauf und weiß nicht mal, warum – das sieht mir gar nicht ähnlich. Ich komme mir vor wie ein übellauniger Teenager.«
»Vielleicht kann ich dir helfen. Darf ich dich scannen?«
»Ich dachte, du wärst keine Mentalhexe.« Lauren hatte Mühe, die verschiedenen Hexen und ihre Kräfte auseinanderzuhalten.
»Ganz und gar nicht, das stimmt. Ich möchte einen Heilscan durchführen – denn ich habe ein paar heilende Kräfte. Die bewirken zwar vor allem eine körperliche Heilung, aber ich kann auch Energiekanäle beruhigen und so. Durch den Scan bekomme ich einen ersten Eindruck, weiter werde ich fürs Erste nicht gehen.«
Alles, was möglicherweise ihre schlechte Laune vertrieb, war einen Versuch wert. Als Lauren nickte, nahm Sophie ihre Hände und begann leise zu summen, eine Melodie, die Nat offensichtlich kannte. Lauren hörte genauer hin und begriff, dass es ein Stück war, das Nat im Yoga-Unterricht verwendete. Na, wunderbar – sie wurde
von einer New-Age-Hexe mit einer Vorliebe für Kristalle und Zaubertränke gescannt.
Freundlich lächelnd öffnete Sophie die Augen. »Wir kriegen dich schon dazu, dass du an Kristalle und Zaubertränke glaubst.«
Lauren spürte, dass ihr die Hitze ins Gesicht schoss. »O Gott – das tut mir leid. Unhöfliche Gedanken sind nicht nett, zumal wenn man sie auch noch sendet.«
»Na ja, ich weiß, warum
Weitere Kostenlose Bücher