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Verhext

Titel: Verhext Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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Musselintuch zwischen den Männern und der Bühne war.
    »Verdammt«, entfuhr es Marcus.
    Iphiginia merkte, daß die Lampen auf der Bühne ihre und Pollys Silhouetten auf den dünnen Vorhang warfen. Sie erstarrte.
    »Wirklich interessant«, stellte Sands lakonisch fest. »Wieviel sagten Sie, daß Sie dafür bezahlt haben, Masters?«
    »Zu viel«, erwiderte Marcus. »Ich fürchte, man hat mich übers Ohr gehauen.«
    »Weißte, am Anfang meckern se immer«, sagte Polly zu ihrer neuen Kollegin. »Sie sin’ eben alle gleich. Aber sie ändern ihre Meinung noch früh genug.« Sie richtete sich auf und sah Iphiginia mit gerunzelter Stirn an. »Schnapp dir deine Urne. Los, beeil dich.«
    Iphiginia atmete tief ein und zwang sich, sich zu bewegen. Sie nahm eine der großen Urnen, die auf der Bühne herumstanden. Sie war erstaunlich leicht. »Und jetzt?«
    »Nimm deine Position ein. Hast du denn überhaupt keine Ahnung? Dr. Hardstaff wird echt unangenehm, wenn die Patienten nichts für ihr Geld geboten kriegen.« Polly nahm ihre Urne und verharrte damit in einer Pose, die sie zweifellos für klassisch hielt.
    Endlich dämmerte es Iphiginia, daß sie und Polly eine Art Schattenspiel aufführten.
    Der durchsichtige Vorhang diente als Schleier, hinter dem nur die Umrisse ihrer Figuren zu erkennen waren.
    Die Lampen, die strategisch günstig hinter den beiden Frauen installiert waren, schufen ein gespenstisches Licht.
    Iphiginia hatte eine Handvoll solcher Aufführungen gesehen, aber sie hatten alle der geistigen Erbauung gedient. Das letzte Schattenspiel, das sie zusammen mit Amelia besucht hatte, war ein höchst lehrreiches Bild der Ruinen von Herculaneum gewesen.
    Aber das, was sie und Polly heute abend darstellten, war eindeutig anderer Natur. Iphiginia hatte den furchtbaren Verdacht, daß ihre duftigen weißen Seidenröcke keinen besonders guten Sichtschutz boten. Die grellen Lampen waren extra so plaziert, daß Pollys Kleid fast vollkommen durchsichtig wirkte.
    Iphiginia umklammerte ihre Urne und preßte sie fest an sich. Sie betete, daß das Gefäß groß genug war, um einen großen Teil ihres Torsos zu verdecken. Mit ein wenig Glück wären ihre Beine, ihr Kopf und ihre Schultern hinter dem dünnen Stoffschirm nur unscharf zu erkennen.
    »Die Göttin links ist nicht schlecht«, stellte Sands voller Sarkasmus fest. »Aber die rechte ist ein bißchen zu dünn für meinen Geschmack. Was meinen Sie, Masters?«
    Iphiginia errötete, als ihr klar wurde, daß sie die rechte Göttin war.
    »Mir haben Schattenspiele noch nie besonders gefallen«, sagte Marcus. »Wenn ich gewußt hätte, daß Hardstaffs berühmte Therapie derart zahm ist, hätte ich für heute abend bestimmt eine andere Art des Amüsements gewählt.«
    Iphiginia warf Polly einen hilflosen Blick zu.
    Polly zwinkerte. »Keine Angst. Wir werden die beiden Kerle schon noch beeindrucken.« Sie veränderte ihre Stellung, um ihren ausladenden Busen besser zur Geltung zu bringen. »Eigentlich gefällt mir dieser Job sogar«, flüsterte sie. »Viel einfacher, als flach auf dem Rücken zu arbeiten.«
    »Das kann ich mir vorstellen«, murmelte Iphiginia.
    »Du brauchst ihnen bloß ’n paar nette Stellungen zu zeigen, un’ schon sin’ se völlig aus ’m Häuschen.« Polly verschob ihre Urne ein wenig, bog den Rücken durch und warf ihre Brust in die Höhe. »Das is’ immer so.«
    Iphiginia wagte es nicht, sich zu bewegen. Sie preßte weiter ihre Urne fest an ihren Körper.
    »Haben Sie jetzt vielleicht genug gesehen, Sands?« wollte Marcus wissen. »Mir reicht’s auf jeden Fall. Meine Neugierde ist befriedigt. Dr. Hardstaffs Wunderkur ist nicht annähernd so unterhaltsam, wie ich sie mir vorgestellt habe.«
    »Ich habe genug gesehen«, sagte Sands mit heiserer Stimme. »Jetzt ist es an der Zeit, mir ein paar Fragen zu beantworten.«
    Wieder hallten Schritte auf dem Boden. Sands kam direkt auf die Bühne zu.
    »Verdammt.« Marcus’ Schritte donnerten hinter denen von Sands. »Rühren Sie ja nicht den Vorhang an. Das würde die Schauspielerinnen völlig aus dem Konzept bringen.«
    »Bilden Sie sich etwa ein, diese Frauenzimmer würden mich in irgendeiner Weise interessieren? Ich will wissen, weshalb mich jemand heute abend hierher gelockt hat. Ich habe genug von diesem Versteckspiel.«
    Iphiginia sah, daß Sands’ Hand den Rand des Vorhangs berührte. Er schnappte sich eine Handvoll des hauchdünnen Stoffs und zerrte daran, bis er den zarten Musselin von den Haken in der

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