Verhext
das alles nicht.«
»Ich nehme an, jemand hat sich einen schlechten Scherz mit Ihnen erlaubt, Sands.« Marcus ließ nur die letzte Lampe an.
»Es ergibt keinen Sinn.« Sands steckte die Hände in die Hosentaschen und begann, im Zimmer auf und ab zu gehen. »Wer sollte so etwas tun?«
»Natürlich jemand, der weiß, daß Sie den Verdacht hegen, meine langjährige Freundschaft zu Ihrer Frau sei mehr als bloße Verbundenheit.« Marcus lehnte sich mit einer Schulter an die Wand, kreuzte die Arme vor der Brust und sah Sands an. »Es gibt zahlreiche Menschen auf dieser Welt, denen es Vergnügen bereitet, anderen Leuten Schwierigkeiten zu bereiten. Das wissen Sie ebensogut wie ich.«
Sands sah ihn kalt an und stapfte weiter. »Aber was hätte denn passieren sollen, nachdem ich hier um Mitternacht ankam und feststellte, daß Sie Ihre Spielchen mit Mrs. Bright statt mit Hannah treiben?«
Iphiginia errötete. »Das waren keine Spielchen, Sir.«
Sands verzog verächtlich das Gesicht. »Nennen Sie diesen Unsinn, wie Sie wollen, Madam. Das ist allein Ihre Sache.«
Marcus sah Sands nachdenklich an. »Ich nehme an, wer auch immer Sie heute nacht hierher geschickt hat, wollte, daß Sie überall herumerzählen, was Sie heute nacht hier gesehen haben.«
»Was meinen Sie?« fragte Sands.
»Ich vermute, daß das eigentliche Ziel dieses schlechten Scherzes nicht Sie waren, sondern meine Freundin Mrs. Bright«, sagte Marcus mit leiser Stimme. »Aber ich werde dafür sorgen, daß der Schuldige dafür bezahlt.«
Iphiginia starrte ihn an. Es war offensichtlich, daß Marcus es ernst meinte.
Sands blieb abrupt stehen. Erfuhr herum und sah Iphiginia nachdenklich an. »Sie glauben also, daß jemand ein Interesse daran hat, Mrs. Bright zu demütigen?«
»Ja.«
»Aber warum?« wollte Sands wissen.
»Weil derjenige nicht will, daß ich sie heirate«, sagte Marcus.
»Sie heiraten.« Sands starrte ihn an. »Sie wollen Mrs. Bright heiraten? Ihre, uh, sehr gute Freundin?«
»Ja.« Marcus sah Iphiginia an. »Aber wir haben unsere Verlobung noch nicht offiziell bekanntgegeben, und ich hoffe, daß Sie nicht darüber sprechen werden.«
Iphiginia wollte gerade etwas erwidern, aber dann klappte sie den Mund wieder zu. Jeder Protest würde nur dazu führen, daß Sands weitere unangenehme Fragen stellte.
Sands runzelte die Stirn. »Man erzählte mir bereits, daß Sie die Absicht hätten, in Kürze Ihre Verlobung bekanntzugeben. Aber ich nahm natürlich an, daß Sie eine der jungen ... ah, egal.« Er hüstelte diskret und nickte Iphiginia zu. »Meinen Glückwunsch, Mrs. Bright.«
»Danke.« Sie warf Marcus einen wütenden Blick zu. Wie hatte er es nur wagen können, sie in die peinliche Situation zu manövrieren, die Verlobung bestätigen zu müssen? »Ich hoffe nur, daß Dr. Hardstaffs Therapie bis zu unserer Hochzeitsnacht anschlägt.«
Sands grinste. Plötzlich sah er viel jünger und vor allem viel netter aus als zuvor. »Da wünsche ich Ihnen viel Glück. Übrigens, Sie brauchen keine Angst zu haben, daß ich jemandem etwas von den Ereignissen heute abend erzähle.«
»Ich weiß Ihre Verschwiegenheit zu schätzen«, sagte Iphiginia.
»Ich bezweifle, daß mir überhaupt auch nur ein Mensch glauben würde. Die ganze Sache ist einfach viel zu peinlich.« Sands starrte in Richtung der Tür. »Wissen Sie was? Ich glaube, Sie beide sind wirklich füreinander geschaffen. Aber wenn Sie mich jetzt entschuldigen wollen, werde ich mich auf den Weg machen.« Er warf einen letzten geringschätzigen Blick auf die Wandgemälde und öffnete die Tür. »Im Gegensatz zu Ihnen, Masters, brauche ich Dr. Hardstaffs Behandlung noch nicht.«
»Wie schön für Sie«, erwiderte Marcus.
Als die Tür hinter Lord Sands ins Schloß fiel, senkte sich erneut Schweigen über den Raum.
Iphiginia und Marcus lauschten Sands’ Schritten, die in Richtung der Eingangstür verhallten.
Einen Augenblick später hörten sie, wie die Eingangstür geöffnet wurde.
Iphiginia seufzte erleichtert auf, und dann wandte sie sich an Marcus. »Du solltest dich schämen. Jetzt wird Lord Sands darauf warten, unsere Verlobungsanzeige in der Zeitung zu lesen. Wie konntest du nur so etwas sagen?«
»Ich habe ihm die einzige Antwort gegeben, die ihn garantiert ablenken würde.«
»Aber was wird er denken, wenn er nie etwas von unserer offiziellen Verlobung hört? Er wird annehmen, daß du ihn belogen hast. Vielleicht denkt er, daß er bewußt getäuscht wurde.«
»Darüber werde ich
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