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Verico Target

Verico Target

Titel: Verico Target Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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nicht tat. Felders gestattete keine
Grabenkämpfe und er gestattete seinen Agenten auch nicht, welche
vom Zaun zu brechen.
    Lancaster starrte ihn noch eine Sekunde lang an, doch als er
merkte, daß Cavanaugh nach keinem der angebotenen Köder
schnappte, ging er in den hinteren Teil des Büros und holte ein
Notizbuch. »Mrs. Kozinski hat ihren Koffer in Dollings’
Kofferraum zurückgelassen und ihre Handtasche vor dem
Beifahrersitz. Das hier war im Koffer. Wir nehmen an, daß sie
Ihnen von seiner Existenz erzählt hätte, wenn sie erst
einmal in Schutzhaft gewesen wäre.«
    Auch diesen Seitenhieb ignorierte Cavanaugh. Er nahm das
Notizbuch. Es war eine Art Tagebuch – nicht das ihre, sondern
das von Benjamin Kozinski. Cavanaugh las rasch die ersten
Eintragungen durch und überflog den Rest. Aufgeblasener Kerl.
Dann kam er zu den Berechnungen und Zeichnungen auf den letzten
Seiten.
    »Felders sagte, im Hauptquartier hättet ihr jemanden,
der dieses wissenschaftliche Zeug analysieren kann«, bemerkte
Lancaster. »Eine Tamara Lang. Wir faxen ihr gerade eine
Kopie.«
    Cavanaugh sah Tamara Lang vor sich: ernst, jung, klug, aber nicht
phantasiebegabt. Man hatte den Eindruck, als wäre sie andauernd
auf eine Eins in irgendeinem polizeibehördlichen Test aus, der
ausschließlich aus Lehrbuch-Formulierungen bestand. Cavanaugh
betrachtete noch einmal die Zeichnungen auf den letzten Seiten des
Notizbuches. Der einsame Kämpfer, der eine Kugel aus seinem
Revolver abschoß: EHRLICH! Die kleineren Kugeln, alle mit
absonderlichen Namen versehen: PETEY, DER BRONZE-LÖWENZAHN,
KASSANDRA, PRINZESSIN GRIMELDA. Am unteren Rand der Seite ein
einziges ausgelassenes EUREKA! Und davor seitenweise mathematische
Gleichungen und hingekritzelte Bezeichnungen chemischer Prozesse.
    »Ich brauche ein Telefon«, sagte Cavanaugh.
    »Benutzen Sie meins.« Lancaster machte keine Anstalten,
diskret hinauszugehen.
    Cavanaugh rief Felders an. »Marty, ich höre hier gerade,
daß man Ihnen Kozinskis Notizbuch geschickt hat, damit Tamara
Lang es sich ansieht. Aber ich glaube nicht, daß sie dieser
Sache gewachsen ist.«
    »So. Und wer wäre ihr gewachsen? – Oh. Sollen wir
ihn holen lassen?«
    »Nein. Man müßte ihm irgend etwas zur Last legen
oder ihn zumindest unter Strafandrohung vorladen, denn freiwillig
würde er nicht kommen. Und wenn die Sippschaft merkt, daß
Lederer auch nur einen Fuß ins Büro des FBI setzt,
könnte sie auf die Idee kommen, daß er redet.«
    »Denken Sie, die wissen nicht, daß Sie ihn heute schon
einmal besucht haben? Was soll es bringen, wenn Sie noch mal
hinfahren?«
    »Diesmal werden sie mich nicht sehen.«
    »Bob – nehmen Sie jemand anders. Diese Leute haben Ihr
Foto bereits vorliegen. Die können auch mit Kameras umgehen,
wissen Sie!«
    »Sie werden mich nicht sehen.«
    »Okay«, sagte Felders. »Wie Sie meinen. Sind Sie
sicher, daß Lederer nicht freiwillig kooperieren
würde?«
    »Absolut. Er würde zusehen, wie die ganze Akademie der
Wissenschaften gepfählt, gevierteilt und aufgehängt wird,
ehe er irgend etwas sagen würde, was seine drei Kinder in Gefahr
bringen könnte.«
    »Und wieso glauben Sie dann, daß er Ihnen Kozinskis
Aufzeichnungen dolmetscht?« fragte Felders mit einer gewissen
Logik.
    »Weiß ich nicht.«
    »Und daher…«
    »Und daher weiß ich es nicht, okay? Aber es muß
Lederer sein.«
    »Warum nicht Caroline Lampert? Sie ist Wissenschaftlerin wie
Kozinski. Sie arbeitete mit ihm zusammen.«
    »Weil sie von nichts weiß. Sie ist mit allem vertraut,
was in diesem Labor vorging, und sie hätte uns weitergeholfen,
wenn es ihr möglich gewesen wäre, aber sie konnte keine
Verbindung herstellen mit Verico. Sie sieht das verborgene Bindeglied
nicht. Es muß Lederer sein. Und es muß auf seinen eigenen
Jagdgründen sein.«
    »Und es müssen Sie sein«, sagte Felders. Es war
keine Frage, er versuchte nicht, Gegenargumente vorzubringen. Als
Cavanaugh so auf Lancasters verschränkte Arme und in seine
verächtlichen Augen blickte, erkannte er plötzlich, was
für ein Glücksfall Felders war.
    »Irgendeine Spur von Judy Kozinski?« fragte Felders.
    »Noch nicht.«
    »Wie konnte sie einfach so von der Bildfläche
verschwinden? Wenn sie nicht von der Sippschaft geschnappt
wurde…«
    »Das glaube ich nicht. Ich glaube, sie ist bloß
abgehauen. Sorgfältig erzogene irisch-katholische Mädchen,
die gerade den Schock ihres Lebens erlitten haben, können so
reagieren.«
    »Was, zum Geier, wissen Sie schon von

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