Verico Target
ob das halten würde… Und wir wollen doch nicht
irgendwelche Beweisstücke, die wir tatsächlich
beschlagnahmen, wegen der Ausschließungsklausel
verlieren!«
»Stimmt. Eine gerichtliche Einziehung vielleicht? Nach
bürgerlichem oder Strafrecht?«
Deming schwieg. Cavanaugh richtete einen unschuldigen Blick auf
ihn.
»Hören Sie zu«, sagte Felders, mit einemmal grimmig
entschlossen. »Machen wir uns an die Arbeit und besprechen wir
mal, was wirklich funktionieren könnte. Fangen wir mit einem
möglichen Informanten an. Bob, beten Sie uns noch mal die
Belegschaft von Verico vor.«
»Verico beschäftigt zwei Wissenschaftler«, begann
Cavanaugh. »Eric Stevens und einen gewissen Guillaume
d’Amboise, einen Franzosen, den Verico in Paris dem großen
Genom-Projekt von Daniel Cohen abgeworben hat. D’Amboise ist
noch jung, erst zweiunddreißig, verfügt über einen
soliden akademischen Hintergrund und hat keine Eintragung im
Strafregister, weder hier noch in Frankreich; er lebt allein und
arbeitet Tag und Nacht. Wir wissen nicht, ob d’Amboise
willentlich in Vericos innersten Kreis eingedrungen ist oder ob er
gezwungen wurde, diesen Posten anzunehmen. Aber in seiner Position
muß er wissen, woran bei Verico gearbeitet wird. Unter allen
Umständen. Wir hielten Stevens und d’Amboise nicht unter
Beobachtung, solange die Ermittlungen keinen offiziellen Status
hatten, aber ich denke, jetzt sollten wir damit beginnen.«
»Einverstanden«, nickte Felders.
»Der Rest der Belegschaft besteht aus vier
Forschungsassistenten, alle mit Universitätsdiplom, alle mitten
in der Arbeit für ihre Promotion. Einer von ihnen, Christopher
VincentDelCorvo, hat verwandtschaftliche Beziehungen zur
Gigliotti-Familie. Seine Mutter ist Maria Gigliotti DelCorvo. Ein
zweiter Assistent hat weniger enge, aber doch bestehende Verbindungen
zu den Callipares: Alfonso Ardieta. Wir halten die anderen beiden
für sauber und unwissend; vermutlich kennen sie zwar Teile des
Projekts, nicht aber deren ganze Bedeutung. Doch wir wissen das
natürlich nicht mit Sicherheit. Ihre Namen sind Miriam Ruth
Kirchner und Joseph Doyle Bartlett. Sie sind beide Anfang zwanzig.
Außerdem gibt es drei Labortechniker, die anscheinend für
Routinearbeiten eingesetzt werden; sie sind fast sicher sauber.
Karlee Pursei, Elliot Messenger und Nicholas Landau.«
Felders sagte: »Die besten Aussichten für einen
Kronzeugen hätten wir wahrscheinlich bei einem der
Forschungsassistenten. DelCorvo oder Ardieta. Aber die anderen beiden
wissen unter Umständen mehr, als sie ahnen, wenn wir ihnen nur
die richtigen Fragen über die Verico-Unterlagen
stellen.«
»Oder sie wissen überhaupt nichts, doch ist in dem
Moment, in dem wir sie uns vornehmen, unser Interesse an Verico
offensichtlich, und das Syndikat läßt alle
Laboraufzeichnungen wegbringen und die laufenden Experimente von New
Jersey in einen anderen Staat verlegen.«
Felders nickte. Das hatte bereits zur Diskussion gestanden, und
Duffy hatte seine Meinung dazu abgegeben: So lange wie möglich
so geheim wie möglich arbeiten. Lancaster, der in Boston mit der
Suche nach Dollings’ Killer vollauf beschäftigt war, hatte
gemeint, man sollte so rasch wie möglich einen Informanten
auftreiben. Cavanaugh dachte nicht daran, Deming um seine Meinung zu fragen.
Statt dessen kritzelte er eine Frau auf seinen Schreibblock, die
ein Schwert über ihren eigenen Kopf hielt: DAS SCHWERT DES
DAMOKLES-ONKELS. Die Kritzelei baute kein bißchen von seiner
nervösen Anspannung ab. Er sagte: »In erster Linie
müssen wir wohl herausfinden, wo Vericos Killervirus getestet
wird. Lederer war sich fast sicher, daß damit gerade irgendwo
Tests laufen. Vermutlich befinden sich an diesem Ort Duplikate der
Forschungsunterlagen.«
Wieder nickte Felders. »Das würde uns weiterhelfen.
Genauso würde uns weiterhelfen, wenn Mrs. Kozinski etwas gesagt
hätte, womit wir eine Verbindung zwischen Verico und dem
Anschlag auf ihr Leben herstellen könnten.«
»Wenn Lancasters Leute sie nicht in zwei, drei Tagen
ausfindig machen…«
»Wenn Lancasters Leute sie nicht morgen haben, können
wir annehmen, daß sie tot ist. Hören Sie, es gibt zwei
Möglichkeiten, weiterzumachen. Zum einen… ja,
Neymeier?«
»Verzeihung, muß unterbrechen«, sagte der
Analytiker. Cavanaugh warf einen Blick auf die Armbanduhr: zwanzig
vor neun. Wieso war Neymeier noch da? Weil er roch, daß etwas
bevorstand, und weil er um nichts in der Welt fehlen wollte, wenn die
Sache
Weitere Kostenlose Bücher