Verico Target
interessiert. Und
ich könnte arbeiten, ohne einer Kontrollkommission der
Gesundheitsbehörden für jedes Reagenzglas und jeden
Gen-Sequenzer Rede und Antwort stehen zu müssen. Ich könnte
meine Forschungen ohne willkürliche Kontrollen durchführen,
in einem Umfeld, das sich reinster, purster…«
»Wenn es so pur ist, wie kommt es dann, daß sie von
prozentueller Gewinnbeteiligung reden?« warf Judy in
beißendem Tonfall ein, in der Hoffnung, Ben zu bremsen. Es
funktionierte nicht.
»Sie reden von Gewinnbeteiligung, weil es früher oder
später Gewinne geben wird. Das ist einfach unvermeidlich!
Biotechfirmen sind die Zukunft, Liebes, das habe ich dir schon oft
und oft gesagt – das Genomprojekt ist nur die Infrastruktur, die
Straßen und Kanäle. Die kommerziellen Unternehmen werden
auf dieser Infrastruktur aufbauen, und einiges davon werden
Milliarden-Dollar-Wolkenkratzer sein. Warum denkst du wohl, wurden
allein letztes Jahr neunzig Millionen Dollar in Privatunternehmen
investiert, was eine Zunahme um 35 Prozent gegenüber dem
vorangegangenen Jahr bedeutet? Die Wall Street hat eine gute Nase
für Geld.«
»Du hörst dich an wie eine Presseaussendung«,
stellte Judy fest. Ihr wurde ein wenig schwindlig. Das war nicht die
Art von Zahlen, die Ben üblicherweise nur so aus dem Ärmel
schüttelte. »Ben…«
»Hör mich zu Ende an, Schatz. Das ist eine große Sache. Und nicht nur in finanzieller Hinsicht,
auch in wissenschaftlicher. Wichtig. Unternehmen wie
Verico…«
»Wie was?«
»Verico. So heißt der Laden.«
Verico. Die Wahrheitsfirma. Sie schlang die Finger fester
umeinander.
»Jedenfalls«, fuhr Ben fort, »werden Verico und
ähnliche kommerzielle Unternehmen künftig genau dort sein,
wo die nächsten Triumphe der Wissenschaft eingefahren werden
– weit weg von der staatlichen Bürokratie und von
Kongreßleuten, die gegen jede Art von Regierungsausgaben zu
Felde ziehen, die nicht für sie selbst bestimmt sind, und weg
von den Tierschützern, die am liebsten alle Laborratten
freilassen würden, und weg von…«
»Warte mal!« rief Judy. Ben hielt inne. Sie holte tief
Atem. »Langsam, Ben. Halt mir keinen Propagandavortrag,
erzähl mir nur einfach, was vorgefallen ist. Von Anfang an.
Verico ist also an dich herangetreten…«
Eine Sekunde lang funkelten Bens blaue Augen ärgerlich. Er
mochte es nicht, wenn man ihn unterbrach. Doch dann setzte er sich
auf die Armlehne ihres Sessels und griff nach ihrer Hand. Es war die
gleiche Stellung, die er heute nach dem Mittagessen eingenommen
hatte, als er andeutete, er würde davon absehen, dieses
Mädchen von der Uni Berkeley flachzulegen. Judy wünschte
sich, er würde die Stellung verändern, aber sie wollte es
nicht riskieren, ihn wirklich zu verärgern.
»Okay, Schatz. Von Anfang an. Ich hielt meinen Vortrag und
beantwortete danach die Fragen. Dieser Repräsentant von Verico
hatte die ganze Zeit über in einer der hintersten Reihen
gesessen und sich Notizen gemacht und rührte sich nicht von
seinem Platz, bis ich mich zum Gehen wandte. Nachdem wir uns
vorgestellt hatten…«
»Ist dieser Repräsentant ein Mann oder eine
Frau?«
»Ein Mann«, antwortete Ben gelassen. »Das
mußtest du wohl fragen, nicht wahr? Dieser männliche Repräsentant, ein gewisser Doktor Eric Stevens, stellte sich
als Präsident von Verico vor. Er ist selbst Biochemiker, eine
unbekannte Größe, ausgesprochen mittelmäßig,
aber zumindest weiß er das selbst. Die Firma braucht einen
erstklassigen Mann, um Forschungsarbeit auf Gebieten
durchzuführen, die mit meinem Tätigkeitsbereich, den
Hüllproteinen, verwandt sind. Eine Stunde lang schilderte er mir
in groben Umrissen die generelle Zielsetzung der Arbeit bei Verico,
die Laboranlagen, die Zusammensetzung des Firmenbudgets und so
weiter. Er legte mir auch eine Übersicht ihrer laufenden
Tätigkeit vor. Nicht besonders phantasievoll, aber auf allen
richtigen Gebieten. Sie arbeiten an der T-Zellen-Antigen-Kennung,
die…«
»Laß das Technische noch beiseite«, bat Judy.
»Bleib bei dem, was es für dich bedeutet.«
»Was es für mich bedeuten könnte, wäre die
Chance, mich wirklich mit dem zu beschäftigen, was mir am Herzen
liegt. Ohne für jeden Pfennig Rechenschaft ablegen zu
müssen, mit adäquaten Geldmitteln, die mir zur
Verfügung stünden, und mit all der Anerkennung, auf die ich
– wir – aufgrund meiner Leistungen ein Recht
haben.«
»Wie zum Beispiel ein hoher Lohn. Wie hoch?«
»Eine halbe Million im
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