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Verico Target

Verico Target

Titel: Verico Target Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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die ganze
Sache bereits durchdacht und sich zum Teil schon eine Meinung
gebildet, was nicht zuletzt einem Telefongespräch zu verdanken
war, das er während des Fluges mit Felders geführt hatte.
Neymeier hatte Hintergrundinformationen über die Streiter des
göttlichen Bundes geliefert; für Verico stellte diese
Siedlung den idealen Ort dar, um das tödliche, auf eine einzige
Person zugeschnittene Virus zu testen. Ein Haufen friedliebender
religiöser Narren, die weltabgeschieden lebten und
Bluttransfusionen ablehnten, weil es angeblich die Bibel so
vorschrieb. Ideale Kandidaten. Man testet das Virus, und wenn es
funktionierte, würden sich die Betroffenen gegen jegliche
medizinische Behandlung wehren, bei der Blut floß. Lederer
hatte zwar gesagt, daß eine Blutprobe jenen DNA-Fingerabdruck
liefern würde, der notwendig war, um diese HK-Dinger zu
individualisieren – aber er hatte auch gesagt, daß man
ebenso anderes Körpergewebe verwenden konnte. Und die
Testpersonen in der Siedlung widersetzten sich einer eingehenden
medizinischen Behandlung, sträubten sich gegen Autopsien und
lehnten alles ab, was unreine Außenseiter – besonders wenn
sie von offiziellen Stellen kamen – in ihr Anwesen bringen
könnte…
    Außerdem waren die Niederlassungen von Sekten stets auch
Tummelplatz heimatloser Seelen, die niemand draußen wirklich
vermissen würde.
    Aber wie hatte es die Mafia geschafft, dort hineinzukommen? Nehmen
wir mal an, dachte Cavanaugh, sie haben die Siedlung infiltriert,
indem sie vorgaben, reuige Sünder zu sein. Warum nicht? Eine
religiöse Bewegung hat Zulauf von allen möglichen Typen.
Vermutlich gab es dort drin sogar den einen oder anderen Makler oder
Piloten oder Doktor. Und so akzeptierten die Streiter die
eingeschleusten Mafiamitglieder wie alle anderen auch.
    Worauf letztere darangingen, ihre Experimente im Innern der
Siedlung durchzuführen – und ihre Investitionen gegen
Störungen von außen zu schützen, indem sie sie mit
Waffen ausrüsteten. Nein, das mußte es gar nicht sein; sie
bewaffneten das Anwesen einfach deswegen, weil für die Mafia das
unbewaffnete Abwickeln wichtiger Geschäfte vergleichbar war mit
einem Besuch beim Börsenmakler in splitternacktem Zustand. So
etwas machte man ganz einfach nicht. Auch wenn es in diesem Fall
keinen Grund gab, mit ernsthaften Störungen zu rechnen.
    Nun aber hatte jemand gestört. Und wer?
    Neymeier hatte eine Spur ausgegraben. »Hören Sie«,
hatte Felders zehntausend Meter weiter unten und ein paar Hundert
Kilometer weiter südlich zu Cavanaugh gesagt, »wir haben
Zeitungsberichte im Zusammenhang mit Cadillac. Ein Typ namens Wendell
Botts klappert seit zwei Monaten alle kleineren Talkshows ab und
behauptet, daß die Streiter des göttlichen Bundes
Menschenopfer darbringen. Er sagt, es gäbe dort
unverhältnismäßig viele Todesfälle, und die
lokalen Behörden würden alles vertuschen. Botts Exfrau lebt
mit den beiden Kindern in der Siedlung, er will sie raushaben. Die
Behörden haben auf Botts Anschuldigungen nicht
reagiert.«
    »Also könnte die Schießerei von ihm ausgegangen
sein?«
    »Könnte sein. Ex-Marine, Gefängnis wegen
tätlichem Angriff – gegen eines seiner Kinder –, zwei
Strafen wegen Widerstand gegen die Staatsgewalt und eine wegen
Trunkenheit und Störung der öffentlichen Ordnung, aber
nichts, seit er aus dem Gefängnis ist. Keine
Schußwaffenlizenz.«
    »Wie sieht’s mit dem Militärdienst aus?«
    »Ehrenvolle Entlassung. Noch etwas. Im Herbst hat Botts eine
Karte an uns geschickt. Landete im Spinnerdepot. Queen Victoria sagt,
sie hätte sie Ihnen gezeigt.«
    Jetzt erinnerte er sich. Die Postkarte mit dem grinsenden Pavian,
ohne Unterschrift, adressiert an den Direktor. Vicky hatte sie ihm
vor Monaten gezeigt. Gibt’s da kein Gesetz dagegen? Das mit
den Opfern ist wirklich wahr, auch wenn ich es NOCH NICHT beweisen
kann.
    Die ganze Zeit hatten sie den Schlüssel in der Hand gehabt
und es nicht gewußt.
    Und wie war Judy Kozinski darauf gekommen?
    »Wie ist momentan die Situation in Cadillac?« fragte er
Felders.
    »Wir stehen mit den örtlichen Polizeieinheiten in
Verbindung; sie trafen zuerst dort ein, unsere Agenten sind auf dem
Weg. Die Polizisten haben das Sektengelände unter Kontrolle; sie
nehmen vorsorglich alle Leute bis zu Ihrem Eintreffen fest, weil noch
nicht feststellbar ist, wer hingehört und wer nicht.«
    »Die können nicht unterscheiden zwischen echten
religiösen Spinnern und waffenschwingenden,

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