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Verico Target

Verico Target

Titel: Verico Target Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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die Sektenmitglieder zutiefst
erschüttert, als einige aus ihrer Mitte plötzlich
Feuerwaffen zückten und sie durchaus kompetent gegen diese
bewaffneten Fremden in den Skimasken einsetzten. Sie waren alle der
Überzeugung, es hätten sich keinerlei Waffen auf dem
Anwesen befunden.«
    »Und die Kerle mit den Waffen sind genau diejenigen
Mitglieder, die ihnen plötzlich abhanden gekommen sind«,
sagte Cavanaugh.
    »Allerdings«, sagte Hardesty. Er sah Cavanaugh
unverwandt in die Augen. »Cavanaugh, wollen Sie nicht endlich
mit der ganzen Sache rausrücken?«
    Das hatte Cavanaugh bereits mit Felders besprochen. »In
diesem Augenblick ist alles noch reichlich unscharf, aber ich werde
Ihnen sagen, was ich kann. Wir denken, daß die Cosa Nostra auf
diesem Anwesen möglicherweise biologische Waffen getestet
hat.«
    »Den Teufel hat sie!« explodierte Plovin. »In
meiner Stadt gibt’s so was nicht! Das hier, das war bloß
ein bekloppter Eigenbrötler, der sich Frau und Kinder geholt
hat!«
    »Da sind wir nicht so sicher. Aber ich muß mir
zuallererst den Arzt dieser Leute hier vornehmen. Dann werden wir
mehr wissen.« Er versprach nicht, dieses Wissen mit einem der
Anwesenden zu teilen.
    Hardesty war die Auslassung nicht entgangen. Seine Stimme blieb
kühl. »Der Doktor ist in einem Bungalow neben der
Krankenstation. Dort, wo das Licht brennt. Niemand hat mit ihm
gesprochen; es wurde ihm nur mitgeteilt, daß er als wichtiger
Zeuge festgehalten wird. Wir hatten Instruktionen, Ihr Eintreffen
abzuwarten.«
    Cavanaugh fand den Bungalow sofort. Er bestand nur aus einem
einzigen Raum, ausgestattet mit einem Doppelbett, einer Kommode,
einem Holzofen und einigen Stühlen. Die Möbel hatten das
solide, ernsthafte Aussehen des Selbstgemachten. An der Wand hing ein
billiger Druck des Letzten Abendmahls und ein Kalender mit dem
Foto junger Hunde. Zwei Polizisten saßen auf den Stühlen.
Der Arzt lag ausgestreckt auf dem Bett, erhob sich aber sofort, als
Cavanaugh eintrat.
    In dem Moment, als Cavanaugh den Doktor erblickte, schärften
sich seine müden Sinne wieder. Der Doktor war es! Er war einer
von denen! Cavanaugh wußte es!
    »Herr Doktor…«
    »Parker. Anthony Parker.« Er war zwischen dreißig
und vierzig, von gedrungener Statur. Dunkles, glattes Haar.
Stahlgefaßte Brille.
    Cavanaugh hielt ihm seine Marke unter die Nase. »Agent Robert
Cavanaugh, FBI.«
    Parkers Gesichtsausdruck veränderte sich kein bißchen.
»Ich denke, ich sollte einen Rechtsanwalt dabeihaben.«
    »Wozu das, Herr Doktor? Ich möchte doch nur wissen, was
eigentlich vorgefallen ist.«
    »Ich möchte nur im Beisein eines Anwalts mit Ihnen
sprechen.«
    Cavanaugh musterte ihn wortlos und wartete darauf, was Parker als
nächstes sagen würde. Aber der Hundesohn kannte das
Spielchen. Er wußte, daß bei genaueren Nachforschungen
irgend etwas rauskommen mußte – nicht unbedingt seine
Schuld, aber verwandtschaftliche Beziehungen, finanzielle
Abhängigkeiten, irgend etwas. Außerdem wußte Parker,
daß alle anderen – der Kampftrupp – geflohen oder tot
waren, und daß er somit allein auf weiter Flur dastand –
allein mit dem Gesetz und seinen Hütern. Natürlich wollte
er einen Anwalt, ganz egal, wie das in Cavanaughs Augen aussah.
    »Wie ich höre, gibt es in der Siedlung keine
Telefone«, sagte Cavanaugh. »Die Streiter des
göttlichen Bundes hielten nichts davon. Sind Sie ein Streiter
des göttlichen Bundes, Doktor Parker?«
    »Aber jetzt muß es schon welche geben. Ihr Typen…
die Polizeibehörde hat in der Zwischenzeit gewiß Leitungen
gelegt.«
    Was selbstverständlich stimmte. Cavanaugh hatte das
Behelfskabel gesehen.
    »Ich will meinen Anwalt sprechen«, sagte Parker.
»Ich habe das Recht, ihn anzurufen!«
    »Gewiß. Ich lasse Sie von einem Polizeibeamten
begleiten.«
    Parker nickte. Eine dünne Schicht Feuchtigkeit glänzte
auf seinem Gesicht, und seine Brille rutschte ihm andauernd die Nase
hinab. »Was wirft man mir vor?«
    »Gar nichts, Herr Doktor.«
    »Warum muß mich dann ein Polizist begleiten?«
    »Wir befinden uns hier auf dem Tatort eines
Verbrechens«, sagte Cavanaugh und fühlte eine tiefe
Befriedigung; Parker war kribbelig und hatte Angst – man hatte
ihn seiner medizinischen Kenntnisse wegen gewählt und nicht im
Hinblick auf seine Steherqualitäten. Die Mafia hatte sich seiner
bedient, aber er war ihr schwächstes Glied. Die
Möglichkeit, ihn umzudrehen, war latent vorhanden, mit oder ohne
Anwalt.
    Zu den beiden Uniformierten, die

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