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Verico Target

Verico Target

Titel: Verico Target Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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Markt ist,
und so…« Er verstummte.
    Cavanaugh wartete.
    »Mister Cavanaugh, was soll diese Fragerei? Warum
interessiert sich das FBI für meine Autopsien?«
    »Das darf ich Ihnen nicht sagen, Doktor. Und ich muß
Sie darüber hinaus auch ersuchen, diese Fragen niemandem
gegenüber zu erwähnen, nicht einmal Ihrer Frau
gegenüber.« Nie zuvor hatte Cavanaugh so fest auf das
Schweigen einer Person vertraut – Lederer vielleicht
ausgenommen. »Aber vorher noch etwas anderes: Können Sie
mir etwas zur medizinischen Situation auf dem Anwesen der Streiter
des göttlichen Bundes sagen? Irgend etwas?«
    »Soviel ich weiß, haben sie ihren eigenen
Arzt.«
    »Ja. Ich werde mich demnächst mit ihm unterhalten.
Kennen Sie ihn?«
    »Nein. Er ist Mitglied der Sekte, habe ich gehört. Und
diese Leute bleiben unter sich.«
    Plötzlich hatte Cavanaugh ein Bild vor Augen – ein Rudel
von Rotkäppchen, die sich im Wald aneinanderdrängten wie
die im Kreis aufgestellten Pferdewagen der ersten amerikanischen
Siedler. Damit ich dich besser fressen kann! Er hievte sich
aus der tiefen Polsterung des Lehnsessels hoch. »Ja, das habe
ich schon bemerkt. Noch etwas, Herr Doktor?«
    »Nein, ich fürchte, mehr ist es nicht. Aber, Mister
Cavanaugh…« Er schien nach den rechten Worten zu suchen.
Cavanaughs Antennen fuhren aus.
    »Vielleicht können Sie mir das nicht beantworten«,
sagte der alte Mann, »aber hatte das FBI schon im vorhinein
Hinweise darauf, daß auf dem Anwesen der Streiter etwas
passieren würde? Etwas Furchtbares? Denn wenn mir das bekannt
gewesen wäre, hätte ich dieser anderen Agentin mehr
über die Lokalpolitik erzählt, als sie danach
fragte.«
    »Eine andere Agentin? Wann war das?«
    »Heute nachmittag. Sie suchte mich auf und gab vor,
Reporterin zu sein, aber ich merkte gleich, daß sie nicht von
einer Zeitung kam. Sie schien mir zu… persönlich
interessiert. Sie hat sich auch nach den Autopsien
erkundigt.«
    Cavanaugh blies den Atem aus und hatte gar nicht gewußt,
daß er ihn anhielt. »Wie war ihr Name?«
    »Maggie Davis, wenn ich mich recht erinnere. War sie denn
keine Kollegin von Ihnen?«
    »Wie sah sie aus?«
    »Klein, schlank, rotes Haar, zerknitterte Kleider. Sah aus,
als hätte sie darin geschlafen.«
    Cavanaugh setzte sich wieder hin. »Ja, wir interessieren uns
für sie, Herr Doktor. Sehr. Können wir alles durchgehen,
woran Sie sich erinnern? Von Anfang an?«
    Stallman schilderte das Interview. Cavanaugh hörte aufmerksam
zu, doch irgendwo in seinem Innern regte sich heftige Übelkeit.
Gewiß hatte die Sippschaft ganz Cadillac und das Gebiet rund um
das Anwesen der Streiter mit einem dichten Überwachungsnetz
durchzogen – das jetzt, da die ganze Gegend von Polizei und FBI
wimmelte, natürlich abkommandiert worden war. Aber tagsüber
hatte es routinemäßig funktioniert, und sicher hatte einer
der Beobachter Judy Kozinski durch die Grove oder Elm oder Sycamore
Street spazieren sehen und es gemeldet. Sie war bis zur Siedlung
gekommen und hatte daraufhin den Polizeinotruf getätigt –
und was dann?
    Hatte die Mafia sie nach dem Anruf geschnappt, jedoch bevor sich
dieser Botts mit dem Wagen aus dem Staub machte? Oder hatte Botts sie
als Geisel mitgenommen? Wenn das erstere zutraf, dann war sie bereits
tot. Wenn nicht…
    Stallman starrte Cavanaugh unverwandt an. »Mister Cavanaugh,
was in dieser Siedlung dort vorging, das hatte doch etwas mit dem
medizinischen Fachgebiet zu tun, oder? In meinem Tätigkeitsbereich als Amtsarzt. Und ich werde nie erfahren,
worum es sich handelte, nicht wahr?«
    Mrs. Stallmans sanfte Stimme ersparte Cavanaugh eine Antwort.
»Mister Cavanaugh? Ein Anruf für Sie.«
    Hier? Er folgte ihr in die Diele und griff nach dem Hörer,
der auf einem der vielen Ziertischchen lag.
    »Hardesty.« Die kühle Höflichkeit war
verflogen. Der Sonderermittler klang fuchsteufelswild. »Ich
muß Ihnen mitteilen, daß uns hier ein fürchterlicher
Fehler unterlaufen ist. Doktor Parker ist tot.«
    Cavanaugh starrte die Wand an; nein, er hatte sich verhört,
das konnte Hardesty nicht gesagt haben! »Tot?«
    »Nachdem er in den Bungalow zurückgekehrt war, ja. Nach
dem Anruf bei seinem Anwalt. Einer der beiden Uniformierten ist auch
tot. Der andere ist aus der Siedlung verschwunden.«
    Auf der Gehaltsliste der Cosa Nostra. Bestochen. Niemand hatte die
Bullen einer Überprüfung unterzogen. Und keiner der
geschmierten Bullen hatte damit gerechnet, einen Mord begehen zu
müssen, um sein Geld wert zu

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