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Verico Target

Verico Target

Titel: Verico Target Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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durcheinander«, stellte
Saralinda ruhig fest, und er zwang sich, nicht darauf einzugehen,
weil er es sich nicht leisten konnte, sie aufzuregen, weil er es sich
nicht leisten konnte, in Wut zu geraten. Weil das alles viel zu
wichtig war.
    »Ich war im Unrecht. Aber seit fünf Monaten habe ich
keinen Tropfen getrunken, ich schwöre es! Ich gehe jeden Abend
zu den Anonymen Alkoholikern, du kannst meinen Bürgen fragen,
ich gebe dir seine Telefonnummer. Ich bin jetzt ein anderer Mensch,
Saralinda… Es sind meine Kinder! Und du bist – du warst
– meine Frau. Saralinda – ich will dich zurückhaben!
Ich liebe dich immer noch, und ich möchte, daß wir wieder
eine Familie sind!«
    Na also. Er hatte es ausgesprochen. Ohne Zorn oder Vorwurf in der
Stimme. Er hatte es ausgesprochen. Er wartete, während ihm das
Herz in der Kehle steckte.
    Sie warf einen neuerlichen Blick über die Schulter zu den
beiden Männern, die einen Schritt vom Tor entfernt auf dem Grund
und Boden des Anwesens standen, und als sie sich zurückdrehte zu
ihm, schien es Wendell, als würden ihre Augen ein wenig
glänzen. Er holte tief Luft und hielt den Atem an.
    Beinahe schüchtern sagte sie: »Du liebst mich immer
noch?«
    »Herr im Himmel, ja! Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr!
Und die Kinder auch.«
    »Du trinkst nicht mehr?«
    »Ich schwöre es, Liebes!«
    »Und du hast Arbeit?«
    »Bei der Andrews Construction Company außerhalb von
Albany. Hier, ich habe zufällig einen Lohnzettel bei mir, ich
kann es dir beweisen…« Nervös fummelte er nach seiner
Brieftasche.
    Saralinda unterbrach ihn dabei, indem sie ihre kleine Hand auf
sein Handgelenk legte. Die Berührung verursachte eine
süße Flutwelle unter seinen Rippen. »Ich glaube dir,
Wendell. Und du würdest zurückkommen, hierher zum Bund? Und
dich als Streiter für die Wahrheit wieder einsetzen
lassen?«
    Er starrte sie an. Sie starrte zurück, und der Glanz in ihren
Augen trübte sich, als hätte ihn jemand mit Sandpapier
weggewischt. Sie zog die Hand zurück. »Oh…
oh…«
    »Saralinda… ich kann nicht zurückkommen.«
    »Wenn die Ältesten eine außerordentliche
Versammlung abhielten…«
    »Ich gehe nicht mehr zu diesem verdammten Spinnerverein da
drinnen! Nie mehr!«
    »Sprich nicht so über das Werk des Herrn!«
    »Das Werk des Herrn! Bibelverse auswendig lernen und zu einem
toten Heiligen beten und Murmeltiere opfern für die Sünden
der Welt und darauf warten, daß ’n beschissener Jesus
Christus kommt, der uns alle erlöst…«
    Saralinda wandte sich zum Gehen.
    »Nein, warte, ich hab das nicht so gemeint, geh nicht,
Saralinda, du bist meine Frau… !«
    »Nein. Nicht mehr.«
    »Und wer hat diesen Einfall gehabt? Ich wollte diese
Scheidung nie, ich wollte dich und David und Penny…«
    »Dann hättest du Penny nicht den Arm brechen
sollen.«
    »Es war ein Unfall, ich schwöre bei Gott, es war ein
Unfall, ich hab’s dir wieder und wieder gesagt, aber, zum
Teufel, du hörst ja nie auf mich! Nie auf mich, bloß auf
diese fünf ausgetrockneten sogenannten gottgefälligen
Männer mit ihren bescheuerten Tieropfern als Sühne für
die Sünden der bescheuerten Welt…«
    »›Denn die Seele des Fleisches ist im Blut; und ich habe
es euch auf den…‹«
    »Zitier mir nicht die Bibel, Saralinda! Ich kenne sie genauso
gut wie du, ich mußte sie ja lernen bis zum
Kotzen…«
    »›… Altar gegeben, daß eure Seelen damit
versöhnt würden. Denn das…‹«
    »Ich sagte, hör auf damit, ich warne dich,
Saralinda…«
    »›… Blut ist die Versöhnung, weil die Seele in
ihm ist.‹ Leviticus 17,11.«
    »Hör auf!« brüllte Wendell, und es war genauso
wie früher; er hatte das Gefühl, betrunken zu sein, obwohl
er seit fünf Monaten keinen Tropfen gehabt hatte. Was er ihr
sagte, war nichts anderes als die gottverdammte Wahrheit, aber sie
hörte ihm ja nie zu, niemand hörte ihm je zu, nicht mal,
wenn er recht hatte, und er hatte recht, was diese
gefährliche, stinkende Siedlung betraf! Es war ungesund da drin,
es war unrein, verdammt noch mal…!
    »Adieu, Wendell«, sagte Saralinda.
    »Du kannst mir die Kinder nicht einfach vorenthalten, du
Luder! Ich nehme mir einen anderen Anwalt…«
    Sie sah ihm ins Gesicht. »Anwälte hatten wir schon,
Wendell. Und sie haben nichts zustandegebracht, was wirklich
zählt.«
    Wendell starrte sie an. Seine Wut war wieder verraucht, und das
Gefühl der Leere kehrte zurück, so wie es immer geschah.
Unausweichlich. In der letzten Zeit ihrer Ehe

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