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Verico Target

Verico Target

Titel: Verico Target Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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hatte er gelegentlich
seine Wut mit voller Absicht am Glosen gehalten, nur damit er das
Gefühl der Leere hinterher nicht spüren mußte. Es war
so verdammt viel schlimmer als die Wut.
    »Saralinda… geh nicht! Geh nicht wieder da rein, und
halt meine Kinder nicht von mir fern…!«
    »Sie haben es gut da drinnen. Sie haben ordentliche Freunde
und lernen, ein gottgefälliges Leben zu führen; sie
bekommen einfaches, gesundes Essen ohne Blut. Sie erfahren alles
über das Leben heiliger Männer wie Jesus Christus, St.
Cadoc, Pere Cadaud und vieler mehr. Penny und David sind
glücklich hier, Wendell. Du weißt, daß das stimmt.
Sie sind beide glücklich und führen ein Leben ohne
Angst.«
    Angst vor ihm, meinte sie. Und weil er das nicht ertragen konnte,
stürzte er sich auf das, was sie sonst noch gesagt hatte.
»Ohne Blut, na klar, wie gesund ist das? Bloß
Grünzeug und Käse, damit sie ja nicht den Fehler machen und
ein Tröpfchen Blut schlucken…«
    »Apostelgeschichte 15,20…«
    »Und dazu lernen sie, daß Tote zurückkommen
können, verdammte Gespenster …!«
    »Du weißt, daß St. Cadoc nur deshalb als Pere
Cadaud von den Toten auferweckt wurde, weil die Neue Welt ein Zeichen
brauchte, daß…«
    »…und dürfen zusehen, wie diese alten Männer
Murmeltiere und Karnickel opfern und…«
    »Du weißt genau, daß Kindern nicht gestattet
wird, dabei zuzusehen!«
    »Und wenn ihnen etwas zustößt, dann erlaubst du
dem Krankenhaus nicht mal ’ne Bluttransfusion, nein, da ist es
besser, sie sterben zu lassen…«
    »Apostelgeschichte 21,25…«
    »Sie sterben zu lassen, weil fünf verrückte alte
Knacker der Ansicht sind, daß eine Bluttransfusion das gleiche
ist wie Blut essen, und wenn also meine Kinder in dem verdammten
Krankenhaus liegen und Schmerzen haben und Blut
verlieren…«
    »Das einzige Mal, daß eins von ihnen mit Schmerzen im
Krankenhaus lag«, sagte Saralinda, »war an dem Tag, als du Penny dorthin gebracht hast!«
    Ein langes Schweigen folgte.
    »Saralinda«, sagte er schließlich, und bei dem
Klang seiner Stimme trat sie unwillkürlich einen Schritt
zurück, »ich lese regelmäßig das Cadillac
Register. Die Todesanzeigen. Schon wieder ist jemand von da
drinnen gestorben, an dessen Namen ich mich erinnere. Gibt’s bei
den Zeremonien der Ältesten vielleicht auch
Menschenopfer?«
    Ihre Augen wurden immer größer. Und dann, zum ersten
Mal, verfiel ihr kleines, zartes Gesichtchen. »Wie kannst du es
wagen!« stieß sie hervor. »Du weißt ganz genau,
daß die Streiter höchste Ehrfurcht vor dem menschlichen
Leben haben! Mrs. Evanston ist an einem Herzanfall gestorben, oder
denkst du, eine Todesanzeige würde in der Zeitung erscheinen,
falls es anders wäre? Wir sind zwar daran gewöhnt,
daß die ganze Welt voller Antichristen ist, die das Werk des
Teufels tun und versuchen, die Wahrheit mit Schmutz zu beschmieren
– aber du, Wendell Botts, du müßtest es besser
wissen!«
    Sie wirbelte herum, um davonzugehen, und Wendell packte sie am Arm
und begann, sie zu seinem kleinen Laster zu ziehen. Saralinda schrie
auf. Er vernahm echte Angst in ihrem Schrei, und ihm wurde ganz
übel. Er wollte sie gerade loslassen, als einer der beiden
Streiter vom Tor seinen Hals von hinten umklammerte.
    Wendell ließ Saralinda los. Seine Wut machte sich in einem
gewaltigen Aufschrei Luft, und er schleuderte den Kerl über
seine Schulter. Unverzüglich setzte sein militärisches
Training wieder ein, und er zielte mit einem fachmännischen
Tritt auf den Kopf des fallenden Mannes, während er sich
umdrehte, um den zweiten in Angriff zu nehmen. Doch sein
hochgehobener Fuß fand nie sein Ziel, denn der Mann auf dem
Boden rollte herum, kam in einer einzigen, mühelosen,
fließenden Bewegung wieder auf die Füße und griff
Wendell an, dem augenblicklich klar wurde, daß der erste
Schulterwurf pures Glück gewesen und nur deshalb gelungen war,
weil der Mann nicht damit gerechnet hatte. Dreißig Sekunden
später lag Wendell blutig geschlagen und nach Luft ringend auf
der Erde, kotzte sich die Seele aus dem Leib und sah undeutlich, wie
die beiden völlig unversehrten Männer Saralinda durch das
Tor beförderten und es lautstark ins Schloß
schmetterten.
    Als er wieder klar sehen konnte, richtete er sich langsam auf.
Nichts war gebrochen, aber man hatte ihn geprügelt wie einen
Hund, und genauso schlich er davon – wie ein geprügelter
Hund, dessen Blut in den Dreck rann. Vor Saralinda! Lange Zeit hockte
er keuchend hinter dem

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