Verico Target
getan. Nahmen Bodenproben, Fingerabdrücke
und Spuren aus Kozinskis Wagen und Kleidung, den
Hammer…«
»Der Täter hat den Hammer zurückgelassen?«
»Ja. Er nahm Kozinskis Brieftasche mit, ließ aber
Kleingeld und Schlüsselbund zurück. Wir fertigen
Abdrücke jeder einzelnen Reifenspur im Umkreis von zwei Blocks
an. Desgleichen von Fußspuren, obwohl das nicht sehr hilfreich
sein dürfte, wir hatten sehr trockenes Wetter in letzter
Zeit.«
»Zeugen?«
»Bislang keine. Niemand sah etwas. Die Frau, die den Leichnam
fand, ist eine Fabrikangestellte, die auf dem Weg zur Arbeit anhielt,
um wie jeden Tag seit fünfzehn Jahren ihren Morgenkaffee an der
Theke des Ladens zu trinken. Sie parkte ihren Wagen auf dem Platz
hinter dem Gebäude, direkt neben Kozinskis Corvette. Alle
anderen Personen, die zwischen 3 und 5 Uhr 30 morgens dort
vorbeikamen, hielten den Wagen mit laufendem Motor am Vordereingang
an, um sich Zigaretten oder Bier zu holen.«
»Kozinski fuhr eine Corvette?« fragte Cavanaugh.
»Welche Farbe?«
»Rot.«
»Ziemlich knallig für einen Wissenschaftler.«
»Es scheint tatsächlich eine ungewöhnliche
Wahl«, bestätigte Piperston mit steinerner Miene.
»Was macht ein bedeutender Wissenschaftler um 3 Uhr morgens
auf der Straße?«
»Anscheinend fuhr er des öfteren nachts in sein Labor,
um dort zu arbeiten. Üblicherweise jedoch nicht so spät.
Diesmal hingegen war ein übler Streit mit seiner Frau
vorangegangen; er stürmte wütend aus dem Haus.«
»Sie haben mit ihr gesprochen? Mit ihr
persönlich?«
»Ja«, sagte Piperston. »Möchten Sie
Kaffee?«
»Gern, vielen Dank«, sagte Cavanaugh und sah zu, wie
Piperston Kaffee – aus einer perfekt funktionierenden
Braun-Kaffeemaschine – in einen dicken weißen Becher
goß. Eigentlich hatte es ihn überrascht, nicht gleich nach
den ersten Vorstellungsworten Kaffee angeboten bekommen zu haben. Wie
es aussah, hielt Piperston seine Höflichkeitsgesten so lange
zurück, bis ihm auch wirklich danach war. Cavanaugh hatte den
Eindruck, soeben irgendeine Art von Test bestanden zu haben.
Der Kaffee war so heiß, wie es sich gehörte. Cavanaugh
trank ihn langsam und fühlte sich sogleich zuversichtlicher.
»Was sagte denn Mrs. Kozinski, worum es bei dem Streit
ging?«
»Um eine andere Frau. Mrs. Kozinski durchsuchte seine
Aktenschränke, als er in einer anderen Stadt erste
Gespräche wegen einer neuen Stelle führte. Offenbar hatte
er den Entschluß zu dieser Reise getroffen, ohne sich vorher
mit seiner Frau zu besprechen. Nun war sie derart aufgebracht,
daß sie eine entscheidende Auseinandersetzung betreffend einige
seit längerem anstehende heikle Problemkreise erzwang, denn sie
hatte Kreditkartenabrechnungen für Motels, teure Abendessen und
Blumen gefunden. Die Aktenschränke waren verschlossen, doch Mrs.
Kozinski benutzte einen Hammer, um sie aufzubrechen.«
Noch ein Hammer.
»Wohl keine von der zurückhaltenden Sorte«,
bemerkte Cavanaugh.
»Anscheinend nicht. Andererseits«, fügte Piperston
hinzu, »ist der Zeitpunkt vielleicht nicht ganz der rechte, um
über sie zu Gericht zu sitzen. Sie war entsetzt und fast
hysterisch als Reaktion auf den Tod ihres Mannes.«
Cavanaughs Respekt für Piperstons Urteilsvermögen stieg.
»Gehört Mrs. Kozinski zu den Verdächtigen?«
fragte er.
»Formell? Selbstverständlich.«
»Aber nicht ernsthaft? Trotz des Hammers? Hat sie ein
Alibi?«
»Nein«, sagte Piperston. »Vermutlich hätte sie
ihm folgen können. Wir überprüfen ihren Wagen und ihre
Kleidung. Aber zum gegenwärtigen Zeitpunkt halten wir sie nicht
für dringend verdächtig.«
Aus der Art, wie Piperston das sagte, wußte Cavanaugh,
daß es ein intuitiver Gedanke war, und er wußte auch,
daß Piperston sich für gewöhnlich auf seine
Intuitionen verließ. So fragte er nur: »Gibt es irgend
etwas, das ich noch wissen sollte, ehe ich mit ihr rede?«
Piperston antwortete nicht gleich. Er goß sich Kaffee nach
und deutete auf Cavanaughs Becher. Cavanaugh winkte ab. Piperston
schien zu überlegen, ob er etwas ganz Bestimmtes erwähnen
sollte, und Cavanaugh merkte genau, in welchem Moment er seinen
Entschluß traf. »Sind Sie katholisch, Agent
Cavanaugh?«
Die Frage verblüffte Cavanaugh. Er schüttelte den Kopf.
»Ich bin überhaupt nicht viel von irgendwas.«
»Wie die meisten Menschen. Nun, Judy Kozinski ist katholisch.
Oder zumindest wurde sie katholisch erzogen. Ihr Vater ist ein
anerkannter Privatgelehrter und Autor eines maßgeblichen
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