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Verico Target

Verico Target

Titel: Verico Target Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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Kozinski
an etwas wirklich Bizarrem gearbeitet haben könnte?«
    »Zum Beispiel?« Die geschürzten Lippen kehrten
zurück.
    Cavanaugh spürte einen Hustenanfall bevorstehen. In dem
Dämmerlicht des unbeleuchteten Konferenzraumes waren Gesicht und
Labormantel seines Gegenübers nur noch helle Flecken.
    Verzweifelt sagte er: »An geklonten Ratten, die Krankheiten
verbreiten. An geklonten Dinosauriern. An geklonten
Soldaten.«
    Angeekelt sah sie ihn an. »Die Staatlichen Institute für
Gesundheitswesen sind keine Comicbooks, Mister Cavanaugh. Ebensowenig
wie Benjamin Kozinskis Arbeit am Whitehead-Institut.«
    »Nein, ich fragte mich nur…«
    »Bitte rufen Sie mich an, wenn Sie sich besser fühlen,
damit wir einen neuen Termin für ein Gespräch vereinbaren
können.«
    Draußen auf dem Korridor ging irgendeine Tür auf, und
wieder einmal wurde Cavanaugh vom Gestank kranker Ratten
überfallen. Sehnsüchtig dachte er daran, dem Institut
für Gesundheitswesen zu entkommen. »Nein, lassen Sie uns
das jetzt zu Ende führen, Frau Doktor. Es gibt noch einiges, was
mir nicht ganz klar ist. Und ich möchte hierbleiben, bis es
soweit ist.«
     
    Als er endlich zum Hoover Building zurückkehrte, machten alle
anderen gerade Feierabend, und der übliche Verkehrssalat staute
sich in den Straßen rund um das große Dreieck, in dem
sich Justizministerium und FBI befinden. Cavanaugh kämpfte sich
durch, parkte den Wagen und nieste sich bis in sein Büro hinauf,
wo er erst einmal alle Botschaften durchsah, die man ihm hinterlassen
hatte. Nichts von Neymeier. Nun, der Junge hatte gesagt, daß
die Datensuche eine Weile dauern würde. Cavanaugh setzte sich an
den Schreibtisch, riß den Großkarton
Papiertaschentücher auf, den er erstanden hatte, und legte eine
Packung auf den Schreibtisch. Die anderen dreiundzwanzig Packungen
stapelte er ordentlich neben der Ablage übereinander, ehe er ein
frisches Blatt Papier vor sich hinlegte.
    Auf dem Rückweg von Bethesda hatte er über alles, was er
von Julia Garvey gehört hatte, genau nachgedacht und es zu
möglicherweise relevanten handlichen Päckchen reduziert.
Jetzt brachte er diese Päckchen zu Papier, wobei er sie
sorgfältig numerierte.
     
    1. K. beschäftigte sich mit Proteinen, aus denen die
Außenhülle von Viren besteht.
    2. Diese Proteine tun etwas – sie schütten chemische
Stoffe aus, die andere Veränderungen bewirken –, wenn das
Virus sich anschickt, in eine gesunde Zelle einzudringen,
während es in eine gesunde Zelle eindringt und nachdem es in die
gesunde Zelle eingedrungen ist.
    3. Der Grund, weshalb K. sich damit beschäftigte: bei der
Gentherapie werden veränderte Gene in gesunde Zellen
eingebracht, um Krankheiten zu heilen, und Wissenschaftler sind nicht
glücklich, ehe sie nicht nur wissen, daß etwas
funktioniert, sondern auch, wie etwas funktioniert.
     
    Cavanaugh überdachte den letzten Punkt noch einmal. Doch im
großen und ganzen fand er ihn zutreffend. Es stimmte doch,
daß ein Haufen öffentlicher Gelder dafür aufgewendet
wurde, Abläufe zu verstehen, die genauso funktionieren
würden, wenn man sie nicht verstand. Andererseits brauchten
Wissenschaftler alle Fakten, arrangiert zu einem logisch
zusammenhängenden Modell, das einen Sinn ergab. Genauso wie
Analytiker beim FBI.
     
    4. K. hat etliche Moleküle identifiziert, die für Viren
einen Schlüssel bilden, mit Hilfe dessen sie in eine Zelle
eindringen können. Er hat auch die ganze Reaktionskette
identifiziert, die hierzu führt, und er konnte sie
willkürlich in Gang setzen.
    5. Ein Teil seiner Arbeit beschäftigte sich mit der Frage,
weshalb Viren in manche Zellen lieber eindringen als in andere. Das
hat damit zu tun, wie Viren an ›Rezeptoren‹ – einer
Art von Andockstellen an der Außenseite von Zellen –
festmachen. Anscheinend verfügen manche Andockstellen über
weniger Sicherheitsvorkehrungen als andere, was den Viren das
Eindringen erleichtert.
     
    Nachdenklich trommelte Cavanaugh mit der Bleistiftspitze auf
diesem Punkt herum. Doktor Garvey hatte den Vergleich abgelehnt;
Rezeptoren, hatte sie gesagt, waren keine ›Andockstellen‹.
Dazu waren sie viel zu molekülspezifisch. Aber Cavanaugh
ließ es stehen; er wußte, was er meinte, und das
hier waren seine privaten Notizen und nicht Teil eines Berichts.
     
    6. K.’s Arbeit war höchst bedeutsam – zumindest in
Doktor Garveys Augen; sie spricht ganz aufgeregt darüber. Die
Aufregung scheint in erster Linie daher zu kommen, weil seine

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